5. Mitbewohner (pt.2)

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Jimin starrte auf die Couch und wich ein Stück zurück.
»Ich schätze, ich schlafe lieber im Sessel.«
»Warum denn?«
»Weil ich auf dem Ding da nicht schlafe! Gott weiß, in was ich da liegen würde!«
Ich hob seine Tasche auf. »Du schläfst weder auf der Couch noch im Sessel. Du schläfst in meinem Bett.«
»Das wahrscheinlich noch unhygienischer ist, würde ich wetten.«
»Darin hat außer mir noch nie jemand gelegen.«
Er verdrehte die Augen. »Erzähl mir doch keine Märchen.«
»Das ist mein absoluter Ernst. Ich vögle sie nur auf der Couch. Ich lasse sie nicht mal in mein Zimmer.«
»Und warum lässt du dann mich in dein Bett?«
Ich hätte es ihm so gern gesagt. Gott, was hätte ich diese Worte gern ausgesprochen, aber ich konnte sie mir ja selbst kaum eingestehen, viel weniger ihm. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich der letzte Dreck war und er was Besseres verdiente. Ein Teil von mir hätte ihn am liebsten ins Schlafzimmer getragen und ihm gezeigt, warum er anders war, aber genau das hielt mich auch davon ab. Er war mein Gegenteil: nach außen hin unschuldig, tief drinnen verletztbar. Er hatte so was an sich, das ich in meinem Leben brauchte, und obwohl ich nicht mal genau wusste, was es war, konnte ich nicht in mein übliches Muster verfallen und alles kaputt machen. Ich sah ihm an, dass er ein Mensch war, der verzeihen konnte, aber gleichzeitig hatte er auch Grenzen gezogen, die ich besser respektierte.

Mir fiel etwas besseres ein, und ich musste grinsen. »Hast du vor, heute Nacht neben mir zu schlafen?«
»Nein!«
»Darum. Und jetzt bring mal deinen faulen Hintern hoch, nimm eine heiße Dusche, und dann lass und noch bisschen Bio lernen.«

Jimin zwang mich mit seinem Blick zwar, die Augen niederzuschlagen, aber er fügte sich. Im Vorbeigehen rammte er mich noch fast mit seiner Schulter, dann knallte er die Badezimmertür hinter sich zu. In den Leitungen begann es zu pfeifen; anscheinend hatte er sofort den Wasserhahn aufgedreht.
Er war mit leichtem Gepäck gekommen: nur das Wichtigste. Ich entdecke ein Paar Shorts, ein T-Shirt und eine schwarze enge Boxer. Ich hielt sie kurz hoch und grub dann noch ein wenig tiefer.
Anscheinend wollte er sich mir doch nicht aufreizen oder mich auch nur ein bisschen necken. Einerseits eine kleine Enttäuschung, andererseits mochte ich ihn dafür umso mehr. Ich fragte mich, ob er besondere Unterwäsche besaß.

War er vielleicht noch Jungfrau?
Ich musste lachen. Eine Jungfrau am College, das war heutzutage unerhört.

Eine Tube Zahnpasta, eine Zahnbürste und eine kleine Dose mit irgendeiner Gesichtscreme waren auch noch eingepackt. Das nahm ich mit auf den Flur und holte im Vorbeigehen noch ein sauberes Handtuch aus dem Wäscheschrank im Flur.

Ich klopfte einmal, aber er reagierte nicht, also ging ich einfach rein. Er stand sowieso hinter dem Duschvorhang, und außerdem besaß er nichts, was ich nicht schon gesehen hatte, oder selber besaß.
»Tae?«
»Nein, ich bin's, Jungkook«, sagte ich und legte seine Sachen neben das Waschbecken.
»Was machst du hier? Geh raus!«, quiekte er.
Ich lachte auf. Was für ein Baby. »Du hast ein Handtuch vergessen, außerdem bringe ich dir deine Klamotten, deine Zahnbürste und diese komische Creme, die ich in deiner Tasche gefunden habe.«
»Du hast in meinen Sachen gewühlt?« Seine Stimme stieg noch eine Oktave höher.

Ich musste mir schon wieder das Lachen verbeißen. Da trug ich ihm seine Sachen nach, um nett zu sein, und er flippte schon wieder aus. Dabei hatte ich doch sowieso nichts Interessantes in seiner Tasche gefunden. Er war ungefähr so verrucht wie eine Sonntagsschullehrerin.

Ich drückte etwas von seiner Zahnpasta auf meine Zahnbürste und drehte den Wasserhahn auf.
Jimin blieb seltsamerweise still, doch dann spähten seine Augen und seine Stirn hinter dem Duschvorhang hervor.
Seine Aufregung war mit ein Rätsel. Ich fand die Szene seltsamerweise total entspannend. Der Gedanke ließ mich innehalten. Nie hätte ich gedacht, dass so eine Alltäglichkeit mir Spaß machen Könnte.

Loving Disaster | JikookKde žijí příběhy. Začni objevovat