Kapitel 54

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'Minimalst' panisch halte ich still. Ich atme so flach wie nur irgend möglich, wenn überhaupt! Schritte kommen immer näher und mein Hengst schnaubt nervös. Allein DASS ich die schritte hören kann bedeutet, dass es nicht Sebastian ist! Für Ciel sind die schritte zu weit auseinander. Bard und Finny können es nicht sein und May hohe absätze! Und das sind definitiv KEINE hohen absätze! "Wo ist die kleine? Man das nervt!" knurrt eine unbekannte stimme und ich werde leicht nervös, als er anfängt, die Boxen zu durchsuchen! Wo ist Sebastian?! Kalte schauer laufen den Rücken hinunter und mein Herz schlägt mir bis zum Hals! Langsam hole ich das Messer heraus und mache mich für einen Kampf bereit. Auch wenn ich KEINE ahnung hab wie ich das hinkriegen soll. So ganz ohne Kampferfahrung! Ich werde plötzlich unglaublich ruhig und höre auf die Geräusche von dem unbekannten. Die Gefühle die ich im moment habe, ignoriere ich einfach. Sie sind nur hinderlich! Geräuschlos richte ich mich leicht auf und knie nun vor der Türe, zum sprung bereit! Das Messer in der rechten Hand warte ich auf den Mann. Den Blick lasse ich nicht von dem Eingang der Box und höre nun, wie er hier her kommt! Adrenalin strömt durch meinen Körper und ich kann schon das metallene Klappern hören, wenn die schließmechanismen aufgemacht werden. Ich atme tief ein und spanne mich an. Der unbekannte öffnet die Tür und ich springe auf ihn! Durch den Überraschungsmoment torkelt er zurück und fällt durch meinen Schwung auf den Rücken. Ich setze mich schnell auf seinen Bauch und halte das Messer an seinen Hals. Der braunhaarige Mann scheint das noch nicht bemerkt zu haben, denn sein Gesicht ist noch durch den aufprall auf den harten steinboden schmerz verzerrt und seine Augen geschlossen. Die eigentlich schnelle Aktion ist für mich in zeitlupe abgelaufen und ich zittere leicht. Dann macht der Kerl seine Augen auf und sieht mich an. Ein grinsen erscheint auf seinen Lippen. "Da bist du ja endlich Täubchen!" Ängstlich und nicht wissend, was ich von ihm halten solle, drücke ich ihm das Messer näher an seinen Hals. "Wer bist du... Und was willst du von mir?!" zische ich und bin froh, das meine Stimme nicht zittert! Er will meinen Arm nehmen, doch ich ritze ihm ein wenig mit dem Messer den Hals ein, sodass feine Bluttropfen hervor treten und sich so lange zu einem großen verbinden, bis dieser dich löst und hinunter läuft. Das hinterlässt rote, feucht glänzende spuren die sich im Licht spiegeln. "Pfoten weg!" knurre ich und er nimmt seinen Arm wieder runter. "Ist ja schon gut Täubchen!" meint er beschwichtigend und sieht mich dann wieder an. Seine grünen Augen sind faszinierend und tiefgründig. Sein Gesicht ist glatt rasiert und seine Wangenknochen liegen hoch. Das kantige Gesicht gibt ihm eine entschlossene und kalte Ausstrahlung. "Wieso bist du hinter mir her und wieso zur hölle nennst du mich 'Täubchen'?" meine Stimme ist leise und bedrohlich. Er fängt wieder an zu grinsen. "Mein Auftraggeber will dich haben, denn warte mal... Wie hat er dich nochmal genannt..?" er überlegt und blickt dabei zum Dachgiebel des Gebäudes. "Achja!" meint er dann und sieht mich amüsiert an. "Sein Spielzeug! Er fand es gar nicht gut dass sein Spielzeug plötzlich abhanden gekommen ist!" Entsetzen steigt in mir auf. Trancy... Doch das Gefühl wird schnell durch kalte Wut abgelöst. "Da hast du dir für deinen letzten Auftrag ja einen beschissenen Boss gesucht weisst du das?" sage ich und ziehe eine Augenbraue hoch. Das zittern in meiner Hand hat aufgehört und emotionslos sehe ich ihn an. Fragend sieht er mich an. "Was meinst du mit letztem Auftra-" mehr bringt er nicht raus. Ich schneide ihm mit einer fliessenden Bewegung die Kehle auf und rolle mich schnell auf die Seite, um nicht mit blut besudelt zu werden! Das Geräusch dass er von sich gibt, erinnert mich an das aussaugen von der letzten Flüssigkeit mittels Strohhalm. Dieses Gurgeln. Sein entsetztes Gesicht, dass sich zu ausgewachsener Panik und verzweiflung verzerrt als er versucht, mit seinen Händen die Wunde zu schließen! Das spritzen des roten Lebenssaftes aus seinem Hals hat aufghört und pulsiert nun mit den letzten Herzschlägen des sterbenden Körpers. Seine Bewegungen werden langsam und hören schließlich komplett auf. Seine Augen sind starr nach oben gerichtet und matt glänzend. Das Gesicht zu einer Fratze verzogen. Der Mund weit offen zu einem stummen schrei. Langsam komme ich wieder zur besinnung und sehe entsetzt von der Leiche zu meinem Blutverschmiertem Messer und wieder zurück! Die rote flüssigkeit tropft herunter und hinterlässt dunkle blutige Flecken auf dem Steinboden. Ich fange wieder an zu zittern als ich realisiere, dass ich gerade jemanden umgebracht habe! Wo bleibt Sebastian?! Hat er nicht gemeint er wüsste wessen Blut an der klinge klebt?! Bitte... Ich will hier weg! Von selbst kann ich mich nicht wirklich bewegen, denn ich scheine in einer art schockstarre zu hängen. Plötzlich taucht ein schwarzhaariger Mann auf. Er hat kurzes, ordentlich gekämmtes, schwarzes Haar und hellgrüne Augen, wie sie für einen Shinigami typisch sind! Er trägt eine schwarze Brille mit Rechteck-förmigen Gläsern. Außerdem trägt er einen vornehmen, schönen schwarzen Anzug mit Krawatte, schwarzen Lederhandschuhen und Schuhe. "William T. Spears..." hauche ich und sehe ihn an. Er gibt mir einen kleinen Seitenblick und besieht sich dann die Erinnerungen des Mannes. Ernst und höchst konzentriert mustert er sie und hebt dann seine Death Scythe, eine ausfahrbare Baumschere mit roter klinge. Fast schon feierlich durchtrennt er die Cinematic Records und beendet so ein für alle mal das Leben des eigentlich eh schon toten Mannes. Dann holt er einen Notizblock heraus und vermerkt seine Arbeit sorgfältig. Ich habe bei all dem zugesehen. Halb in schock durch meinen ersten Mord und halb fasziniert durch seine Arbeit! Auf einmal dreht er seinen Kopf zu mir und sieht mich an. Sein Gesicht ist emotionslos. Nicht einmal in seinen Augen spiegeln sich irgend welche Gefühle. Mit seiner Death Scythe rückt er sich seine Brille zurecht und mustert mich von oben bis unten. Ich starre ihn einfach nur an. "Du musst dann wohl die bekanntschaft von Grell sein nicht wahr?"

Well... SHIT!Where stories live. Discover now