39. Ein blutiger Tod

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Willhelm ist tot. Der kleine Junge ist nicht mehr aufgewacht, nachdem er die ganze Nacht zuvor verzweifelt geschrien hatte. Ich wollte ihn trösten, aber die Lehrer haben mir harsch befohlen zurück in meine Gemächer zu gehen. Ebenso kränklich sind Polly und Cornilius. Ich bin mir nun sicher, dass der lieblose Umgang mit ihnen die Ursache für das körperliche Gebrechen ist. Nach Willhelms tragischen Tod wird Meister Bärenstein II hoffentlich auf mich hören und etwas ändern. Ich bin der Meinung, dass die Henotellos bei ihren Familien bleiben müssen bis sie die Umstellung auf eine militärische Erziehung überleben können. Die Mutter muss sehr traurig über den Verlust ihres Erstgeborenen sein. Ich kann sie gut verstehen. Ariellas verlust schmerz mich noch heute. In der Nacht höre ich sie manchmal weinen. Vor wenigen Tagen ist ein weiteres Kind hier eingetroffen. Ein kleines Mädchen namens Sarah, ihr Vater John Henotello hat sich nach ihrem Verlust das Leben genommen. Seine Tochter sofern sie die Akademie überlebt wird ihn nie kennenlernen. Mein Vertrauen zu Meister Bärenstein wird schwächer, seit Wochen spiele ich mit dem Gedanken von hier zu fliehen und das kleine Mädchen mitzunehmen. Sie soll nicht das Schicksal ihrer Verwandten teilen.
Aber noch fehlt mir der Mut, noch fehlt mir die Stärke. Aufzeichnungen von Schwester Constanze

"Das ist verdammt gefährlich. Wenn wir das verpatzen, sind wir tot und zwar alle.", meinte Stella stirnrunzelnd nachdem Kyrie ihnen ihren Plan zur Ermordung der ranghöchsten Person ihres Landes vorgelegt hatte.

Stella, Darwin und Antonio. Diese drei würden ihr bei ihrem Plan helfen. Sie befanden sich in einem kleinen Besprechungszimmer der Kaserne. Ein kleiner runder Tisch stand in ihrer Mitte, darauf lagen unzählige Papiere von Loke. Es gab nur ein einziges Fenster durch das die Sonne schien. Es war kurz nach acht Uhr morgens und laut Loke würden sein Vater und er um etwa zwölf das erste Meeting haben. Davor musste Bärenstein sterben. Ihnen blieb nicht viel Zeit.

"Das ist unsere einzige Chance frei zu sein. Loke garantiert uns Autonomie, aber nur wenn wir vorher seinen Vater töten."

Stella sah stirnrunzelnd zu Darwin, dieser studierte die Lagerpläne und zeigte schließlich auf ein Gebäude neben dem Hochhaus der Bärensteins. Seine roten Haare hingen ihm in wilden Locken ins Gesicht.

"Ich könnte dort in Position gehen, euch von der weite aus Rückendeckung geben." Kyrie nickte, dies war auch ihr Gedanke gewesen. Darwin war in einem Nahkampf nicht zu gebrauchen.

"Warte,..... warte. Nava, bist du dir sicher, dass wir Loke trauen können? Vielleicht lügt er dich an und am Ende werden wir für Bärensteins Ermordung hingerichtet.", warf Stella misstrauisch ein. Kyrie hatte Verständnis für ihre Unsicherheit, schließlich wusste sie nicht über Kyries Verbindung zu Loke. Gegen jede Vernunft vertraute sie ihm. Er brauchte sie ebenso sehr wie sie ihn.

"Ich glaube ihm und falls er uns verrät, wird euch nichts passieren. Versprochen."

Kyries Versprechen ließ zumindest einen Teil der Anspannung aus Stellas Körper entweichen. Zufrieden freute Kyrie sich über ihr Vertrauen. Darwin würde Stella überall hin folgen und ihrer Entscheidung nachkommen. Antonio glich in den letzen Tagen ihrer Reise mehr einem Schoßhund als eines Teamkameraden, er würde sich ebenfalls nicht gegen Kyries Plan stellen. Eine Sache hatte sie jedoch verschwiegen. Lokes Gedanken waren für sie nicht zu lesen. Beim Aufstehen an diesem Morgen hatte sie versucht seine Gedanken zu sehen, doch schaffte sie es nicht. Es irritierte sie ein wenig, war ihr aber im Grunde egal. Sie hatte sich zeitlebens auf ihre Menschenkenntnis und nicht auf ihre geringe Gabe der Telepathie verlassen. Sie würde jetzt damit nicht anfangen.

"Stella kannst du deine Tarnung auf andere Menschen ausweiten?", fragte sie nun auf den Plan bezogen.

"Ja, es kostet zwar mehr Kraft, ist aber möglich."

Kyrie- Nebel des KriegesTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang