Teil 23

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*Rose*
Als ich wieder zu mir komme, befinde ich mich nicht länger vor dem Krankenhaus. Ich liege in einen hellen Raum, auf einem gemütlichen Bett. Der Raum ist sehr modern eingerichtet, aber nichts darin ist irgendwie persönlich. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dann könnte man denken, dass es sich hierbei um ein Gästezimmer handelt. Doch anhand des Geruches, den ich überall auf der Welt wieder erkennen würde, muss ich feststellen, dass es sich um sein Zimmer handelt. Plötzlich schießen mir die Ereignisse von gestern Abend in den Kopf. Meine Hand wandert automatisch an die Stelle an meinem Hals. Als ich sie berühre, ist es als ob elektrische Ströme durch meine Haut fließen. Wie der Blitz fahre ich hoch und suche das Haus nach ihm ab. Doch nirgendwo ist er zu finden. Als ich an einer der Köchinnen vorbei gehe, sagt sie mir das er im Rudelhaus  ist. Ich schimpfe vor mich hin, als ich mich zum Auto begebe.

Meine Wut steigert sich ins unermessliche und ich kann mich während der Fahrt kaum aufs Fahren konzentrieren. Wie kann er mich nach sowas alleine zurücklassen. Wie kann er sowas gegen meinen Willen tun. Als ich endlich das Rudelhaus erreiche,  springe ich fast aus dem Wagen. Ohne groß Zeit zu verlieren, laufe ich direkt in sein Büro. Die Szene die sich mir hier dar bietet dreht mir fast den Magen um. Damien steht mitten im Raum und hält die Frau von neulich in seinem Arm. Sie hat ihren Kopf an seine Brust gedrückt und er streicht mit kreisenden Bewegungen über ihren Rücken. Als er mich erblickt schaut er mir nur emotionslos in die Augen. Irgendwas in mir explodiert, die Ränder meines Sichtfeldes verschwimmen in einem satten rot.

Immer wieder entgleitet mir fast die Kontrolle. Mein Wolf möchte Blut sehen. Mit unmenschlicher Geschwindigkeit stürme ich in ihre Richtung. Mit harten Griff fasse ich die Frau am Nacken und ziehe sie gewaltsam von ihm weg. Sie schreit erschrocken auf. Ihre weit aufgerissenen Augen sind auf mich gerichtet. Der Hass auf sie pulsiert durch meine Adern. Immer mehr verliere ich die Kontrolle über mich. Bis ich es schließlich nicht mehr kontrollieren kann und mich in meinen Wolf verwandle. Dieser stürzt sich direkt auf sie und beißt tief und fest in ihre Schulter. Ein ekelerregendes Geräusch ertönt und ich muss nicht mal hinschauen, um zu sehen, dass ich sämtliche Knochen gebrochen haben muss. Ihr schreien ist ebenfalls ein gutes Indiz dafür. Bevor ich weiter über sie herfallen kann, werde ich diesmal gepackt und mit einem Ruck von ihr weg gezogen. Damien, nun ebenfalls in seiner Wolf Gestalt funkelt mich an. Nun stürmen einige seiner Männer in das Büro, sie stürzen sich auf mich und halten mich am Boden. Ich wehre mich mit Händen und Füßen, bis Damien mir befielt mich zurückzuverwandeln. Seine Stimme lässt keinen Raum für Diskussionen. Langsam beginne ich mich zurückzuverwandeln, einer der Männer reicht mir ein Shirt. „Bringt sie von hier weg!", ruft Damien mit emotionsloser Stimme. Ich versuche mich gegen ihre Griffe zu wehren, doch das ist zwecklos. Ihre Arme liegen wie Schraubstöcke um meine. Also gebe ich irgendwann nach und lasse mich von Ihnen in einem Raum, ohne Fenster einschließen. Der Raum ist kahl und ohne Schmuck. Nicht mal eine Sitzgelegenheit gibt es hier. Also setze ich mich auf den kalten Boden mit dem Rücken zur Wand hin.

Einige Stunden verstrichen bereits, als mich endlich ein Geräusch an der Tür aufhorchen ließ. Als sie langsam geöffnet wird, kommt Zahra hindurch. Ihr Blick zeigt Besorgnis. „Hey!", sage ich nur zerknirscht als sie sich neben mir auf den Boden sinken lässt. Einige Zeit sitzen wir stumm da, bis sie endlich was sagt: „Ich will dir keine Vorwürfe machen, aber das war bei weitem nicht deine beste Idee. Obwohl ich ihr wahrscheinlich die Kehle rausgerissen hätte, an deiner stelle." „Er hat mich markiert und als ich ihn danach suche, finde ich ihn so. Das hat meinen Wolf nicht gefallen.", sage ich und schließe erschöpft die Augen. „Ich weiß noch nicht mal wer sie ist", füge ich noch hinzu. „Sie waren 5 Jahre zusammen. Die erste große Liebe, sie dachten, ihre Liebe würde selbst jede Mate-Beziehung überstehen. Doch dann hat Lanie ihren Mate Samuel getroffen. Die beiden sind in sein Rudel gezogen und Damien ist mit gebrochenem Herz zurückgeblieben. Naja anderthalb Jahre sind seitdem vergangen und niemand hat mehr was von ihr gehört. Nicht mal ihre hat was von Lanie gehört. Bis sie vor einigen Tagen ganz verstört wieder aufgetaucht ist. Damien und du wart gerade in seinem Zweithaus.", beginnt Zahra zu erzählen. Ich muss mich zusammenreißen nicht wieder auszurasten. Alleine der Gedanke, dass die beiden mal zusammen waren, treibt mich zur Weißglut. Wie kann er es wagen sie hier her zu bringen. „Lanies Mate wurde während eines Rouge Angriffs so sehr verletzt, dass er den Tag nicht mehr überlebt hat. Jetzt ist sie wieder hier bei ihrer Familie und Damien.", erklärt Zahra mit einem düsteren Ausdruck im Gesicht. Bevor wir unser Gespräch weiter führen können, treten die Männer von vorhin in den Raum. Die beiden sind riesig und ihre Muskel bepackten arme zeugen von ihrem täglichen Training.
„Der Alpha möchte dich sehen", sagt einer von ihnen. Er hat hellbraune lockige Haare und grüne Augen. Zahra drückt mir nochmal mitfühlend die Schulter, bevor ich mich erhebe und den beiden Folge. Als wir vor seinem Büro ankommen, ziehen sich die beiden zurück. Bevor ich den Raum betrete, atme ich mehrmals durch. Nachdem ich die Tür vorsichtig geöffnet habe, trete ich ein. Damien sitzt hinter seinem Schreibtisch und zu meiner Überraschung ist ein  mir unbekannter Mann anwesend, der auf einem der Sessel sitzt. Sein Blick bohrt sich in den meinen und verursacht eine Gänsehaut bei mir. „Setz dich!", ruft mir Damien zu und seine Stimme ist so eiskalt, das ich erschaudere.

Ich setze mich ebenfalls auf einen der Sessel vor seinem Schreibtisch. „ Heute hast du eine unserer wichtigsten Regeln gebrochen. Du hast eins deiner Rudel Mitglieder angegriffen und sehr schwer verletzt", fährt er fort, während mich  der Mann neben mir, weiterhin mit hasserfülltem Blick durchbohrt. „Du weißt genau warum es so weit gekommen ist Damien. Die Schuld liegt nicht auf meiner Seite.", meine Stimme klingt ebenfalls kalt und emotionslos. Die ganze Sache zwischen ihm und mir hat mich echt abgehärtet. Mein ganzes Leben war ich immer mit der Liebe meiner Familie überschüttet worden, ich wäre bei so einer Unterhalten sofort eingeknickt. Ich hätte angefangen zu heulen, doch in den letzten Monaten habe ich so viel Hass und Ungerechtigkeit ertragen müssen, dass es wie eine Kleinigkeit auf mich wirkt, dass mein Mate mich jetzt wegen seiner Ex-Freundin zur Rede stellt.  „Der Grund für deine Tat tut jetzt nichts zur Sache. Es geht lediglich darum, dass du eines unserer wichtigsten Regeln verletzt hast und nun deine Bestrafung festgelegt wird. Das ist Mr. Henley, Lanies Vater. Er wird Zeuge von meinem Urteil, wegen deines Verbrechens gegenüber seiner Tochter. Rose Clarke, du wirst mit 10 Schlägen durch eine  Silberpeitsche bestraft, dies ist die übliche Bestrafung für Übertretungen unserer Regeln."

Seine Worte hallen immer noch in meinem Kopf nach. Ich weiß das es die übliche Bestrafung in Werwolf Rudeln ist, wenn man gegen die Regeln verstößt, doch alleine der Gedanke an meine Strafe lässt mich erzittern. Silber ist eins der gefährlichsten Waffen, für uns Werwölfe. Es brennt sich in unsere Haut und verursacht Verletzungen die deutlich länger dauern, bis sie verheilt sind. Einmal habe ich erlebt, wie ein Werwolf aus meinem alten Rudel zu einer solchen Strafe verurteilt wurde. Sein schreien war unerträglich. Die Wunden auf seinem Rücken brauchten mindestens eine Woche, um vollständig zu verheilen. Das mein Mate mich zu sowas verurteilt und mir etwas so schreckliches zumutet, lässt mein  Herz zusammenzucken. Die Nachwirkungen seines Bisses an meinem Hals, zeigen langsam ihre Wirkung. Ich fühle mich ihm näher, das Band zwischen und wurde geschlossen und eigentlich sollte man jetzt für einander da sein. Den anderen vor allem Übel beschützen, doch in meinem Fall war das genau das Gegenteil. Doch eins schwor ich mir, wenn ich das heute irgendwie überlebe, werden das meine letzten Tage in diesem Rudel sein.

Als es dann so weit ist, werde ich auf dem großen Platz hinter dem Rudelhaus geführt. Dort hat sich das halbe Rudel versammelt. Ich werde auf ein Podest gebracht und sehe Lanie und ihre Eltern in der ersten Reihe. Als ich ihren Blick treffe, grinst sie mich schadenfroh an. Damien tritt neben mir auf der Podest und erklärt , weswegen wir uns hier versammelt haben. Ich höre ihm nicht zu und suche die Menge nach bekannten Gesichtern ab. Als ich schließlich meine Mutter entdecke, die mit meinem Vater, der in einem Rollstuhl neben ihr sitzt und meinen Bruder erblicke, sehe ich das Entsetzen in ihren Augen. Mein Vater sieht aus als würde er im nächsten Moment aufspringen und Damien den Kopf abreißen. Obwohl er immer noch blass und krank aussieht. Doch er lebt und es geht ihm gut. Erleichterung macht sich in mir breit.

Nun ist es so weit. Damien wird die silberne Peitsche gebracht. Mein Herzschlag wird schneller. Als der erste Schlag mich trifft und meine Haut aufreißt, presse ich unter Aufbringung all meiner Kraft meine Lippen zusammen. Ich spüre die Wärme  meines Blutes, dass meinen Rücken runterläuft. Niemanden werde ich diese Genugtuung geben, mich schreien zu hören. Die nächsten Schläge kommen und mein Körper wird immer schwächer und schwächer. Das Silber bohrt sich immer und immer wieder in mein Fleisch. Meine Beine geben nach und ich sinke kraftlos auf die Knie, als ein weiterer Schlag mich trifft. Mein ganzer Körper beginnt zu zittern, das Blut läuft weiter über meine Arme zu meinen Händen hin. Ich kämpfe mit aller Kraft gegen die Bewusstlosigkeit, aber ich scheine diesen Kampf immer mehr zu verlieren. Meine Kraft versiegt und ich komme mit einem dumpfen Knall auf dem Boden auf, danach ist alles dunkel und friedlich. Der Schmerz verebbt und lässt mich in ein vergessen driften.

Hallo ihr lieben ☺️. Ich habe lange gekämpft mit diesem Kapitel. Eine Schreib Blockade  nach der anderen gehabt.  Nun habe ich es endlich geschafft dieses Kapitel zu beenden und hoffe das es euch gefällt. Ich habe noch nicht oft solche Szenen geschrieben und es ist mir merklich schwer gefallen.

Ich gebe mir wie immer Mühe, dass ein weiteres Kapitel schnell kommt, aber manchmal dauert es seine Zeit. Ich hoffe ihr versteht das.

I Need you Mate Where stories live. Discover now