Kapitel 33

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Wie vom Blitz getroffen schoss Albus in die Höhe und wir beide setzten uns kerzengerade auf die Sitzbank. Die Tür zum Abteil ging auf und Albus Bruder stand vor uns. „Ach du bist es nur, dachte es wäre jemand anderes“, sagte Albus.
„Ne, ich bin´s nur. Ihr könnt also nach Belieben weiterknutschen. Naja, Spaß beiseite Albus, ich hab dich gesucht und wollte wissen, ob Mum vielleicht mein Zaubertränkebuch bei dir in den Koffer gepackt hat. Bei mir ist es nämlich nicht drin“, wollte James wissen.

Albus stand auf und kletterte auf die Bank, um seinen Koffer runterzuholen. Er packte den Koffer und beugte sich nach hinten, um ihn seinem Bruder zu reichen, wobei Albus das Gleichgewicht verlor und rücklinks auf meinem Schoß landete. Grinsend sah er mich an. „Danke mein Schatz. Auf dich ist doch immer Verlass.“ Dann gab er mir einen
flüchtigen Kuss; man hörte von draußen nurnoch schallendes Gelächter.

Vor der Abteiltür hatten sich einige Slytherinschüler versammelt und begannen zu tuscheln und mit dem Finger auf uns zu zeigen.
„Ausgerechnet die“, sagte ich wütend und deutete mit dem Kopf auf eines der Slytherinmädchen. Sie war eine Stufen über uns und in James Jahrgang. „Wenn die das weiß, weiß es gleich der ganze
Hogwartsexpress“, sagte Albus.

Die Mädchen vor der Tür winkten andere Schüler herbei. Zu Albus und
meinem Missfallen, waren darunter auch zwei Gryffindorjungs aus unserem Jahrgang, die wir bis auf den Tod nicht ausstehen konnten. Aber ehrlich gesagt, konnte das kaum einer und schon garnicht die Lehrer. Sogar McGonnagal hatte einem der beiden schon Hauspunkte abgezogen.
Die beiden Jungs begannen lauthals zu lachen und öffneten das Abteil.
„Potti und das Malfoybalg, ich fass es nicht. War ja klar, dass das Schwuchteln sind.“
Mein Kopf schwoll vor Wut puterrot an. Am liebsten wäre ich ihm an die Gurgel gesprungen oder hätte ihn verzaubert, aber dann wäre ich schon vor Beginn des Schuljahres einige Punkte für unser Haus losgeworden.

„Und der großer Potti beschützt die beiden Schwuppen“, fügte der andere noch hinzu und beide klatschen sich in die Hand.
Auch James stieg die Wut allmählich in den Kopf. Er schlug erregt den Koffer zu und zückte seinen Zauberstab, den er auf die beiden Sechstklässler richtete.
Reflexartig zückten die beiden anderen auch ihren Zauberstab und wichen ein wenig zurück, da sie wussten, dass James ein guter Zauberer war. „Du darfst außerhalb der Schule garnicht zaubern, das ist dir hoffentlich klar“, versuchte der kleinere von ihnen James zu erklären.
„Zum einen bin ich volljährig und darf zaubern wann und wo ich will und außerdem interessiert es mich einen feuchten Dreck, ob ich darf oder nicht. Wenn ihr meinen Bruder beleidigt, dann bekommt ihr dass, was ihr verdient. Und jetzt verpisst euch endlich.“
Die beiden schienen großen Respekt vor James zu haben, denn sie ließen sich das nicht zwei Mal sagen, und verschwanden so schnell, wie sie
gekommen waren.

„Danke James“, murmelte Albus knapp.
„Wenn die, oder sonst wer nochmal blöde Sprüche ablässt, sagst du mir Bescheid. Ich mag es nicht besonders, wenn jemand über meinen kleinen Bruder herfällt“, stellte James klar und öffnete erneut den Koffer. Er wühlte noch ein wenig darin herum und zog dann sein Zaubertränkebuch hervor. Den Koffer verschloss er wieder, sah dann seinen Bruder an und deutete auf den Koffer. „Wingardium Leviosa“
Der Koffer schwebte über unseren Köpfen auf die Gepäckablage. „So geht
das mein liebes Brüderchen. Dann muss man sich auch nicht das Genick brechen. Wir sind ja schließlich keine Muggel“, scherzte James und verließ das Abteil. „Wir sehen uns ihn der großen Halle."

Ein paar Stunden saßen wir ungestört, Hand in Hand beieinander, aber da die Koffer von Hugo und seinem Kumpel immernoch in unserem Abteil lagen und es nicht mehr sehr weit bis Hogsmeade war, konnten wir jeden
Moment damit rechnen, dass die beiden ins Abteil geplatzt kamen. Aber sie ließen sich Zeit. Der Zug verlor zunehmen an Geschwindigkeit und
wir fuhren in den Bahnhof von Hogsmeade ein. Albus und ich hatten
bereits unsere Umhänge an und die Koffer von den Ablagen geholt.
Ich ging vor und verließ das Abteil, wobei ich Albus Hand nicht losließ.
„Komm, wir müssen los. Will nicht als letztes auf den Bahnsteig“, forderte ich ihn auf.
„Meinst du nicht, wir sollten wenigstens die Koffer von den beiden mitnehmen?“, nuschelte Albus. „Ich hol sie wenigstens runter. Wingardium Leviosa“
Die Koffer der beiden schwebten zu Boden. Von weitem konnte man jetzt
Hugo rufen hören.
„Komm Scorpius, dann können wir jetzt los. Die beiden werden ja wohl jetzt alleine mit ihrem Gepäck klarkommen“, kommentierte er die Rufe seines Cousins. Wir gingen den Gang entlang und stiegen die Stufen des Zuges hinab. Bevor ich unten angelangt war, nahm Albus mir meinen Koffer ab, und stellte ihn auf den Bahnsteig.
„Danke dir.“
Auf dem Boden angekommen merkte ich, dass viel mehr Blicke als gewöhnlich auf uns lagen, oder bildete ich mir das, angesichts der Tatsache, dass Albus und ich jetzt ein Paar waren, nur ein? Für gewöhnlich ruhten ja immer mehr Blicke auf Albus und mir, als bei anderen Schülern, da wir nunmal für viele die Eyecatcher waren. Ich, der vermeintliche Sohn Voldemorts. Er, der Sohn des hochgepriesenen Harry Potter. Naja, man kennt ja die Geschichte.
Wir gingen den Bahnsteig entlang, auf dem Weg zu den Kutschen, die zur
Abfahrt bereit standen. Da wir relativ früh dran waren, hatten wir Glück und es waren noch fast alle Kutschen leer. Wir setzten uns in die vorderste hinein und warteten, wer sich neben uns setzte. Nach etwa zwei Minuten gesellten sich drei Ravenclaws zu uns in die Kutsche, die jetzt etwa im zweiten Schuljahr waren. Somit war die Kutsche endlich voll und die Thestrale trabten in Richtung Schloss los.

Es war bereits dunkel und der Weg zum Schloss war nicht sonderlich gut beleuchtet, weshalb keiner der Ravenclaws bemerken konnte, dass ich vorsichtig nach Albus Hand griff.
Keiner schien etwas zu bemerken, denn die drei waren weiterhin in ein Gespräch vertieft, in dem es um verschiedenste Lehrer ging und deren Hausaufgaben, die sie über die Ferienzeit aufgebrummt bekommen hatten.

Desto näher wir dem Schloss kamen, desto heller wurde der Weg und einen kurzen Augenblick hatte ich das Gefühl, dass der Blick von einem der drei Ravenclaws, auf unseren Händen hängen blieb. Er sah Albus flüchtig an und es kam mir fast so vor, als hätte er ihm oder sogar uns beiden ein flüchtiges Lächeln geschenkt; er sagte aber nichts, sondern verfiel wieder in die Unterhaltung mit den anderen beiden.

Die Thestrale fuhren am Schlossportal vor und blieben stehen. Wir blieben noch einen Moment sitzen und ließen den drei anderen den Vortritt. Kurz danach standen auch wir auf und machten uns auf den Weg ins Schloss.

Scorbus | Father And Son - Erbe der VergangenheitWhere stories live. Discover now