Kapitel 13

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"Ist es das?"

"Ja klar, was denn sonst? Das klang gerade wie in so einem schrecklichen Film, wo du irgendetwas gefunden hast. 'Ist es das? Oh Nein!' Also wirklich, du musst aufhören so zu reden, Schätzchen." meinte Josy zur Marry. Sie wiederholte Marry's Satz ziemlich affektiert und übertrieben, Marry widerstand der Versuchung, gegen Josy's Schulter zu boxen.

"Na gut. Dann können wir da ja jetzt rein gehen und nach dem Job fragen."

"Und das Schätzchen, habe ich jetzt vor. Wir gehen DA..." sie zeigte auf den kleinen Coffeeshop, der ziemlich heruntergekommen wirkte, aber trotzdem gut besucht war, schließlich kamen hier etliche Schüler jeden Tag auf dem Weg zur Schule vorbei und es war der einzige weit und breit in ihrer kleinen Stadt: "... jetzt rein und werden uns den Job mit etwas Charme angeln. Am besten überlässt du mir das Reden, Schätzchen." Josy warf gespielt den Kopf in den Nacken und stolzierte davon. Marry verdrehte die Augen. So war Josy zum Glück nur manchmal, aber es konnte einem ganz schön auf die Nerven gehen, obwohl es nur gespielt war. Josy sprach momentan wie eine Diva und verhielt sich auch so.

Aber dann folgte sie Josy in den kleinen Coffeeshop. Josy stand an der Theke, aber es war kein Verkäufer da.

Der Raum war ziemlich dunkel, da die Jalousien fast ganz heruntergelassen waren. Hier drinnen war es angenehm kühl.

Wenn man den Raum das erste Mal betrat, würde man wahrscheinlich eher vermuten, dass es eine Bar oder ein Café wäre und kein Coffeeshop. Okay, eigentlich war es das auch, schließlich bekam man hier fast alles an Anti-Alkoholischen Getränken. Und das war das Entscheidende. ANTI-Alkoholisch. Für Alkoholische Getränke gab es eine richtige Bar, die man erst ab siebzehn Jahren betreten durfte.

Deswegen trafen sich Schüler am liebsten hier. Es war einfach der beliebteste Treffpunkt von allen unter siebzehn Jahren.

Der Tresen befand sich an der linken Seite. Im Rest des Raumes waren überall runde Tische, mit unterschiedlicher Anzahl an Stühlen verteilt. Sofort glitt Marry's Blick zu einem Tisch hinten in der rechten Ecke. Er stand relativ versteckt unter einer großen Palme, die in einem Blumentopf stand.

Das war ihr Stammtisch, also der von Marry und Josy.

Marry mochte die Palme. Es war die einzige hier im Raum. Marry fühlte sich unter ihr so geboren. Es erinnerte sie einfach an Urlaub. Wenn die Jalousien oben waren, fiel auch so viel Licht in die rot-gestrichene Lounge, dass man sich einfach himmlisch unter der Palme fühlte.

Die Palme...

Plötzlichen kamen wieder Bilder.

Sie lag im Bikini am Strand, unter Palmen, mit einem Buch.

Ihr Lieblingsbuch.

Er kam gerade aus dem türkisfarbenen Wasser auf sie zu.

Er lachte.

Er wollte sie umarmen, aber da sie gerade trocken war, wehrte sie sich.

Aber schließlich gewann er doch und umarmte sie von hinten.

Sie schaute auf das Meer hinaus.

Die Sonne ging gerade unter.

Sie drehte ihren Kopf zu ihm um.

Dann legte sie ihre Lippen auf seine.

Dann waren die Bilder weg. Doch ein warmes Gefühl war zurück geblieben, in ihrem Bauch. Sie musste unwillkürlich lächeln.

"Hallo? Ist hier jemand?" rief Josy in den Raum. Niemand antwortete. Hier musste doch jemand sein, oder? Josy klingelte mit der Klingel, die altmodischer Weise auf dem Tresen stand.

"Ich komme gleich!" ertönte eine männliche Stimme von hinten aus dem Lager.

"Siehst du, läuft doch bis jetzt alles ganz prima." Marry lächelte.

Dann ging die Lagertür auf und heraus kam ein Junge, der auch auf ihre Schule ging. Er war eine Klasse über Josy und Marry. Er war groß, blond und hatte hellgraue Augen.

"Hi. Wie kann ich euch helfen?" Josy starrte den Jungen nur an und bekam keinen Ton heraus. Dann fing sie an rot zu werden.

"Wir sind hier, wegen dem Aushilfsjob." half Marry ihrer Freundin.

"Ach so, ja, das trifft sich gut." der Junge war anscheinend erleichtert, dass überhaupt einer von den beiden sprach: "Ich bin Julian. Ähm... kommt einfach mit und ich bring euch zu Sam, er ist der Boss hier. Er wird euch da weiter helfen können." Julian lächelte und verschwand wieder im Lager, nicht ohne den Beiden noch ein Zeichen zu geben, ihm zu folgen.

Marry boxte Josy noch einmal an die Schulter, dann wachte Josy endlich auf: "Himmel, Josy! Du hast einen Freund!" meinte Marry und folgte Julian.

Sie hörte nicht mehr, wie Josy antwortete: "Naja, wahrscheinlich nicht mehr lange." dann rollte Josy eine Träne aus dem Augenwinkel.

Déjà-VuWhere stories live. Discover now