36. Die Akademie Teil 1

1K 80 16
                                    

Meine geliebten Kinder
Apollonia, Cornilius, David, Sarah. Ich schreibe diesen Brief um mich von euch zu verabschieden. Ich verlor euch, bevor ich die Chance hatte euch kennenzulernen. Bevor ihr die Chance hattet mich kennenzulernen. Lasst mich euch erzählen wer ich bin. Mein Name ist John Henotello.
Ich bin Briana Henotellos drittes Kind. Ich hatte zwei ältere Schwestern, Nelenia und Sandrine, und zwei jüngere Schwestern, Claudette und ein Neugeborenes, das nie einen Name bekam.
Alle meine Schwestern sind tot. Meine Nichten und Neffen ebenso wie ihr, meine lieben Kinder, sind in den Händen Meister Bärenstein II.
Eine Armee steht zwischen uns. Ich wünsche mir verzweifelt euch zu sehen, ich wünsche mir meinen Nichten und Neffen trost zu spenden. Warum konnten wir keine Familie sein, fragt ihr euch? Nun mein Name hat mich an ein Schicksal der Sklaverei gebunden und damit auch euch. Ich wollte nichts davon würde euch passieren, aber es gibt keinen Weg. Bärenstein wird seine Henotellos niemals gehen lassen.
Als ich jünger war, fragte ich mich oft warum Sandrine unser Leben als Sklaverei bezeichnete, heute ist der Tag an dem ich es wahrhaftig verstehe. Niemals wieder werde ich ein Kind zeugen, niemals wieder werde ich versuchen eine Familie zu haben.
Bärenstein kann euch, meinen geliebten Kindern, den Vater rauben, doch ich kann ihm zukünftige Henotellos vorenthalten.
Lebt wohl meine süßen Kinder. Ich werde euch ewig lieben.
Euer Vater.

Brandon träumte immer noch von der Befreiung Ohamas. Seit zwei Wochen träumte er von nichts anderem mehr. Sie waren nach der offenen Rebellion in Ohama mit Transportern aus der Stadt geflohen. Mit ihnen die Sklaven von Ohama. Brandons Plan hatte perfekt funktioniert.
Die Kinder streuten die Saat und die Erwachsenen ernteten sie.

Traurigerweise hatte es besonders gut funktioniert, weil die meisten der Rebellenkinder ihre Eltern auf der Flucht verloren hatten. Zwar waren deren Verwandte und Freunde immer noch gegen Brandons Befehl, folgten ihm aber dennoch. Ein paar der Kinder kamen mit blauen Flecken zurück, eine Tatsache die Brandons Schuldgefühle noch vergrößerten, aber niemand starb. Er hatte kein Kind auf dem Gewissen, aber etwas wichtiges über sich selbst und seine neue Rolle gelernt. Krieg ließ die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmen, brachte das Schlimmste in deren Teilnehmern zum Vorschein. Reina war es möglich gewesen Deaktivierungscodes im Hauptarchiv zu finden und mit einem Mal alle Chips auszuschalten.

Einige Reden in Schlafsälen und Cafeterien später stand ganz Ohama auf Brandons Seite. Die Menschen waren begierig nach Freiheit, verlangten nach Rache und waren bereit Brandons Hoffnung zu folgen. Sie verließen die Stadt brennend. Einer der Sklaven war eine junge Frau namens Viktoria. Die beinahe achttausend Arbeiter machten sie nach der Befreiung zu ihrer Sprecherin. So begrüßte Brandon ein weiteres Mitglied in seinem Kommandostab. Viktoria war Anfang dreißig, groß, athletisch gebaut und besaß langes weinrotes Haar, das sie zu zwei Zöpfen flocht. An dem Tag als Ohama brannte, war sie an vorderster Front, kämpfte für ihre Freiheit wie eine Wilde. Brandon bewunderte diesen Einsatz.

Die Nachricht von der befreiten Stadt griff schnell um sich und schon ein paar Tage danach erkannte Brandon das seine Armee stetig wuchs. Aber sie waren zu groß umso durch das Land zu ziehen. Bärenstein konnte sie zu leicht erwischen. Am vierten Tag nach der Befreiung hatte Brandon daher alle Teamleiter zu sich gerufen. Unter ihnen: Reina, Crow, Rami, Viktoria, Cassandra, Emilio und noch ein paar mehr. Brandon hatte zusätzlich Nate geholt um Crow zu unterstützen.

Schweren Herzens teilte er seine Teamleiter und seine Armee auf, schickte sie auf unterschiedlichen Routen zu demselben Ort. Sankt Sandrina. Nur Reina würde bei ihm bleiben und mit den übrigen Henotellos der Armee, die Akademie angreifen. Danach wäre die Hauptstadt des Landes ebenfalls ihr Ziel.

Durch Funkgeräte würden die Teamleiter miteinander Kontakt halten können und Brandon gab zusätzlich den Befehl diese Funkgeräte niemand anderem zu zeigen und sie im Falle einer Gefangennahme sofort zu zerstören. Es überraschte ihn immer wieder wie gehorsam die Teamleiter waren, keiner suchte Streit, keiner versuchte seine Autorität in Frage zu stellen, selbst Emilio kooperierte. Sicherlich machte er keine Freudensprünge, aber durch den Sieg in Ohama schien sogar er Hoffnung zu hegen. Müde sah Brandon aus dem fahrenden Auto. Blinzelte in die untergehende Sonne, die das Grün des Waldes zum Leuchten brachte. Ein Mann namens George saß am Fahrersitz und sang ein altes Sklavenlied. Die anderen Arbeiter von Ohama sangen leise mit.

Kyrie- Nebel des KriegesWhere stories live. Discover now