Kapitel 28

454 34 6
                                    


Er legte seine Lippen vorsichtig auf meine und küsste mich. Es war unbeschreiblich. Mein Blut verteilte sich vollkommen unkontrolliert in Richtung Norden und als ich den Kuss erwiderte fühlte es sich an, als würde ich innerlich explodieren. Allerdings machte sich mein Blut langsam auf eine Reise in Richtung Süden an eine Stelle, wo ich es dann jetzt doch lieber nicht hätte. Zumindest noch nicht. Wie aus Reflex, ohne weiter darüber nachzudenken grub ich meine Finger in seine pechschwarzen Haare und seine Hand machte sich auf den Weg unter mein weißes T-Shirt. Ich hatte meine Augen fest geschlossen und genoss den Moment, der viel zu schnell vorbei war. Albus löste sich wieder von mir und wir sahen uns innig in die Augen. Er richtete sich wieder auf und lächelte mich zufrieden an.

„Ich denke dein Vater wartet auf uns – mit dem Frühstück. Und um ehrlich zu sein, hab ich nen Mordshunger.“
Zustimmend nickte ich und er nahm meine Hände in seine und zog mich aus meinem heiligen Sessel. Er ließ meine Hände nicht mehr los, bis wir in der Küche ankamen. Rose war inzwischen auch aufgestanden und saß da, wo ich eben noch saß. Als wir in die Küche kamen strahlte ich übers ganze Gesicht, genau wie Albus. Händchen halten setzten wir uns neben Rose auf die Eckbank. Wie immer merkte ich mal wieder zu spät, dass ich mir vor Nervosität die Unterlippe fast durchgebissen hatte, als sie anfing zu schmerzen. Dad zwinkerte mir mit einem Auge zufrieden zu.

„Großer oder kleiner Hunger?“, fragte er uns mit einem anzüglichen lächeln.
„Groß“, platzten wir gleichzeitig heraus.
„Aha. Jetzt auf einmal. Eben war es noch kleiner Hunger. Da muss sich doch jetzt etwas Ausschlaggebendes verändert haben, wenn du jetzt plötzlich großen Hunger hast. So gefällt mir das schon viel besser.“ Er stand auf und ging an den Herd, um noch eine Ladung Pfannkuchen in die Pfanne zu machen.

„Ich wusste ja nicht, wie lange ihr oben braucht, um euch auszusprechen. Da hab ich mir gedacht, dass ich noch etwas Teig über lass und die erst dann mache, wenn ihr unten seid.“
„Ach übrigens, die Pfannkuchen schmecken echt super, Mr. Malfoy“, fügte Rose mit halb vollem Mund hinzu. Dad riss die Augen auf und drehte sich zu Rose um.
„Tu mir bitte einen Gefallen, Rose. Nenn mich nie wieder Mr. Malfoy. Für euch bin ich Draco.“ Dann sah er zu meinem Freund und sagte trocken zu ihm: „Beziehungsweise, im Notfall geht auch Schwiegerdad.“

Dann drehte er sich wieder um und wendete den ersten Pfannkuchen. Zufrieden legte ich meinen Kopf auf Albus Schulter. Ich glaube ich konnte mich im Moment ohne weiteres als den glücklichsten Menschen betiteln, den es überhaupt gab.
Als Rose ihren Teller leer hatte, fragte sie uns erstmal aus. „Wie ist das jetzt mit euch? Ihr seid jetzt echt zusammen? Also, so richtig zusammen?“
Albus und ich sahen uns an und er sagte dann mit stolzer und gehobener Stimme: „Ja. Richtig. Nicht nur so lala, sondern so richtig. Wir … lieben uns.“

Und dass er das so gesagt hatte, machte mich unglaublich stolz. Ich konnte ihn endlich als 'meinen' bezeichnen. Meinen Freund. Er war nicht mehr einfach nur ein Freund; nicht mehr einfach nur mein bester Freund – nein, er war mein Freund. Endlich. Es war real, auch wenn es sich noch nicht so anfühlte und ich irgendwie immernoch die Befürchtung hatte, jeden Moment aus diesem wunderschönen Traum aufzuwachen und das mir jemand sagen würde, dass das hier alles nicht real war. Aber das war es, es war real. Realer als alles andere.

„Und wann willst du es Harry und Ginny sagen, beziehungsweise, willst du es ihnen überhaupt sagen?“, fragte sie weiter.
Jetzt drehte sich Dad wieder um und blickte in unsere Richtung. „Das würde mich auch noch interessieren. Um ehrlich zu sein, würde ich auch noch gerne sehen, wie die beiden reagieren. Naja, Rose. Deine Mutter weiß ja wahrscheinlich sowieso schon, dass Scorpius auf Jungs steht.“
„Bitte was?! Woher weiß die das denn schonwieder?“, fragte ich etwas schockiert, wobei ich meinen Kopf von Albus Schulter angehoben hatte.

„Ähm… sie hat mich überhaupt erst auf den Gedanken gebracht. Kurz vor Weihnachten, als du im Krankenflügel lagst. Da hatte ich mit ihr gesprochen und irgendwann haben wir uns über euch beide, also dich und Rose, unterhalten. Und da hab ich ihr gesagt, dass ich die Vermutung hatte, dass du in Rose verliebt bist und dann meinte sie ironisch, dass es sich auch um Albus handeln könnte und dann ist mir ein Licht aufgegangen und dann…“, sprudelte es förmlich aus ihm heraus.
„… und dann hältst du jetzt mal bitte den Mund. Du hast grad ein paar viele Details ausgeplappert. Das musst du jetzt hier nicht so breit treten“, unterbrach ich ihn lachend.
„Wie? Du bist in mich verliebt? Jetzt bin ich verwirrt. Ich dachte du liebst meinen Cousin. Bitte, kann mich hier mal jemand aufklären?“, forderte Rose uns verwirrt auf.

Dad und Albus lachten inzwischen aus voller Kehle. Die beiden wussten, wo hier das Kommunikationsproblem lag. Immerhin hatte Albus eine Zeit lang ebenfalls gedacht, dass ich auf Rose stand. Alles nur wegen diesem verdammten Amortentia. Der hat echt jeden verwirrt.
„Mach dir nix draus, Cousinchen. Ich hab ne Zeit lang auch gedacht, er wär in dich verliebt, war er aber nie. Glaub ich... hoff ich!", sagte er wobei er mich mit einerseits funkelnden, aber auch lachenden Augen ansah. "Draco und ich hatten da beide falsche Schlüsse gezogen. Wenn ich darf, erzähl ich dir das irgendwann mal ganz in Ruhe. Und um deine vorige Frage zu beantworten: Ich werde es Mum und Dad noch früh genug erzählen. Damit will ich nicht mehr allzu lange warten“, beruhigte mein Freund seine Cousine, wobei er immernoch etwas lachen musste.

Dad hatte inzwischen die ersten beiden Pfannkuchen fertig und gab uns jeweils einen. Er setzte sich dann, nachdem er die nächsten beiden Pfannkuchen in die Pfanne gemacht hatte, zu uns an den Tisch. „Sagt mal, wann wollten Harry und Ron eigentlich kommen, um euch abzuholen?“, fragte er in die Runde.
„Die wollten so gegen Mittag kommen. Kann aber auch sein das Ron und Hermine kommen, oder alle vier. Wird also nicht mehr allzu lange dauern“, antwortete Albus.

Scorbus | Father And Son - Erbe der VergangenheitWhere stories live. Discover now