2. Fehlzündung

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»Was machst du da?«, fragte Yoongi. Er stand mitten im Zimmer, ein paar Sneakers in der einen und schmutzige Unterwäsche in der anderen Hand.
»Äh, aufräumen?«, fragte ich zurück und packte als Nächstes einen haufen Schnapsgläser in die Spühlmaschine.
»Das sehe ich. Aber... warum?«

Ich lächelte und drehte ihm den Rücken zu. Yoongi würde mir den Kopf abreißen. »Ich erwarte Besuch.«
»Ach ja?«
»Das Kitten.«
»Hä?«
»Jimin, Yoongi. Ich habe Jimin eingeladen.«
»Nein, du Vollidiot. Nein! Vergeig mir das nicht, Mann. Bitte nicht.«

Ich drehte mich wieder zu ihm um und verschränkte die Arme vor der Brust. »Hab ich versucht, Yoongs. Ehrlich. Aber ich weiß nicht, wie.« Ich zuckte mit den Schultern. »Er hat einfach irgendwas. Ich konnte nicht anders.«
Ich sah, wie Yoongis Kiefer mahlten, dann stapfte er in sein Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.

Ich räumte das restliche Geschirr in die Spühlmaschine und umkreiste dann die Couch auf der Suche nach irgendwelchen leeren Kondompackungen. Die waren immer blöd zu erklären.
Die Tatsache, dass ich eine Menge Kommilitonen und Kommilitoninnen von der Eastern flachlegte, war kein Geheimnis, aber ich brauchte ihn schließlich nicht daran zu erinnern, wenn er mit in meine Wohnung kam. Alles eine Frage der Präsentation.

Kitten allerdings war ein anderes Kaliber. Da würde viel mehr nötig sein als irreführende Werbung, um ihn auf meine Couch zu kriegen. Im Moment war meine Strategie, ihn Schritt für Schritt zu erobern. Wenn ich zu sehr auf das Endziel dieser Aktion fixiert war, konnte ich alles ruinieren. Er registrierte alles. Und er war wohl noch weniger naiv als ich. Dieses Unterfangen war echt gewagt.

Ich sortierte gerade Schmutzwäsche in meinem Zimmer, als ich die Wohnungstür aufgehen hörte. Yoongi lauschte eigentlich immer darauf, wann Taehyung sein Auto parkte, um ihn schon an der Tür begrüßen zu können, das Weichei.

Ich hörte Stimmengemurmel, dann ging Yoongis Zimmertür zu, und das war mein Siganl. Ich ging ins Wohnzimmer, und da saß er: mit Brille, die Haare fielen ihm zu einem leichten Seitenscheitel und in einer Art Pyjama. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er den ganz unten aus dem Korb mit seiner Schmutzwäsche gezogen hätte.

Es fiel mir schwer, nicht loszulachen. Noch nie hatte ein männliches Wesen in so einem Outfit meine Wohnung betreten. Unsere Wohnung hatte schon enge Jeans, kurze, wirklich kurze Shorts und sogar einen durchsichtigen Schlauch über einem Stringtanga gesehen. Gelegentlich auch Make-up und Glitzerlotion, aber nie einen Pyjama.

Sein Aussehen machte sofort klar, warum er sich so schnell bereiterklärt hatte, herzukommen. Wenn er nicht trotzdem total sexy ausgesehen hätte, dann wäre sein Plan vielleicht sogar aufgegangen doch seine Haut war makellos und die Brille betonte seine Augenfarbe nur noch mehr.

»Das wurde ja auch Zeit, dass du aufkreuzt«, sagte ich und ließ mich auf die Couch fallen.
Zunächst schien er noch ganz stolz auf seine Idee zu sein, doch als wir uns unterhielten und ich davon unbeeindruckt blieb, war klar, dass auch er merkte, dass sein Plan gescheitert war. Je seltener er lächelte, desto schwerer fiel es mir, nicht von einem Ohr zum anderen zu grinsen. Er war dermaßen unterhaltsam, dass ich mich fast nicht einkriegte.

Zehn Minuten später stießen Yoongi und Taehyung wieder zu uns. Jimin schien nervös, und ich war beinah übermütig. Wir hatten schon alles Mögliche angesprochen: seine Zweifel daran, ob ich eine simple Hausarbeit schreiben könne, und seine Frage nach meinem Faible fürs Kämpfen. Es gefiel mir irgendwie, mit ihm über ganz normale Dinge zu reden. Das war deutlich angenehmer als die lästige Bitte, doch endlich zu gehen, nachdem ich ihn gevögelt hätte. Er schien aus mir nicht schlau zu werden, und irgendwie wünschte ich mir aber genau das, obwohl es ihm ja anscheinend mächtig auf die Nerven ging.

Loving Disaster | JikookWhere stories live. Discover now