»Schick mir eine SMS, wenn du dich das nächste Mal langweilst«, sagte er, ohne mich auch nur anzusehen.
Dann setzte er sich seine Sonnenbrille auf, ging die Treppe hinunter, völlig ungerührt von meinem Rauswurf. Und genau wegen dieser Gelassenheit war BamBam einer meiner wenigen Vielfliegern. Er heulte mir nichts von verbindlicher Beziehung vor und bekam auch keine Wutanfälle. Er akzeptierte unser Arrangment so, wie es war, und lebte ansonsten einfach sein Leben.

Meine Harley glitzerte in der herbstlichen Morgensonne. Ich wartete, bis BamBam vom Parkplatz der Wohnanlage gefahren war, dann lief ich die Stufen hinunter und schloss dabei den Reißverschluss meiner Jacke. Philosophie bei Dr. Rueser fing in einer halben Stunde an, aber der regte sich nicht auf, wenn man zu spät kam. Und weil das so war, sah ich keinen Grund mein Leben zu riskieren, um pünktlich dort zu sein.

»Warte mal!«, rief mir eine Stimme nach.
Mein Cousin Yoongi stand in der Tür zu unserer gemeinsamen Wohnung mit nacktem Oberkörper und auf einem Bein, während er versuchte, sich eine Socke über den anderen Fuß zu ziehen. »Das wollte ich dich gestern Abend schon fragen. Was hast du eigentlich zu Marek gesagt? Du hast ihm doch irgendwas ins Ohr geflüstert. Danach sah er aus, als habe er seine Zunge verschluckt.«
»Ich habe mich bei ihm dafür bedankt, dass er vor ein paar Wochenenden mal weggefahren ist, weil seine Mutter sich als eine richtige Wildkatze erwiesen hat.«

Yoongi musterte mich zweifelnd. »Idiot. Das hast du nicht gesagt.«
»Nein, ich hatte von Jisoo gehört, dass sie ihn wegen des Besitzes von Alkohol als Minderjähriger in Jones Country drangekriegt haben.«

Er schüttelte den Kopf, dann deutete er in Richtung Couch. »Hast du BamBam diesmal übernachten lassen?«
»Nicht doch, Yoongs. So gut solltest du mich kennen.«
»Er hat also nur auf eine kleine morgentliche Nummer vor dem Unterricht vorbeigeschaut? Eine interessante Methode, um sich für den Tag fit zu machen.«
»Meinst du, mehr ist da nicht dahinter?«
»Sentimentale Anwandlungen haben nur andere Leute.« Yoongi zuckte mit den Schultern. »Aber das ist BamBam. Na ja, wer weiß. Hör mal, ich muss Taehyung zum Campus bringen, willst du mitfahren?«
»Wir sehen uns später«, sagte ich und setzte meine Oakley-Sonnenbrille auf. »Ich kann Tae aber auch mitnehmen, wenn du willst.«
Yoongi verzog das Gesicht. »Äh... nein.«

Belustig von seiner Reaktion stieg ich auf meine Harley und ließ den Motor geräuschvoll an. Trotz meiner schlechten Angewohnheit, die Freunde seiner Freunde anzumachen, gab es selbst für mich eine Grenze, Taehyung gehörte zu ihm, und sobald er auch nur Interesse an einem Jungen zeigte, verschwand er von meinem Radar und kam auch nie mehr in Betrachtung. Er wusste das. Es machte ihm nur Spaß, mich hochzunehmen.

•••

Ich traf Jackson hinter dem Verbindungshaus von Sig Tau. Er managte den Circle. Nach der nächtlichen Auszahlung beim ersten Kampf hatte ich ihn am nächsten Tag die Außenstände eintreiben lassen und ihm dann einen Anteil für seine Mühe gegeben. Er kümmerte sich darum, dass wir nicht aufflogen, ich kümmerte mich ums Gewinnen. Unser Verhältnis war rein geschäftlich und wir hatten es beide am liebsten unkompliziert. Solange er mich auszahlte, blieb ich ihm vom Leib, und solange er nichts auf die Fresse kriegen wollte, tat er das Gleiche bei mir.

Ich lief quer über den Campus zur Cafeteria. Kurz bevor ich die metallene Doppeltür erreicht hatte, versperrten Jungwoo und WinWin mir den Weg.
»Hey, Jungkook«, sagte Jungwoo und warf sich vor mir in Pose. Seine Volllippen zierten sich zu einem Grinsen.
Sein schönes, unschuldig aussehendes Gesicht hatte mich als Erstes davon überzeugt, ihn zu vögeln. Aber einmal reichte auch. Seine Stimme erinnerte mich an das Geräusch, wenn man langsam die Luft aus einem Luftballon lässt. JB nahm ihn sich direkt einen Abend nach mir.

Loving Disaster | JikookWhere stories live. Discover now