12. Jungfrau

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Keine Woche später hatte ich meine zweite Flasche Whiskey geleert. Ich versuchte, damit zurechtzukommen, dass Jimin mehr und mehr Zeit mit Taemin verbrachte und mich bat, seine Wettschuld zu erlassen. Dabei waren meine Lippen öfter am Flaschenhals als dass ich eine Kippe zwischen sie steckte.

Taemin hatte die Überraschung von Jimins Geburtstagsparty Donnerstag beim Mittagessen ruiniert, sodass ich alle Hebel in Bewegung setzte, um sie von Sonntag auf Freitag zu verschieben. Ich war zwar dankbar für die Ablenkung, aber das genügte nicht.

Am Donnerstagabend plauderten Taehyung und Jimin im Bad. Jimins Verhalten Taehyung gegenüber stand in scharfem Kontrsast zu der Art und Weise, wie er mit mir umging: Seit ich mich früher am Tag geweigert hatte, ihn aus der Wette zu entlassen, hatte er kaum noch ein Wort mit mir geredet.

In der Hoffnung, die Wogen wieder zu glätten, streckte ich meinen Kopf ins Bad. »Lust, irgendwo einen Happen zu essen?«
»Yoongs möchte mal diesen neuen Mexikaner in Downtown ausprobieren, falls ihr Lust habt mitzukommen...« Taehyung betrachtete sein Outfit im Spiegel.

»Ich dachte mir, Kitten und ich könnten heute Abend alleine ausgehen.«
Jimin richtete sich seine Haare. »Ich gehe mit Taemin aus.«
»Schon wieder?« Ich spürte, wie sich mein Gesicht unwillkürlich verzog.
»Schon wieder«, säuselte er.

Es klingelte an der Wohnungstür, und Jimin stürmte aus dem Bad und durchs Wohnzimmer, um aufzumachen.
Ich folgte ihm und blieb hinter ihm stehen, um Taemin meinen tödlichen Blick zu verpassen.
»Siehst du jemals weniger gut als umwerfend aus?«, fragte Taemin.
»Wenn ich daran denke, wie er zum ersten Mal hier aufgekreuzt ist, muss ich sagen, ja«, erwiederte ich trocken.
Jimin hob einen Finger in Taemins Richtung und drehte sich zu mir um. Ich rechnete damit, dass er mir irgendeine Gemeinheit an den Kopf werfen würde, aber er lächelte. Dann schlang er die Arme um meinen Hals und drückte mich.

Zuerst war ich wie erstarrt und dachte, er wollte mich schlagen, aber als ich merkte, dass es eine Umarmung war, entspannte ich mich und zog ihn fest an mich.
Er machte sich los und lächelte immer noch. »Danke dafür, dass du meine Geburtstagsparty organisierst«, und aus seiner Stimme klang echte Wertschätzung. »Und kann ich für das Abendessen einen Gutschein bekommen?«
In seinen Augen sah ich die Wärme, die ich vermisst hatte, aber vor allem überraschte mich, dass er mir nach dem Schweigen am Nachmittag und Abend gerade um den Hals gefallen war.

»Für morgen?«
Er drückte mich gleich noch mal. »Mit Vergnügen.« Dann winkte er mir zu, während er Taemins Hand nahm und die Tür hinter sich zumachte.
Ich drehte mich um und rieb mir den Nacken. »Ich... ich brauche einen...«
»Drink?«, frgate Yoongi mit leicht besorgter Stimmte. Er schaute in Richting Küche. »Außer Bier haben wir nichts mehr.«
»Dann muss ich wohl mal in den Schnapsladen fahren.«
»Ich komme mit.« Taehyung war schon aufgesprungen, um sich seine Jacke zu holen.
»Warum fährst du ihn nicht mit dem Charger?«, fragte Yoongi und warf Taehyung die Schlüssel zu.
Dieser schaute verständnislos auf das Metall in seiner Hand. »Im Ernst?«
Yoongi seufzte. »Ich glaube, Jungkook sollte nicht selbst fahren. Wohin auch immer... wenn du verstehst, was ich meine.«
Taehyung nickte heftig. »Hab verstanden.« Er ergriff meine Hand. »Komm schon, Kook. Wollen wir dich mal mit Alk versorgen.« Ich folgte ihm zur Tür, wo er allerdings abrupt stehen blieb und sich zu mir umdrehte. »Aber! Du musst mir was versprechen. Keine Prügelei heute Abend. Deinen Kummer ertränken, ja«, sagte er, fasste mich am Kinn und zwang mich zu nicken. »Fieses Saufen, nein.« Er zog mein Kinn erneut hoch und runter.
Ich wich zurück und wedelte seine Hand weg.
»Versprochen?« Er hob eine Augenbraue.
»Ja.«
Er lächelte. »Dann mal los.«

Eine Hand am Mund, den Ellbogen ans Fenster gestüzt ließ ich die Welt an mir vorbeiziehen. Die Kaltfront hatte heftigen Wind mitgebracht, der jetzt durch die Bäume und Büsche peitschte und die Ampel an ihren Drähten wild schaukeln ließ. Jimin hatte einen Knopf mehr, an seinem Hemd, offen gehabt, wie sonst. Taemin sollte die Augen lieber in seinem Kopf lassen. Ich musste daran denken, wie Jimins nackte Knie aussahen, wenn er neben mir auf der Rückbank des Charger saß. Ich stellte mir vor, wie Taemin genau wie ich die weiche, schimmernde Haut bemerkte, allerdings mit weniger Respekt, sondern lüstern.

Loving Disaster | JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt