Kapitel 7

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Schweigend saß ich vor ihrem Grab. Wenn ich könnte würde ich weinen, aber ich kann es nicht mehr. Zu viele Tränen habe ich bereits vergossen und kann nun keine mehr vergießen. Es ist totenstill. Das einzigste das man hört sind die leisen Schritte anderen Besucher. Sie schleichen hier langsam entlangt, um die Ruhe ihrer verstorbenen  Angehörigen und anderen Besuchern nicht zu stören. Plötzlich ertönt allerdings kräftige, gezielte Schritte, die die Stille durchbrechen. Es wird immer lauter und verstummt abrupt etwa zwei Meter von mir entfernt. Mittlerweile hab ich mich im Schneidersitz vor das Grab gesetzt und sehe es schweigend an.

"Atlanta?", fragt eine mir fremde Stimme und ich sehe von dem Grab zu dem mir fremden Mann auf. Er hat blonde Haare und strahlend blaue Augen. Irgenwoher kommt er mir bekannt vor, aber ich weis gerade nicht woher.
Ich sehe von ihm weg wieder zu dem Grab meiner Eltern.

"Wer sind Sie?", frage ich ihn gerade heraus und bin vollkommen überrauscht was für einen Klang meine Stimme angenommen hat. Meine Kehle ist förmlich zu geschnürt und ich wundere mich, dass ich überhaupt ein Wort herausbekommen hab.

"Mark Armstrong. Ich bin dein Partenonkel und ein alter Freund deines Vaters. Wir waren damals sehr gut befreundet und ich und meine Frau waren da, als deine Mutter im Krankenhaus lag. Ich hab damals noch mit deinem Dad telefoniert, als er auf dem Weg war.", sagt er und kniet sich neben mich, um dann schweigend ihr Grab zu mustern. Ungläubig sehe ich ihn an. Er war mit meinem Vater befreundet? Er kommt mir zwar schon noch irgendwie bekannt vor, aber auch irgendwie nicht so ganz.

"Sie kommen mir bekannt vor.", sage ich gerade heraus und bin selbst überrascht, dass ich direkt sage was ich denke. Er sieht mich ebenfalls überrascht über meine Aussage an und zieht fragend eine  Augenbraue hoch.

"Ja, als du fünf warst. Warst du mit deiner Mum bei mir und meiner Familie zu besuch. Du hast dich mti unserem Sohn ziemlich gut verstanden. Ihr wart unzertrennlich. Ihr habt damals diese Ketten gemacht, damit ihr immer an einer denkt und euch nie verlieren werdet. Wirklich süß. Seit ihr euch eigentlich schon einmal in der Schule begegnet. Immerhin besucht ihr doch beide die selbe, wenn ich nicht falsch liege." Ich nicke und er sieht auch wieder zum Grab. 
Aidan. Natürlich bin ich Aidan schon einmal in der Schule begegnet, aber das ist so ein Idiot und so ein verdammtes Arschloch.
Den kleinen, süßen Aidan von früher gibt es nicht mehr. 
Es gibt nur noch den arroganten, egoistischen Aidan und den mag ich nicht.

"Was hat mein Dad damals gesagt, als Sie mit ihm telefoniert haben?", frage ich ihnd und er schenkt mir ein liebevolles, warmes Lächeln, dass eigentlich ein Vater seiner lieben Tochter zu wirft. Normalerweise, aber ich hab ja keinen Vater von daher.

"Er war sehr stolz. Er war stolz darauf das es dich gibt und er hat es keine Sekunde bereut. Er war glücklich, als er erfuhr das du gesund bist und alles glatt verlaufen ist. Bevor er starb bat er mich noch darum, dass ich mich um dich kümmer falls mal deiner Mutter passiert. Und ihr ist leider auch etwas passiert und es tut mir leid. Das ich jetzt erst komme, aber vorher ich wusste nicht wo du bist, weil deine Mutter eigentlich mit dir umziehen wollte. Zu mindest hat sie mir und meiner Frau, das so erzählt.", sagt er und sieht wieder mich an. Gedanken versunken fügt er seiner Aussage an: "Du siehst aus wie dein Vater. Blond. Grüne Augen. Als hätte ich ihn hier einmal eine junge und weibliche Version von ihm vor meiner Nase. Er wäre sehr stolz auf dich."

"Warum wollte sie denn umziehen?", frage ich ihn, weil mir Danni nie erzählt hat das meine Mum eigentlich vor hatte mit mir weg  zu ziehen und sie selbst hat auch nichts gesagt. Warum sollten wir hier weg ziehen? Mein Vater liegt hier begraben, da können wir doch nicht einfach weg. Oder meine Mutter hatte einen neuen Mann kennengelernt, aber das kann auch nicht sein, dann wäre er sicherlich bei ihrer Beerdigung dabei gewesen und Danni hätte etwas gewusst, aber das hat er nicht und meine Mutter hat auch kein heimliches Doppelleben geführt.

Bad Boys & andere menschliche Katastrophen *wird überarbeitet*Onde histórias criam vida. Descubra agora