Kapitel 57

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"Freund, Schüler, Lehrling... Das ist doch alles das gleiche kleines!" kichert er wieder und ich stutze. "Lehrling? Heißt das..." ich löse mich von ihm und stelle den Messbecher mit dem Tee neben den Korpus des Toten Mannes. Dann sehe ich ihn groß an. "Heißt dass, das ich bei dir lernen darf?" Kichernd hält er sich seine rechte Hand mit dem langen schwarzen Ärmel vor den Mund. Sein langer grauer Pony, der ihm das gesamte Gesicht verdeckt, wackelt hin und her. "Wenn du möchtest nehme ich dich als meine Schülerin!" erwiedert er und ich kann nicht anders. Überglücklich springe ich hoch und falle ihm um den Hals. Fest drücke ich den Undertaker an mich und nicke wie eine verrückte! "Ja! Das wäre der Hammer!" juble ich und er drückt mich sanft, aber bestimmt von ihm weg. Ich lasse es zu und grinse über das ganze Gesicht. "Ich hoffe, dass du gut zuhören und mitarbeiten wirst! Auch wirst du vielleicht andere kleidung brauchen, die nicht so anfällig für eventuelle Körperflüßigkeiten sind! Aber das wirst du dir von deinem ersten Gehalt selbst kaufen." meint er und kichert dann wieder. Meine Sorgen und Probleme sind im moment wie weggewischt. Die Nachricht, dass ich eine Lehrstelle habe und sogar Geld dafür bekomme, lässt alles andere winzig klein und ohne probleme erscheinen! Undertaker legt mir eine Hand auf die Schulter und lächelt mich an "Dann legen wir mal los meinst du nicht?"

Dadurch, dass ich nun hier als angestellte Arbeite, nehme ich alles viel ernster. Den Aufbau und die Lage der verschiedenen Organe. Die äußerlichen und innerlichen veränderungen, die anzeigen was für eine Krankheit der Gast gehabt hat. Nicht nur an den einzelnen Teilen innerhalb des Körpers lässt sich bestimmen, an was er gestorben ist. Äußerliche veränderungen wie Hautverfärbung oder rötliche flecken sind ebenfalls wichtig, da sie ebenfalls anzeichen für bestimmte krankheiten sein könnten. Mit einer engelsgeduld, die ich ihm ehrlicherweise NICHT zugetraut habe, erklärt er mir alles was ich für den anfang brauche. Den Messbecher trinke ich nebenbei und bei dem einen Keks ist es nicht geblieben. Da ich Lehrling bin, darf ich noch nichts anfassen, was innerhalb eines Gastes liegt, auch wenn ich diesem rein theoretisch nicht mehr wehtun könnte. Tot ist das auch ein bischen schwierig! Dennoch bin ich eher stiller zuschauer, ausser ich habe eine Frage.

Als er den letzten Gast für heute zumacht, sehe ich ihm dabei zu. Diese Präzision und schnelligkeit, eine Nadel und einen Faden durch die kalte Haut zu stechen... Einfach nur faszinierend! "Ich werde dich nicht jeden Tag unterrichten kleines! Drei mal die Woche reicht für den anfang aus und du darfst dir die Tage aussuchen! Natürlich werde ich dich nicht daran hindern hier her zu kommen!" kichernd macht er einen knoten und betrachtet kurz sein werk, bevor er sich wieder zu mir wendet. "Aber ich werde dich nicht in diesen Raum lassen! Du kannst dir Bücher ausleihen und lesen! Mehr nicht an deinen freien Tagen! Ist das klar?" ich nicke ernst und er legt das Laken über den Körper. Sein Gesicht wechselt von ernst wieder zu fröhlich. "Gut, Gut! Na dann wollen wir mal zurück in unseren Empfangsraum gehen!" Ich schnappe mir noch den Messbecher und verlasse mach ihm den Raum mit den Toten. Sofort weht mir die stickige Luft des Gebäudes entgegen und ich muss zugeben, dass es eine angenehme abwechslung ist. Zwar kann ich Blut riechen und man gewöhnt sich auch nach einiger Zeit an den Geruch! Aber trotzdem ist etwas anderes auch ganz schön! "Du... Undertaker?" frage ich und er dreht seinen Kopf zu mir um, während er mir die Tür aufhält, um in besagtes Zimmer zu gehen. "Was gibt es kleines?" Nervös gehe ich hinein und spiele mit dem Ärmel meines Hemdes. "Ich will, dass du mich für das, was ich sage nicht umbringst oder es hinterfragst okay? Versprichst du mir es?" Neugierig und auch ein bischen misstrauisch lehnt er sich auf den Sargtresen und überlegt kurz. Ich stehe mit dem Rücken zur Haustüre und beobachte ihn. "Ich kann dir leider kein Versprechen geben! Aber die Zusage, dass ich dich dafür nicht umbringen werde!" Ich nicke und schlucke. Dann atme ich tief ein und sehe ihn entschlossen an. "Ich weiß wer oder genauer gesagt WAS du bist!"

Lächelnd legt er den Kopf schief. "Wie meinst du das kleines? Ich bin ich! Und du bist du! Da gibt es kein anderes Ich!" kichernd richtet er sich auf und ich schnaube kurz. "Du bist ein legendärer Shinigami im Ruhestand. Deine Death Scythe ist eine Sense und ein Sotoba. Ich muss zugeben die Sense ist wunderschön und elegant auf ihre Art und weise!" sage ich und lasse ihn nicht aus den Augen. Er stockt für einen moment, bevor er wieder das kichern anfängt. "Aber kleines! Was hast du nur für eine blühende Fantasie! Ich und ein Shinigami? Und was ist denn überhaupt dieses Sotoba?" Egal wie sehr er es abstreitet, ich bleibe standhaft. "Von Grell und Ronald wirst du als Deserteur gesehen. Du hast eine lange Zeit als Todesgott gearbeitet. Bis du müde davon wurdest und experimente mit menschlichem Leben angefangen hast. Dann hast du hier angefangen. Als Bestattungsunternehmer. Du bist einer der wichtigstens Informanten des Earls geworden! Wahrscheinlich hast du so lange Haare, um die grünen Augen eines Shinigamis zu verstecken." Langsam dreht er sich zu mir und mit einem mal habe ich das Gefühl, alles gesagte aus den letzten Minuten löschen zu müssen! Sein Gesicht ist versteinert. Kalt. Unnahbar! Nicht mehr der Undertaker, den ich persönlich kennengelernt habe! Er starrt mich durch seinen Pony an. Seine gute Laune ist verflogen und hat einer spannungsgeladenen Atmosphäre platz geschaffen! Mein Herz beginnt zu rasen und mein Hirn schreit laut: 'Verfickte Scheiße! Lauf um dein Leben Sera! Du hast gerade die mächtigste Person verärgert in dem du gesagt hast was du weißt!' Mit einer unglaublichen geschwindigkeit, die nicht einmal Sebastian hinbekommt, steht er hinter mir und hält mir seine langen Fingernägel an den Hals. Bereit, jederzeit mein Leben zu beenden! Meine Arme hält er fest an meinen Körper gepresst und ich kann mich kaum noch bewegen. Ich habe meine Augen aufgerissen und starre ein 'wenig' panisch auf die Hand, die mich umbringen könnte! "Ich will einen konkreten Beweis, dass du dir das nicht ausgedacht hast! Ansonsten ist meine Zusage, dich nicht um zu bringen, null und nichtig!" zischt er in mein Ohr und ich schlucke. Langsam drehe ich meinen Kopf zu ihm hoch und erstarre komplett. Seinen Hut hat er nicht auf und sein Gesicht liegt frei. Die grünen Augen starren mich kalt und misstrauisch an. Seine Lippen sind zu einem Strich zusammengepresst und seine Stirn ist in falten gelegt. "Adrian... Crevan..." flüstere ich leise.

Well... SHIT!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt