Kapitel 2: Die Offenbarung

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An Scorpius Zimmertür klopfte es und Draco stand vor der Tür. „Scorpius, ich bin's. Ich woll..."
„Was willst du? Dich wieder über mich lustig machen?"
Draco trat ein. „Scorpius, nein! Hör mir doch bitte einen Moment zu."
„... mir ein paar von deinen tollen Tipps geben, wie man sich im Handumdrehen in der gesamten Schule beliebt macht? Oder willst du mir sagen, wie ich mich beliebt zaubern kann und dir somit gleich eine tolle Schwiegertochter vorstellen kann? Tja Vater, so ist es nun mal. Ich bin - nicht - wie - du!", zischte Scorpius seinen Vater mit düsterem Blick an.
„Darum geht es doch auch überhaupt nicht! Ich will mich einfach mal mit meinem einzigen Sohn unterhalten - das tun wir nämlich viel zu selten."
„Na dann, schieß los. Aber beeil dich bitte, ich will schlafen. Sollte es aber wieder um diesen scheiß Liebestrank gehen, kannst du dich sofort wieder umdrehen und verschwinden. Davon will ich echt nichts mehr hören."

Draco stellte sich vor Scorpius Bett und sah auf seinen Sohn herab. Er zeigte mit dem Finger auf das Bett: „Darf ich?", fragte er mit unsicherem Blick während er sich mit der linken Hand am Hinterkopf kratzte. Scorpius setzte sich in seinem Bett auf und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand.
„Schon okay. - Setz dich.", willigte Scorpius mit einem leichten lächeln ein.
„Danke großer. Also - worüber ich mit dir sprechen will, ist...", er stöhnte unüberhörbar auf, was Scorpius vermuten ließ, das es sich um etwas schlimmes handeln musste. „... ist, dass - also, es hat schon in gewisser Weise etwas mit dem Thema zu tun, worüber du nicht sprechen willst - ähm, es geht jetzt zwar nicht um Liebestränke oder so was, aber..."
„Jetzt komm endlich zum Punkt. Ich hab doch gesagt, dass ich schlafen will", unterbrach ihn Scorpius mit einem kleinen Auflachen. „So, Dad. Ich konstruier jetzt einfach mal was zusammen. Du warst irgendwann auf einer Party, hast da ne nette Frau kennen gelernt, hast dich in sie verliebt, willst sie heiraten und ihr habt miteinander geschlafen. Und jetzt kommt der Höhepunkt. Ich werde großer Bruder weil deine geliebte Schwanger ist."

Stille. Eine drückende Stille legte sich für mehrere Sekunden über den Raum. Eine Stille, die scheinbar kein Ende finden wollte. Scorpius sah seinem Vater in die Augen, der gerade so laut den Kloß in seinem Hals am Schlucken war, dass es selbst Lucius in Askaban hätte hören müssen. Ertappt und beschämt blickte Draco auf das Karomuster auf Scorpius Decke. Er wäre am liebsten im Erdboden versunken. Scorpius wurde langsam bewusst, dass das, was er da geradeeben gesagt hatte, für Draco nichts einfach so konstruiertes war, sondern genau das wiederspiegelte, was ihm sein Vater eigentlich sagen wollte.

„Dad?", fragte Scorpius entgeistert, aber trotzdem vorsichtig nach. „Ich hab das mit dem heiraten und Kinder kriegen nur einfach so gesagt, ich hab mir da jetzt eigentlich nichts bei gedacht. Aber du machst hier grade eher den Eindruck, als wäre... Dad - kann es sein, dass in ein paar Monaten wirklich ein kleiner Quälgeist durchs Haus und vor allem - durch mein Zimmer marschiert? Also nicht das ich damit ein Problem hätte, du weißt, dass ich Kinder mag."

Draco atmete tief aus und klärte seinen Sohn, der ihm immernoch fassungslos in die Augen sah, auf: „Um genau zu sein - in sieben Monaten."
Scorpius hielt sich die Hände vors Gesicht, damit Draco nicht sehen konnte, dass er vor lauter lachen kurz davor war, zu explodieren. Aber er konnte das Lachen einfach nicht unterdrücken und brüllte lauthals los, während er seinen Kopf auf den Schoß von seinem Vater fallen ließ. Draco war immernoch erschrocken, von dem Überfall seines Sohnes und wusste nicht, ob er weinen oder lachen sollte - brach dann aber auch in Gelächter aus.

„Wie heißt sie denn?", wollte Scorpius wissen, der immernoch Tränen vom Lachen in den Augen hatte.
„Arirma. Ich glaube ihr werdet euch gut verstehen. Sie wird natürlich nie den Platz deiner Mutter einnehmen, aber das will Arirma auch gar nicht. Ich hab sie aber nicht, wie du vermutet hast, auf einer Party kennen gelernt, sondern kurz vor Weihnachten, ganz normal auf der Arbeit. Sie ist wundervoll.", schwärmte Draco.
„Natürlich ist sie wundervoll", fügte Scorpius mit zufriedenen Lächeln hinzu. „Sie muss wundervoll sein, immerhin liebst du sie. Seit Mutters Tod hast du keine Frau mehr geliebt. Und nach allem, was Mum mir erzählt hat, warst du auch früher schon sehr wählerisch, was Frauen anging. Mum hat immer gesagt, dass du in meinem Alter ein totaler Mädchenschwarm warst und kein Mädchen gut genug für dich war."
„Du sollst nicht immer alles glauben, was Astoria über mich erzählt hat. Okay, es stimmt, in deinem Alter war in meinen Augen wirklich kein Mädchen gut genug für mich. Aber das kann man auch dem Opa zuschreiben. Wie du ja weißt, war es ihm schon immer wichtig, dass ich eine Reinblüterin heirate. Es gab damals schon die ein oder andere Person, die mich interessierte, aber ich wusste das diese Beziehungen keine Zukunft gehabt hätte, weil ich für meinen Vater sonst nur eine Schande für die Familie gewesen wäre."

Scorpius fühlte sich bei den Worten seinen Vater unwohl. Er wusste ganz genau, dass Lucius auch nicht akzeptieren würde, wenn er jemanden heiraten wöllte, der nicht in das Idealbild der Familie Malfoy passte. Aber er konnte daran nichts ändern. Dabei passte die Person, die Scorpius mit dem Amortentia rumkriegen wollte, genauso gut in das Idealbild seines Großvaters, wie ein Malfoy nach Hufflepuff. Niemand würde so wenig in die Familie Malfoy passen. Da könnte er sich auch gleich selbst den Todesfluch verpassen.

„Dad? Meinst du, Großvater wird auch bei mir auf Reinblütigkeit achten? Also - ich meine - würde er es akzeptieren wenn ich jemanden lieben würde, der - so ziemlich das Gegenteil von Großvaters Vorstellungen ist?"
„Großer." Draco lachte gequält auf. „Dein Opa ist, was dieses Thema angeht - verdammt stur. Für ihn gibt es keine größere Schande, als eine Ehe mit einer Halbblüterin oder gar mit einem Muggel. Ich glaube wenn du zweiteres heiraten würdest, würde er alles versuchen es ungeschehen zu machen. So hart es auch klingt, aber dein Opa würde alles tun, um die Ehre der Familie Malfoy zu erhalten."
„Nein - Dad, das mein ich nicht. Das mit der Reinblütigkeit ist nicht so das Problem. Es geht eher darum, dass - wenn ich ei... - also wenn jemand in unsere Familie einheiraten würde, der aus einer Familie kommt, die Opa nicht akzeptieren würde. Also es geht um die Familie nicht um den Blutstatus."
„Ah, - darum geht's. Das kann ich dir nicht genau sagen, wie er da reagieren würde. Um welche Familie handelt es sich denn?", fragte Draco vorsichtig und besorgt nach.
„Das ist doch jetzt Nebensache. Nur mal so rein theoretisch. Wenn es sich zum Beispiel um jemanden handeln würde, der aus der Familie Weasley kommt oder noch schlimmer."
„Oh je. Also wie du es schon gesagt hast, rein theoretisch. Wenn du das praktisch umsetzten würdest, würde Opa dich nicht mehr in der Familie dulden. Er würde dich verstoßen."

Scorpius stiegen Tränen in die Augen. Draco sah seinen Sohn besorgt an, denn jetzt war ihm klar, was seinen Sohn beschäftigte. Er versuchte seinen Sohn aufzumuntern und zu trösten, doch das fiel ihm sichtlich schwer.
Draco wurde nie, nicht einmal, von seinem Vater getröstet wenn es ihm schlecht ging. Sein Vater, Lucius, zeigte niemals Gefühle, wenn Draco welche gezeigt hatte. Er wurde von seinem Vater nicht in den Arm genommen, wenn es ihm schlecht ging, sondern bekam Vorwürfe gemacht. Von wegen: 'Ein Malfoy zeigt keine Gefühle! Wer Gefühle zeigt, zeigt Schwäche...'. Draco legte seine Hand auf Scorpius Knie.
„Scorp - auch wenn der Opa in einigen Dingen unfassbar stur ist und niemals Gefühle zeigen würde - er liebt dich. Er liebt dich abgöttisch, auch wenn er das niemals sagen würde. Aber ich will dir wirklich keine Hoffnung machen. Wenn du wirklich jemanden aus der Weasley-Familie heiraten würdest - das würde er bestimmt nicht gutheißen."
„Schon klar.", Scorpius versuchte Sicherheit in seine Stimme zu bringen: „Wie gesagt, nur rein theoretisch. Das könnte ich Opa ja echt nicht antun und die Weasley-Familie mit den Malfoys zusammenführen."

„So, mein großer, du hörst mir jetzt mal zu - dein Opa hat dafür gesorgt, dass meine Jugend nicht besonders glücklich war. Ich stand immer unter seiner Fittiche. Das, was ich wirklich wollte, konnte ich nur ganz selten machen. Alles was ich getan habe, habe ich gemacht, um meinen Vater stolz zu machen. Tu mir den Gefallen und mach nicht denselben Fehler. Mach das, was du für richtig hältst. Egal was du tust, ich steh hinter dir. - Und jetzt mach das, was du machen wolltest, als ich an der Tür geklopft hab, - Schlafen."

Draco strich seinem Sohn über den Kopf, durch die wasserstoffblonden Haare, stand auf und ging zur Tür. Er drehte sich nochmal zu Scorpius um und sah, wie erleichtert und zufrieden er ihn anschaute. In Scorpius Blick war so viel Dankbarkeit, wie Draco es noch nie von seinem Sohn gesehen hatte. Draco zwinkerte ihm nochmal zu und verließ dann das Zimmer.

Scorbus | Father And Son - Erbe der VergangenheitWhere stories live. Discover now