23. Happy Thankgsgiving

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Zu einem lockeren Gespräch, wie wir es früher immer geführt hatten, war ich nicht in der Lage. Nichts, was mir einfiel, erschien angemessen, und ich hatte Angst, ihn schon zu verstimmen, bevor wir nur bei meinem Dad ankämen.
Der Plan, den ich mir zurechtgelegt hatte, sah so aus, dass er seine Rolle spielte, dann aber hoffentlich begann, mich zu vermissen, und ich so vielleicht noch eine Chance bekäme, ihn um Versöhnung zu bitten. Das würde nicht leicht werden, aber etwas anderes blieb mir nicht übrig.

Ich bog in die nasse Kiesauffahrt ein und trug unsere Taschen zur Veranda.
Dad machte uns lächelnd die Tür auf.
»Schön, dich zu sehen, mein Sohn.« Sein Lächeln wurde noch breiter, als er den gutaussehenden Kerl neben mir ansah.
»Jimin Park. Wir freuen und so auf das Essen morgen. Es ist schon lange her, dass... also... es ist schon lange her.«
Im Hause legte Dad eine Hand auf seinen vorstehenden Bauch und grinse. »Ich habe für eich dad Gästezimmer vorgesehen, Kook. Ich dachte mir, auf zwei Einzelbetten in deinem Zimmer seid ihr bestimmt nicht scharf.«
Jimin sah mich an. »Jimin ist... äh, er wird... im Gästezimmer schlafen. Ich nehme dann meins.«
Kai kam dazu und verzog missbilligend das Gesicht. »Wieso das denn? Er hat doch auch schon in deiner Wohnung übernachtet, oder?«
»In letzter Zeit nicht«, antwortete ich und musste mich zurückhalten, Kai nicht eine zu langen. Schließlich wusste er doch genau, wieso.

Dad und Kai tauschten einen vielsagenden Blick.
»Namjoons' Zimmer ist seit Jahren nur noch ein Abstellraum, deshalb wollte ich ihm eigentlich dein Zimmer überlassen. Aber ich schätze, er kann auch auf der Couch schlafen«, meinte Dad und schaute auf die schäbigen, ausgeblichenen Kissen im Wohnzimmer.
»Mach dir keine Gedanken, Donghae. Wir wollten nur nicht respektlos sein.« Jimin legte eine Hand auf meinen Arm.
Dads Gelächter schallte durchs ganze Haus, und er tätschelte Jimins' Hand. »Du hast meine Söhne doch schon kennengelernt, Jimin. Das solltest du eigentlich wissen, dass es fast unmöglich ist, mich zu kränken.«

Ich deutete mit dem Kopf die Treppe hinauf und Jimin folgte mir. Behutsam stieß ich die Tür mit dem Fuß auf, stellte unsere Taschen ab, schaute auf das Bett und dann zu Jimin hin.
Mit großen Augen betrachtete er das Zimmer, dann blieb sein Blick an einem Foto meiner Eltern hängen.
»Tut mir leid, Kitten. Ich schlafe auf dem Boden.«
»Darauf kannst du Gift nehmen«, sagte er und fuhr sich durchs Haar. »Ich kann nicht glauben, dass ich mich von dir zu dieser Sache habe überreden lassen.«
Ich setzte mich aufs Bett und sah ihn an, wie unglücklich er über die Situation war. Ich schätzte, ein Stück weit hatte ich gehofft, er würde ebenso erleichtert sein wie ich, einfach weil wir zusammen waren. »Das wird ein fürchterliches Theater. Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe.«
»Ich weiß genau, was du gedacht hast. Ich bin nicht blöd, Jungkook.«
Ich schaute zu ihm hoch und lächelte schwach. »Aber du bist trotzdem mitgekommen.«
»Ich muss alles für morgen vorbereiten«, sagte er und öffnete die Tür.
Ich stand auf. »Ich werde dir helfen.«

•••

Während Jimin Kartoffeln, Pies und den Truthahn vorbereitete, beschäftigte ich mich damit, ihm Sachen anzureichen und kleine Hilfsdienste zu erledigen, die er mir auftrug. Die erste Stunde war unangenehm, doch nachdem die Zwillinge eingetroffen waren und alle sich in der Küche versammelten, schien auch Jimin sich ein bisschen zu entspannen. Dad erzählte ihm Anekdoten aus unserer Kindheit, und wir lachten zusammen über die gescheiterten Versuche am vorangegangenen Thanksgiving, etwas anderes als Pizza zu machen.

»Danbi war eine Wahnsinnsköchin«, sinnierte Dad. »Kook erinnert sich nich mehr daran, aber nachdem sie gestorben war, gelang nichts mehr.«
»Das soll keine Abschreckung sein, Jimin«, erklärte Kai. Kichernd nahm er sich ein Bier aus dem Kühlschrank. »Wo sind die Karten? Ich will versuchen, ein bisschen was von dem Geld zurückzugewinnen, das Jimin mir abgenommen hat.«
Dad hob mahnend den Zeigefinger. »Kein Poker an diesem Wochenende, Kai. Ich habe die Doninosteine runtergebracht. Pack die aus. Kein Glücksspiel, zum Teufel.«
Kai schüttelte den Kopf. »Schon gut, alter Mann, schon gut.« Meine Brüder schlenderten aus der Küche, nur Kai blieb nich kurz stehen und sah sich nach mir um. »Kommst du, Kook?«
»Ich helfe Kitten.«
»Es ist nicht mehr viel, Baby«, sagte Jimin. »Geh nur.«

Loving Disaster | JikookWhere stories live. Discover now