Kapitel 48

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POV JIMIN

Mit einem Taschentuch in der Hand und meinen Eltern im Schlepptau öffnete ich gegen Mittag die Tür zum Haus meiner Tante, wo jetzt der Leichenschmaus und die Verlesung des letzten Willens stattfinden würde. Ich unterdrückte wieder aufkommende Tränen und folgte meinen Eltern in das hergerichtete Esszimmer. Dabei war ich mit den Gedanken so weit weg von hier, dass ich den auf dem Boden liegenden Zettel gar nicht bemerkte. Während des Essens redete ich kein Wort mit meiner Familie und auch bei der Vorlesung hörte ich nur von der Küche aus zu. Den Blick in mein Glas mit Alkohol gerichtet, lauschte ich den gedämpften Stimmen des Beamten.
"....dazu ist es der ausdrückliche Wunsch von Miss Shim Soondeok, dass Ihr Neffe Park Jimin Ihr gesamtes Anwesen mit Grundstuck und jeglicher Einrichtung, sowie ihrem persönlichen Besitz erbt. Ihr Vermögen damit ausgeschlossen, welches Ihre Schwester Lee Soonyeon erben wird...".

Ein Raunen verlief durch das Wohnzimmer, was mich verwirrt aufblicken ließ. Ich hatte das Haus geerbt?
Beim Aufschauen blieben meine Augen an etwas weißem auf dem Boden hängen. Ich lief argwöhnisch in den Flur, wo ich einen Zettel aufhob. Beim Entfalten entblößte er sich als die Karte, die Taehyungs Zuhause abbildete. Meine Augen weiteten sich: Tae musste ihn gefunden haben! Ich war mich sicher, dass er in meiner Jeans gewesen war. Aber noch schlimmer war, dass ich von Tae nichts gehört hatte!

Immer besorgter und am Ende fast panisch suchte ich das ganze zweistöckige Haus ab, nur um festzustellen, dass mein Freund nicht hier war. Von unten hörte ich das Rufen meiner Mutter, doch ich ignorierte sie gekonnt und sprang die Stufen wieder herunter, dann riss ich die Tür auf und schrie.
"TAEHYUNG!" Ich brüllte mir die Seele aus dem Leib, trotzdem erhielt ich keine Antwort. Er hatte vor der Beerdingung scho schlecht ausgesehen und jetzt war er verschwunden.
Ich seufzte verzweifelt und schlug die Hände vor mein Gesicht, dabei kämpfte ich mit den Tränen.
"Jimin? Was ist los, du hast geerbt! Komm wieder rein!" rief meine Mutter von der Terasse, aber ich drehte mich nur um und funkelte sie an.
"Ich kann nicht, ich muss Taehyung suchen!" fauchte ich und sah mich verzweifelt um. Es gab weit und breit nur Wiese.
"Wer ist denn bitte Taehyung? Erklär mir das, Jimin! Und komm jetzt wieder rein, sonst-"
"Tae ist mein fester Freund" sagte ich und sah zu, wie mich meine Mutter entgeistert anstarrte, "Und ich werde ihn jetzt suchen!" schrie ich gegen den Wind, der über den Feldern wütete. Ich spürte, wie leichter Niesel meinen schwarzen Anzug benetzte.

Ich drehte mich eiskalt um und rannte eine Runde um das Haus, um eine Spur im hohen Gras zu finden. Diese verlief gerade auf den dunklen Wald zu, der mir schon von Weitem Angst machte. Also holte ich tief Luft, dann rannte ich darauf zu. Ich lief so schnell wie nie und als ich noch weit entfernt von den ersten Bäumen blaues Licht scheinen sah, legte ich noch einen Zahn zu. Das Licht strahlte wie ein Scheinwerfer mitten aus den Bäumen gerade nach oben und ich vermutete, dass sich dort Taehyung befand. Der Wind peitschte gegen mein Gesicht und durchwühlte mein silbernes Haar, doch als am Waldrand schwächte er ab. Ich joggte jetzt durch den Wald, der von dem blau-weißen Licht wie überschwemmt wurde und folgte dem Weg zum Ursprung. Derweile bewegten sich die Äste über mir und bildeten wie von selbst ein undurchdringliches Dach, was mich schützte. Ich verschreckte einige der wenigen Vögel, doch das und die Tatsache, dass Taehyung hier irgendwo war und vielleicht verletzt war, hielt mich nicht auf.
"TAE!" schrie ich wieder und rannte wie angestochen zwischen den Bäumen, bis ich auf einen Weg kam. Dieser leitete mich auf einen sanften Hügel. Selbst von hier unten erkannte ich altes Gemäuer, das von Efeu und anderen Pflanzen überwuchert war. So schnell ich noch konnte, lief ich zu den Ruinen, von denen das unnatürliche Licht ausging. Ich kniff die Auge zusammen und hielt mir noch die Hand davor, um die ersten Stufen zu erklimmen und in einem steinernen Torbogen zu stehen.

Vor mir sah ich das ungewöhlichste, was ich jemals zu Gesicht bekommen würde:
In einem riesigen Saal voller kleiner Bäche, Wasserpflazen und Sträuchern, befand sich am Ende unter einer zerstörten Kuppel ein Baum. Dieser schien aus dem blanken Licht von Sternen zu bestehen und hatte seine am Boden sichtbaren Wurzeln durch den ganzen Saal erstreckt. Gleich leuchtende Schmetterlinge stoben aus der Baumkrone und umflatterten eine dürre Gestalt, die zu seinen Füßen lag...

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Danke an alle Reads Votes und all meine Follower, vielleicht gebt ihr mir noch ein Feedback zu 'Starsouls', denn ich bin am Überlegen, ob ich die Story als normal statt Fluff einstufe, ich bin unsicher.
Btw, ich korrigiere gerade auch noch Wings durch, das heißt: wer die Story nochmal mit verbessertem Stil und ohne Logikfehler lesen will, kann das gerne tun! Ich bin nur noch nicht fertig 😓😹 #überhauptkeineEigenwerbung
Bb ~wolvscalligraph

Starsouls {VMIN}Where stories live. Discover now