Kapitel 30

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Der Tee schmeckt gut und lässt mich ein wenig an zuhause denken. Den hat mir meine Mutter immer gemacht wenn ich krank war... Dazu salzstangen und zwieback. Irgendwie muss ich nun an 'Louise' von 'Eisblume' denken.

Als ich den Text in meinem Kopf durch gehe laufen mir wieder die Tränen die Wangen hinunter. Mit zitternden Händen stelle ich die halb volle Tasse zurück und das zur hälfte gegessene Sandwich findet auch wieder den weg zurück. Still starre ich gerade aus und ziehe meine Beine an meinen Körper. Ich schlinge meine Arme um sie und vergrabe mein Gesicht in ihnen. Das ein so altes Lied so etwas in mir auslösen könnte... Und dann hat das ja eigentlich nichts mit meiner derzeitigen situation zu tun! Wieso...? Ich schluchze nicht oder heule auch nicht laut los. Ich lasse einfach nur meinen Tränen freien Lauf und gewähre mir somit einen weiteren schwachen moment. Das klopfen und anschließende öffnen der Tür höre ich nicht. Das einzige was ich mitbekomme ist eine Hand auf meinem Kopf und eine sanfte und ziemlich besorgte Stimme. "Sera? Was ist los?" Ich schüttle den Kopf und behalte meinen Kopf auf meinen Beinen. "Sieh mich an Kätzchen..." meint er ruhig und ich hebe meinen Blick leicht. Sebastian hat sich vor mich gekniet und mustert mich. "Wieder deine Familie?" fragt er und ich nicke leicht. Dann macht er etwas, von dem ich nicht gedacht hätte das jemals mit zu bekommen. Der schwarzhaarige Teufel lehnt sich nach vorne und nimmt mich in den Arm! Zuerst zögere ich. Doch dann schlinge ich meine Arme um seinen Hals und vergrabe mein Gesicht an seiner Brust. Beruhigend streicht er mir den Rücken auf und ab und ich lasse meinen Tränen freien Lauf. Langsam rutsche ich von dem Sessel auf den Boden. Doch das ist mir egal und ich weine weiter. Leise schluchzer entkommen mir und ich drücke mich näher an ihn. Vorsichtig legt er seinen Kopf auf meinen und ich spüre die sicherheit, die er mir damit vermittelt.

Nach einer weile bekomme ich keine Träne mehr raus und ich lehne mich mit gesenktem Kopf nach hinten. Schnell wische ich mir noch die letzten verräterischen spuren aus meinem Gesicht und schniefe noch einmal. "Danke..." murmle ich und er legt mir eine Hand auf meine Wange. "Kein Problem Kätzchen..." flüstert er und ich sehe ihn aus rot verquollenen Augen an. "Wieso tust du das eigentlich? Ständig hilfst du mir und ständig tröstest du mich! Immer bist du für mich da und ich weiß nicht wieso..." flüstere ich leicht verzweifelt und drücke meinen Kopf an seine Hand. Eine stille tritt ein, die ich am liebsten vermieden hätte. Dann bewegt sich Sebastian und bringt sein Gesicht ganz nah an meins. "Weil du mir wichtig bist Kätzchen!" sagt er und blickt mich entschlossen aus seinen blut roten Augen an. Ich lege den Kopf schief und sehe ihn verwirrt an. "Wie meinst du 'Wichtig'? Meinst du imme sinne von der wichtigkeit einer schachfigur? Oder der wichtigkeit eines Opfers? Oder-" Plötzlich lehnt sich der schwarzhaarige Teufel nach vorne und verschließt meinen Mund mit seinem! Er ist ganz sanft und trotzdem reisse ich überrascht die Augen auf! Seine weichen Lippen passen irgendwie so gar nicht in sein Image als Teufel und die zärtlichkeit die er an den Tag legt verblüfft mich! Mein Herz fängt an zu rasen und ich bewege mich keinen Millimeter. Langsam löst er sich von mir und richtet sich wieder auf. "SO wichtig Kätzchen..." flüstert er und ich werde rot. Ich kann die wärme immer noch auf meinen Lippen spüren und bin einfach nur überrascht  wie sanft er war! Etwas zögerlich richte ich mich nun ebenfalls auf und sein Blick verfolgt mich. Es ist eine mischung aus misstrauen und Neugierde. Und einen kleinen Teil unsicherheit kann ich auch erkennen! Dann lege ich eine Hand an sein Kinn und ziehe so sein Gesicht zu mir hinunter. Vorsichtig lege ich meine Stirn an seine und schließe die Augen. Ich kann einen Luftzug an meinen Lippen spüren und höre ein leichtes erleichters aufseufzen. Meine Mundwinkel zucken und ich lächle ihn dann an, nachdem ich meine Augen wieder geöffnet habe. Die Stirn immer noch auf seiner liegend,  verliere ich mich gerade in seinen Augen, die am anfang zwar gruselig aussahen, nun aber eher Rubinen ähneln. "Du bist mir auch wichtig... Und zwar mehr als nur ein Butler!" erwiedere ich eben so leise wie er und Sebastian schließt seine Augen. "Das will ich doch hoffen mein Kätzchen!" sagt er nun etwas bedrohlich und öffnet wieder seine Augen. Diesmal leuchten sie wie zwei fackeln. Aber anstatt dass dies Angsteinflössend wirkt ist es eher... anziehend! Ich muss kichern und gebe ihm einen kurzen Kuss auf die Nasenspitze, ehe ich ihn ein wenig ernster ansehe. "Es tut mir leid diesen moment unterbrechen zu müssen... Aber da wartet noch arbeit auf uns! Du musst zu Ciel und ich muss mein Bett beziehen!" Ein enttäuschtes aufblitzen in seinen Augen erscheint, bevor er elegant aufsteht und mir seine Hand hin hält. "Wenn ich bitten darf?" fragt er lächelnd und ich nehme ebenfalls lächelnd seine Hilfe entgegen. Mit einem schnellen ruck hat er mich auf die Beine gezogen und legt dann sofort einen Arm auf meinen Rücken. Sanft und doch bestimmt drückt er mich an sich und beobachtet mich von oben aus. Ich seufze und lege mein Kinn an seine Brust. "So kommen wir nicht weiter!" sage ich und bekomme ein zustimmendes nicken von ihm. Wiederwillig löse ich mich von ihm und trete einen schritt zurück. Wortlos zeige ich mit meinem Kopf auf die Tür. "Bevor's noch zu spät ist!" lache ich und Sebastian lächelt mich an, bevor er schnell aus dem Zimmer verschwindet. Etwas dümmlich vor mich hin grinsend stehe ich vor dem bett herum und plötzlich fällt die Teetasse vom Tablett! Schnell bücke ich mich und fange sie kurz vor dem Boden samt Inhalt auf. In der selben sekunde ertönt ein krachen und Putz spritzt mir an den Hinterkopf! Erschrocken bleibe ich in der gebückten Haltung hinter dem Bett und drehe langsam meinen Kopf zu der Wand hinter mir. Dort prangt, auf höhe meines Kopfes, ein riesiges einschussloch!

Well... SHIT!Where stories live. Discover now