14. Gerüchte

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Der Tag fing schon besonders gut an. Jimim war irgendwo mit Taehyung und versuchte ihm auszureden, Yoongi abzuschießen, während Yoongi im Wohnzimmer an den Fingernägeln kaute und darauf wartete, dass Jimin Wunder wirkte.
Ich hatte den Welpen einmal ausgeführt, befürchtete dabei allerdings die ganze Zeit, dass Taehyung unvermittelt auftauchen und die Überraschung ruinieren würde. Obwohl ich ihn anschließend gefüttert und ihm ein Handtuch zum Reinkuscheln gegeben hatte, jaulte er.
Mitgefühl war nicht gerade meine Stärke, aber ich konnte es ihm nicht verübeln. Dauernd in einem kleinen Karton zu hocken, das konnte niemandem gefallen. Zum Glück hatte sich der kleine Köter Sekunden, bevor sie zurückkamen, beruhigt und war eingeschlafen.

»Sie sind zurück.« Yoongi sprang von der Couch auf.
»Okay«, sagte ich und schloss leise Yoongis Tür hinter mir.
»Bleib ru-«
Bevor ich den Satz beendet hatte, hatte Yoongi bereits die Wohnungstür aufgerissen und war die Treppe hinuntergestürmt. Aus der offenen Tür hatte ich den perfekten Blick auf einen lächelnden Jimin und die sich eifrig versöhnenden Yoongi und Taehyung. Jimin schob die Hände in seine Hosentaschen und kam in die Wohnung.
Die Herbstwolken warfen graue Schatten auf alles, aber Jimins Lächeln war wie der Sommer. Mit jedem Schritt, den er näher kam, schlug mein Herz heftiger.

»Und so lebten sie glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage«, sagte ich und schloss die Tür hinter ihm.
Wir setzten uns gemeinsam auf die Couch, und ich zog seine Beine auf meinen Schoß.
»Was möchstest du heute machen, Kitten?«
»Schlafen. Oder ausruhen... oder schlafen.«
»Kann ich dir vorher noch mein Geschenk geben?«
Er stupste mich gegen die Schulter. »Ach komm, du hast ein Geschenk für mich?«
»Es ist kein Diamantarmband, aber ich dachte mir, es könnte dir gefallen.«
»Ich werde es bestimmt lieben.«
Ich hob seine Beine wieder von meinem Schoß und ging das Geschenk holen. Dabei versuchte ich, die Schachtel ganz vorsichtig zu tragen, damit der Welpe nicht aufwachte und irgendwelche verräterischen Geräusche machte. »Schsch, kleiner Mann. Kein Geheule, okay? Sei ein braver Junge.«
Ich stellte die Schachtel vor ihm ab und kauerte mich dahinter. »Beeil dich, ich möchte, dass du überrascht bist.«
»Beeilen?«, fragte er und hob den Deckel ab. Vor Staunen blieb ihm der Mund offen stehen. »Ein Welpe?«, quieckte er und griff in die Schachtel. Er hob den Hund an sein Gesicht und versuchte, ihn ein Stückchen von sich weg zu halten, denn er zappelte und streckte sich, um Jimins Gesicht abzuschlecken.

»Gefällt er dir?«
»Er? Ich liebe ihn! Du schenkst mir einen Welpen!«
»Er ist ein Cairn Terrier. Am Donnerstag bin ich nach dem Unterricht drei Stunden weit gefahren, um ihn abzuholen.«
»Als du gesagt hast, du begleitest Yoongs zur Werkstatt, da seid ihr...«
»Da sind wir losgefahren, um dein Geschenk zu besorgen.« Ich nickte.
»Er ist so zappelig!«, meinte er lachend.
»Jeder Jimin aus Kansas braucht einen Toto«, sagte ich und versuchte zu verhindern, dass die Fellkugel von seinem Schoß purzelte.
»Es sieht wie ein Toto aus! Und genauso werde ich ihn nennen.« Jimin sah ihn an und zog die Nase kraus.
Er war glücklich, und das machte mich glücklich.
»Du kannst ihn hierlassen. Ich werde mich um ihn kümmern, wenn du wieder im Studentenheim wohnst. So kann ich sicherstellen, dass du mich besuchen kommst, wenn dein Monat vorbei ist.«
»Ich werde auch so wiederkommen, Kook.«
»Und ich würde alles für das Lächeln tun, das du gerade im Gesicht hast.«
Meine Worte ließen ihn innehalten, aber schnell richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Hund. »Ich glaube, du brauchst ein Nickerchen, Toto. Ja, das brauchst du.«
Ich nickte, zog Jimin auf meinen Schoß und stand auf. »Dann komm mal.«

Ich trug ihn ins Schlafzimmer und legte ihn auf die Matratze.
So eine Aktion wäre eigentlich Anturner gewesen, aber ich war einfach zu müde. Ich lange noch über ihn hinweg, um die Vorhänge zuzuziehen, dann fiel ich auch auf mein Kissen.
»Danke das du letzte Nacht bei mir geblieben bist«, sagte er mit leicht rauer, schläfriger Stimme. »Du hättest ja nicht auf dem Badezimmerboden schlafen müssen.«
»Die letzte Nacht war eine der besten meines Lebens.«
Er drehte sich um und sah mir zweifelnd ins Gesicht.
»Zwischen dem Klo und der Badewanne auf einem kalten, harten Fliesenboden mit einem kotzendem Idioten? Wenn das eine deiner besten Nächte war, dann ist das aber traurig, Kook.«
»Nein, bei dir zu sitzen, als es dir schlecht ging, und dich schließlich auf meinem Schoß einschlafen zu sehen, das war eine meiner besten Nächte. Es war nicht gemütlich, und der Schlaf, den ich bekommen habe, war nicht der Rede wert, aber ich habe deinen neunzehnten Geburtstag mit dir verbracht, und du bist wirklich ziemlich süß, wenn du betrunken bist.«
»Ich bin mir sicher, dass ich zwischen dem Würgen und Kotzen ausgeprochen charmant war.«
Ich zog ihn an mich und tätschelte Toto, der sich an Jimins Hals geschmiegt hatte. »Du bist der einzige Mann, den ich kenne, der selbst mit dem Kopf in der Kloschüssel noch unglaublich gut aussieht. Das will schon was heißen.«
»Danke, Kook. Ich werde aufpassen, dass du nicht noch mal den Babysitter für mich spielen musst.«
Ich lehnte mich gehen mein Kissen. »Wie auch immer. Jedenfalls kann dir keiner die Haare nach hinten streichen wie ich.«
Er kicherte und schloss die Augen. Obwohl ich selbst dermaßen müde war, fiel es mir schwer, ihn nicht weiter einfach nur anzusehen.
Ein bisschen rutschte er noch herum, bevor sich seine Schultern entspannten.
Ich blinzelte ein paarmal, und nach jedem Zumachen fiel es mir schwerer, meine Augen erneut zu öffnen. Es kam mir vor, als sei ich gerade erst eingeschlafen, als es an der Tür klingelte

Loving Disaster | JikookWhere stories live. Discover now