Ein Blick in die Vergangenheit (1/3)

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Professor Jonassen half ihr aus dem Taxi und winkte der alten Dame hinterm Steuer zu. „Ich denke in zwei Stunden dürften wir fertig sein, bitte warten Sie doch solange hier." Die Frau sah ihn über den Rand einer riesigen, roten Sonnenbrille an, dann ließ sie mit einem lauten Knall eine Kaugummieblase zwischen ihren Lippen zerplatzen. Kaum waren sie auf die belebte Straße getreten rumpelte das alte Auto schon wieder los. „Wird sie nachher wieder hier sein?", fragte Tamara und sah sich neugierig auf der Straße um. „Hoffentlich.", meinte ihr Begleiter und warf sich seinen dunklen Pferdeschwanz wieder über die Schulter. „Ich kann immer noch nicht glauben das sie meinen Dad überreden konnten mich hierhin mitzunehmen." Fast vor Begeisterung platzend drückte das kleine Mädchen ihre Nase gegen das erstbeste Schaufenster. „Du brauchst doch deine Schulsachen, und nirgendswo anders findet man das alles so leicht wie auf dem Basar." Sanft zog der dunkelhäutige Mann sie die Straße hinunter. Tamara blieb alle paar Schritte stehen um die riesigen Gebäude zu bestaunen, die sich an beiden Seiten der Straße erhoben. Natürlich war sie schon mal in Algier gewesen, aber ihr Dad nahm sie meistens nur mit an die Küste und nie in die volle Stadt. „Hast du deinen Brief noch?", fragte Professor Jonassen besorgt, aber Tamara zog sofort das aufgerollte Pergament aus ihrer Jackentasche. „Finden wir das wirklich alles hier?", fragte sie und ließ ihre Augen noch einmal über die Einkaufsliste gleiten. Die Augen ihres zukünftigen Lehrern leuchteten auf, als er schmunzelnd nickte, kleine Fältchen bildeten sich dabei auf seinen Wangen. „Man muss nur genau hinsehen."

Eine halbe Stunde später schlenderten sie durch ein Labyrinth aus kleinen, verschobenen Gässchen, kaum noch ein Tourist war hier zu finden. „Da wären wir." Sie bleiben vor einer abgeschabten, weißen Tür stehen, vor der die Gasse abrupt endete. „Nach dir." Erwartungsvoll riss sie die Tür auf, aber vor ihr lag nur eine weitere Gasse, die genauso aussah wie die, die sie gerade hinter sich gelassen hatten. Professor Jonassen schloss die Tür hinter ihnen, aber anstatt weiter zu gehen zog er einen langen, weißen Stab aus dem Ärmel seiner dunkelblauen Deraá. „Pass jetzt gut auf." Langsam führte er die Spitze des Stocks über das abgeschabte Holz der Tür. Eine feine, hellblaue Linie blieb dort, wo er die Tür berührte und wurde langsam zu einem verschlungenem Zeichen. „So, jetzt können wir auf den Bazar." Zufrieden zog er die Tür auf und ein Schwall von Stimmen kam ihnen entgegen. „Komm schnell, ehe uns noch jemand sieht." Mit aufgerissenen Augen und offenem Mund stolperte Tamara durch die Tür. Diese führt auf einmal auf einen riesigen, runden Platz, der von seltsam altertümlich wirkenden Häusern umringt war. Hier und da verließen kleinere Straßen den runden Platz auf dessen Mitte ein Brunnen prangte, der mit einer bronzenen Statur von einem riesigen Vogel, der die Flügel weit ausgebreitet hatte. Zwischen all den Leuten, die sich auf den Platz hin und her drängelten, dachte Tamara kurz, dass der Vogel den Kopf zu ihr gedreht hätte. „Wow.", war alles was sie herausbrachte. Über ihren Kopf raste etwas, das aussah wie ein Teppich, doch was tat ein Teppich neun Meter über dem Boden? Sogar die Leute, die den Bazar besuchten sahen anders aus als die Menschen auf den Straßen der algerischen Hauptstadt. Fast alle trugen weite Gewänder in den faszinierendsten Farben, manche hatten sich sogar einen Turban um den Kopf gewickelt. Alles war bunt und lebendig und laut. Jetzt erst bemerkte Tamara die Stände. Sie waren kreuz und quer überall aufgebaut wo Platz war. Nicht selten schienen die Passanten über Körbe von getrockneten Pflanzen oder Bergen von aufgereihten Kesseln steigen. An manchen Ständen hingen lauter Käfige in denen Tiere saßen, von farbenfrohen Echsen, über kreischende Eulen, bis hin zu schlafenden Katzen war alles dabei, sogar Tiere, die Tamara noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. „Wow.", wiederholte sie.

„So ich denke, dieser hier ist gut." Eine runzlige Frau mit gebräunter Haut und schlohweißen Haaren drückte ihr einen schwarzen Stab in die Hand. „Ja, das sieht doch gut aus. Schwarze Walnuss und das Schnurrbarthaar eines Kniesels, 10 ½ Zoll, recht steif." Vorsichtig schlug die alte Frau den Zauberstab in seidenes Papier. „Bitte sehr." Professor Jonassen drückte ihr ein paar goldene Münzen in die Hand. Er hatte ihr erklärt, dass in der magischen Welt mit einer anderen Währung bezahlt wurde, aber so ganz hatte sie das Zahlungssystem noch nicht durchschaut. „Vielen Dank und noch einen schönen Tag."

"Mein Hogwarts meine Geschichte", Ein SpecialWo Geschichten leben. Entdecke jetzt