Kapitel 19

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Marry stand vor dem Spiegel, in ihrem Zimmer, und dreht sich zum tausendsten Mal davor. Sie war nervös. Sehr nervös.

Eric konnte jede Sekunde auftauchen, um sie zur Party abzuholen. Sie musste lächeln, als sie an ihr Telefonat vor vier Tagen zurückdachte.

Er hatte sich wirklich Mühe gegeben, um sie zu übereden, mit ihm zur Party zu gehen. Und sie musste zugeben, dass sie es ihm nicht leicht gemacht hatte.

Sie lief noch einmal ins Bad und frischte ihr Make-Up auf, dann rannte sie in ihr Zimmer um ihre Schuhe anzuziehen.

Als sie sich dann nocheinmal vor den Spiegel stellte, verschlug es ihr selber den Atem. So schön hatte sie noch nie ausgesehen!

Das Kleid ging ihr bis zu den Knien und oben herum hatte man einen seidigen schwarzen Stoff gewinckelt, der ihr bis zur Taille ging. Ab da besaß der schwarze Stoff weiße große Punkte und fiel in drei Lappen bis kurz über die Knie.

Das Kleid lag eng an und betonte ihre Figur. Marry drehte sich nocheinmal, dann klingelte es an der Tür und Marry hörte, wie Clara öffnete und sprach: "Ach, du bist also Eric. Marry hat ja schon so viel von dir erzählt."

"Hoffentlich nur Gutes." erwiderte Eric.

Marry musste schmunzeln und dachte an ihr erstes Gespräch mit Justus über Eric. Ja, natürlich NUR Gutes.

Marry kam aus dem Bad und ging schnell zur Treppe, damit Clara nicht noch andere peinliche Sachen erzählte.

Die Treppe ging sie allerdings etwas langsamer hinunter, damit sie mit ihren etwas höheren Schuhen nicht fiel. Warum musste Eric aber auch so groß sein? Marry hasste eigentlich hohe Schuhe, weil sie darin nicht laufen konnte, aber Josy hatte mit ihr geübt und Marrry wollte die schwarzen Schuhe mit den acht Zentimetern Absatz unbedingt haben. Schließlich passten sie perfekt zu ihrem Kleid.

Als sie die Treppe hinunter ging, sah sie in drei Gesichter, die sie anstarrten. Sie schien also wirklich gut auszusehen.

Marry lächelte, ging die letzte Treppenstufe hinunter und auf Eric zu, um ihn zu umarmen.

Aber plötzlich blieb sie mit ihren Schuhen am Teppich hängen und fiel.

Direkt in Eric's Arme.

"Hey, nicht so stürmisch. Ich hab dich ja auch vermisst." schmunzelt dieser und half ihr beim sich wieder aufrichten.

"Man... Mum seit wann liegt da ein Teppich?!" fragte Marry peinlich berührt. Ihre Mutter sah sie nur verständnislos an und erwiderte: "Schon immer?"

"Ooh... Eric, lass uns gehen!" Sie drehte sich schnell weg, als sie merkte, dass sie rot im Gesicht wurde und nahm ihre, zum Kleid passende Tasche.

"Tschüß Mum. Tschüß Dad."

"Tschüß Marry, trink nicht zu viel. Und du Eric, bring sie mit pünktlich zu um elf nach Hause."

"Halb eins."

"Halb zwölf."

"Zwölf."

"Na gut. Zwölf."

"Ja!" Rief Marry triumphierend.

Draußen auf der Straße grinsten Marry und Eric sich an. Ohne etwas zu sagen, machten sie sich auf den Weg.

Sie liefen durch verlassene Straßen und aus irgendeinem Grund, würde Marry sich nicht wundern, wenn gleich irgendwelche Räuber aus dem Gebüsch springen würden, doch es passierte nichts.

Da Alina nicht in der nächsten Nähe Marry's wohnte, liefen sie bestimmt zwanzig Minuten und Marry bereute schon nach fünf Minuten, dass sie hohe Schuhe angezogen hatte. Sie sagte aber nichts und ging weiter neben Eric her. Sie bogen noch einmal um eine Ecke und sahen Alina's Haus. Es war fast schon eine Villa, so groß war es, mit einer weißen Fassade. Drumherum war ein großer Garten, der nun mit vielen Girlanden geschmückt war. Man hörte schon aus einer Entfernung von hundert Metern die Musik, die aus dem Haus drang.

Bis jetzt hatte noch keiner was gesagt. Beide gingen nebeneinander her auf das große Haus zu. Doch nun durchdrang Eric's Stimme die Stille zwischen ihnen.

"Ganz schön imposant, nicht wahr?" Marry vergaß, dass es schon dunkel war und Eric sie nicht wirklich sehen konnte und nickte nur. Sie war noch nie bei Alina gewesen und war leicht geschockt von der Größe des Hauses. Natürlich wusste sie, dass Alina's Eltern reich waren und sie ein großes Haus hatten, aber dass es so groß war...

Als sie merkte, dass Eric immer noch eine Antwort erwartete, fing sie sich wieder und antwortete normal: "Ja! Du hast Recht!" Sie waren mittlerweile am Gartentor angekommen und Eric machte Anstalten es zu öffnen, als Marry die Stimme von Alina hörte.

"Eric! Eric! Schön, dass du gekommen bist!" Das Tor wurden von innen geöffnet und Alina fiel Eric um den Hals. Marry wurde von ihr total ignoriert. Alina flötete Eric irgendetwas ins Ohr und zog ihn dann mit. Er hatte gerade noch Zeit Marry einen entschuldigenden Blick zuzuwerfen. Dann war er schon in die kleine Gartenlaube gezogen worden.

Marry war enttäuscht, dass er sich so leicht hatte wegziehen lassen, doch sie erinnerte sich an das Versprechen, welches sie sich vorhin gegeben hatte: Sie wollte sich heute nicht von Alina provozieren lassen!

Déjà-VuWhere stories live. Discover now