Berichte über Krieg Teil 3

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Liebe Mutter Sandrine,
genug ist genug. Ich kann verstehen, warum du ein Monster wie mich nicht in deiner Nähe wolltest, doch so offen deine Liebe zu meinen Geschwistern demonstrieren und damit meinem Herzen den letzten Rest Hoffnung nehmen.
Wie konntest du nur?
Was habe ich je getan um dies zu verdienen. Brianas Hochzeit ist nun ein Jahr her und mein Plan fertig ausgearbeitet. Zur Namensnennung meines Neffen wird mein Vater mich im Schloss unterbringen und dann endlich kann ich tun, was notwendig ist. Ich werde mir ein Messer aus der Küche holen und die Wachen vor eurem Zimmer töten.
Gleich einem Schatten werde ich durch eure Gemächer huschen und zuerst meinem Vater und dann dir die Kehle durchschneiden. Euer Blut soll meine Ernennung zum Meister Bärenstein, Herrscher über Beerellon einläuten und meine Freiheit besiegeln.
Keine Sorge, Mutter, es wird schnell gehen. Ich habe nicht vor dich leiden zu sehen, anders als du, die mich jahrelang leiden hat lassen. Ich werde es schnell tun.
Ich werde es richtig tun. Der Thron ist mein und die Macht ein Geburtsrecht.
Versteckter Brief Lothar von Bärenstein II

Mit Schwung wurde die Tür zur Abstellkammer geöffnet und ein älterer Herr mit einem Besen in der Hand stand staunend vor ihnen. Reinas und Brandons Köpfe drehten sich gleichzeitig zur Tür und starrten den Eindringling erschrocken an.

"Na hallo.", meinte der ältere Mann und kratzte sich am kahlen Schädel.

Er schien mehr als belustigt über diese Situation und konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. Brandon wäre am liebsten im Erdboden versunken.

Er konnte sich vorstellen wie sie beide für den Mann aussehen mussten. Eng umschlungen, die Lippen rot vom Küssen, der Atem hektisch, eindeutiger ging es wohl nicht. Selbstbewusst nahm Reina seine Hand und zog ihn am Mann vorbei aus der Kammer. Der alte Herr folgte ihnen nicht, doch noch zehn Schritte weiter konnten sie sein tiefes Lachen hören.
Mehrmals sah Brandon in Reinas Richtung setzte zu einem Satz an, doch brachte nichts heraus. In seinem Kopf herrschte Chaos, das hämmernde Herz pumpte Adrenalin durch seinen Körper. Als sie endlich weit genug entfernt waren um das Lachen des Mannes nicht mehr hören zu können, atmeten sie beide erleichter auf. Reina räusperte sich, sah während des Sprechens stur geradeaus.

"Wir,..wir sollten jetzt besser nach Rami und Jillian suchen.", ihre Stimme klang atemlos.

"Ja, Stimmt. Rami und Jillian. Das sollten wir wirklich tun. Fred erwartete uns sicher bald zurück."

Verwirrt sah er auf seine Armbanduhr und erkannte, dass sie noch etwa eine halbe Stunde hatten. Er war sich nicht sicher, wie lange sie in dieser Kammer waren. Sein Zeitgefühl sagte Stunden, sein verlangendes Herz bestand auf Sekunden. Fakt waren etwa fünf Minuten.
Und obwohl Reina wie es schien nicht über diese fünf Minuten Glückseligkeit sprechen wollte, brannte Brandon auf eine Erklärung oder zumindest eine Bestätigung das dies wirklich passiert war und er es sich nicht nur eingebildet hatte.

"Können wir,...", fing er an und stoppte sich je als sie die eisernen Türen der Lagerhalle erreichten. Da diese Einrichtung von OneSheep eine Unterstützereinrichtung war, gab es hier ein großes Lager an Materialien.

Fred hatte ihm einmal erklärt, dass von hier die meisten militärischen Einrichtungen des Mittellandes beliefert wurden. War wohl früher die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland gewesen. Brandon hatte nie die Lagerhalle besucht, wer keine Erlaubnis hatte im Lager zu arbeiten oder es zu betreten wurde von einem Soldaten gleich hinter der Tür sofort weggeschickt. Außer natürlich man war einer der fünf wichtigsten Personen hier, so wie Reina, dann hatte man überall zutritt. Mit einem Blick machte sie ihm klar, dass nicht über die letzten Minuten gesprochen wurde und öffnete die schwere, eiserne Tür des Lagers. Dahinter befand sich ein großer, weitläufiger Raum mit viele teils verstaubten, alten Regalen. Brandon kamen sie unglaublich viele vor.

Kyrie- Nebel des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt