Kyrie- Nebel des Krieges

40. Ein Wiedersehen mit Trauer

Leider muss ich hier von einer schlechten Entwicklung künden. Zwei meiner mit der Gabe beschenkten Henotellos sind gestorben. Schwester Constance macht die Erziehung für die Tode verantwortlich und ich bin gewillt ihr zuzuhören. Mir fehlen Henotellos mit der Gabe, nur durch sie kann ich die Bevölkerung weiter in Angst und Schrecken halten und eine Revolution verhindern. Daher habe ich beschlossen, die Henotello Kinder bei den Eltern zu belassen, sofern es ein intaktes Elternhaus gibt.
Meiner Verwandten Marie Henotello werde ich jedoch die Vormundschaft für ihren Sohn entziehen müssen. Ohne einen Mann im Haus kann ich es nicht erlauben. Eine Frau ist unfähig einen Jungen alleine großzuziehen.
Mein Onkel John hat sich ja leider das Leben genommen. Nun allerdings zu den guten Neuigkeiten. Nelenia, die große Rebellin ist tot. Ich habe sie endlich erwischt und öffentlich hinrichten lassen. Ihre Tochter habe ich neben mir zusehen lassen. Nelenia sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Ariella jedoch hat sich vortrefflich verhalten, war brav und artig, hat keine Gefühle gezeigt. Zusätzlich ist meine Schwester Emma endlich zur Frau geworden. Nächstes Monat kann ich sie verheiraten. Ebenso verheiratet werde dann ich sein. Auf meinen Reisen durch mein Land habe ich eine ungeahnte Schönheit entdeckt. Sie soll die Mutter meines Erstgeborenen werden und damit den nächsten Meister Bärenstein gebären.
Ihr Name ist Evangeline.
Persönliche Aufzeichnungen Lothar Bärenstein II

Niedergeschlagen sah Brandon zum Sternenhimmel. Er saß auf der Motorhaube eines ihrer Autos, um sie herum war ein weites Weizenfeld. Es blühte noch nicht zur Gänze, aber bald und Grillen zirpten in der abgekühlten Nachtluft. Die Tage wurden wärmer und länger. Der Sommer zeigte sich gemächlich. Die langen Fahrten in den Autos war nicht besonders angenehm, vor allem da sie so vorsichtig auf ihre Tarnung aufpassen mussten. Der schwarze Van war aus Bärensteins Armee und sollte nicht weiter auffallen. Aber eine Gruppe von ihrer Größe und Zusammensetzung würde sehr wohl Aufsehen erregen.

Sie mussten besonders beim durchfahren von Städten darauf achten nicht im Van erkannt zu werden. Laut Brandons Teamleiter war es besonders wichtig, dass er keinem Attentat zum Opfer fiel und sollte sich daher bedeckt halten, während seine Teamführer ihre Armee durchs Land führten. Eine Idee die ihm nicht wirklich gefiel, jedoch freute es ihn ein wenig mehr Zeit mit Reina zu haben. Nur er, Reina, Tante Tamara, George, Meline und Willy fuhren mit ihnen. Die erste Woche war ihre Zusammenarbeit noch etwas holprig, doch nach und nach wurden sie Freunde. Und sie kamen Sankt Sandrina immer näher. In den nächsten Tagen sollten sie die berühmte Hauptstadt ihres Landes erreichen. Die Revolution war im vollen Gange. Wobei es Brandon leider nicht als Revolution bezeichnen konnte, es war Bürgerkrieg.

Nicht jede Stadt wollte befreit werden, es gab viele die loyal zu Bärenstein hielten. Es gab Bewohner, die dank dieses Regimes im Wohlstand lebten und diesen nicht mit der niederen Bevölkerung teilen wollten. Besonders loyal standen sie zu dem neuen Bärenstein.

Der Sohn hatte seinen Vater ermorden lassen. Von einer Henotello namens Nava, zumindest wurde sich dies im ganzen Land erzählt. Der neue Bärenstein machte kein Geheimnis aus seinen Methoden und besonders aus seiner Verbindung zu Nava. Brandon schüttelte unwillig den Kopf. seine geliebte Schwester, was tat sie nur? Die jungen Soldaten vergötterten ihren neuen Herrscher, sahen in Loke Bärenstein den neuen Messias.

Der Bürgerkrieg wütete unaufhaltsam, kostete Menschenleben und Land. Brandons Gegner ging mit einer ungeahnten Härte gegen ihn vor. So wie es nun aussah, musste die Aktion mit Sankt Sandrina schnell und mit voller Wucht erfolgen. Brandon hatte eigentlich nicht mit Widerstand gerechnet, zumindest mit keinem großen. Natürlich kannte er Loyalisten, aber er hatte immer geglaubt, dass wenn man ihnen eine Wahl gäbe, sie sich für das Richtige entscheiden würden. Nun erkannte er, dass Selbstsucht und Eigennutz keine Hirngespinste waren. Beerellon war davon befallen und vergiftete die Herzen der Menschen.