xi. DAS DUNKLE MAL

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Ich betrachtete mich im Spiegel. Meine orangenen Haare hingen weich und lockig über meine Schultern. Ich trug einen pechschwarzen, neuen Umhang, in dem ich viel älter aussah, als ich eigentlich war. Ich verzog das Gesicht. So gepflegt und schön hatte ich wahrscheinlich noch nie ausgesehen, und es behagte mir gar nicht, dass der Anlass dafür ein Ritual war, dass mich zu einer Todesserin machte.

"Fertig?", hörte ich Narcissas Stimme von der Tür aus. Anscheinend war sie offiziell von Voldemort beauftragt worden, mich zu beaufsichtigen, und dafür zu sorgen, dass ich ganz akzeptabel aussah.

"Ich denke schon", antwortete ich.

Sie starrte mich an, und nickte langsam. Unsicher ging sie zu dem Schreibtisch, auf dem die Bürste lag, kam auf mich zu, und frisierte damit eine noch verfilzte Strähne. Erstaunt sah ich sie an, doch sie vermied Blickkontakt.

"Gehen wir", sagte Narcissa.

"Wohin müssen wir?", wollte ich wissen.

"Der dunkle Lord wird uns in kurzer Zeit mit seiner Anwesenheit beehren". Sie schob ihren Ärmel in die Höhe, und richtete ihren Zauberstab auf das hässliche Mal. Dann schnappte sie meinen Arm, und zerrte mich die Treppen hinunter. Sie setzte sich nicht hin, sie stand mit gefalteten Händen und steifer Haltung in der Eingangshalle, ich unsicher neben ihr.

Wenige Minuten später hörten wir einen Knall. Ich wusste nicht, wie ich je bereit für diesen Moment sein sollte, und ich war es auch nicht, als die Tür aufflog und Lord Voldemort in das Zimmer schritt. Ich hatte zwar keine Angst vor ihm, aber trotzdem schlug mein Herz ungefähr doppelt so schnell wie davor.

"Grace Potter", hauchte Voldemort mit angsteinflößender Stimme.

Unbeirrt starrte ich ihn an. "Tom Riddle".

Er zog seinen Zauberstab. "Ein Mundwerk wie dein Bruder. Ich bin mir sicher, das habt ihr von euren Eltern". Er schlenderte auf mich zu, und mein Atem beschleunigte sich. "Deine Mutter hat auch viel geredet, bevor sie genau dies in den Tod geführt hat".

"Sie wurde nicht in den Tod geführt, du hast die umgebracht!".

Narcissa neben mir sog scharf Luft ein, was Voldemort dazu bewegte, sich ihr zuzuwenden. "Narcissa meine Liebe". Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, was wohl ein Lächeln sein sollte.

Sie starrte geradeaus, und versuchte anscheinend sich so wenig wie möglich zu bewegen. "Wie geht es dir?", fragte Voldemort.

"Guut", sagte sie mit zittriger Stimme.

"Und Lucius? Von ihm gehört?".

Narcissa biss ihre Zähne aufeinander. "Nein. Er ist für mich gestorben".

"Gut", meinte Voldemort. "Kommen wir zur Sache", raunte er.

Er sah mich erwartungsvoll an, und ich erwiderte den Blick. "Dein Arm!", befahl er. Ich schüttelte den Kopf. "Nein! Nein, ich will das nicht!".

Voldemort sah zu Narcissa, als wäre sie daran Schuld, dass ich mich widersetzte.

"Habe ich dir nicht gesagt, dass du dich um sie kümmern sollst? Sie vorbereiten?".

"Das habe ich doch. Ich habe dafür gesorgt, dass sie gut aussieht, dass sie genug zu Essen bekommt...".

"Aber sie ist nicht überzeugt!".
"Das werde ich auch nie sein! Ich möchte keine Todesserin sein".

"Ohh... Denkst du, dein Werwolf wäre jetzt stolz auf dich? Soll ich vielleicht ein paar meine Leute schicken, um ihn zu... fragen?". Voldemorts Augen leuchteten rot auf.

"Nein".

"Arm. Sofort!".

Widerwillig streckte ich ihm meinen Arm hin. Er schien zufrieden. Mit seinem Zauberstab ließ er meinen Ärmel nach oben wandern, und jetzt richtete er ihn auf die Stelle, wo die meisten Todesser ihr dunkles Mal hatten. Ich kniff meine Augen zusammen. Ich wollte nicht sehen wie es passierte. Plötzlich spürte ich Schmerz. Es war unbeschreiblich. Kein Stechen, kein Schnitt - es war, als würde mein kompletter Unterarm in Feuer stehen. Ohne es wirklich zu merken, sank ich auf die Knie. Ich hielt meine Schreie zurück, denn ich wollte nicht schwach sein. Es hätten Sekunden, aber auch Stunden sein können, als ich endlich meine Augen öffnete. Da war zwar noch Schmerz, aber das Brennen war weg. Genauso wie Voldemort.

——Erstveröffentlichung: 21

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Erstveröffentlichung: 21.08.18
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THE GIRL WHO HAD NO CHOICE | D. MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt