Kapitel 18

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Josy stand vor dem Tor, welches zu dem Haus mit der weißen Fassade dahinter gehörte.

Sollte sie das wirklich tun?

Ja, sie musste. Marry ging es sowieso schon dreckig und das musste endlich aufhören.

Außerdem war sie ihre beste Freundin und musste ihr helfen. Selbst wenn Marry nicht wahrhaben wollte, dass sie diese Hilfe brauchte.

Sie drückte die Klinke hinunter und ging den kurzen Steinweg durch den Vorgarten bis hin zur Haustür entlang.

Dann klingelte sie. Eine Melodie erklang und sie hörte Schritte.

Die Tür wurde aufgerissen und sie blickte in Alinas Gesicht.

"Was machst du denn hier?" fragte diese Josy.

"Das gleiche könnte ich dich auch fragen."

"Ich hab aber zuerst gefragt."

Josy stöhnte. Blöde Kuh. "Ich will zu Eric."

"Mmh. Tut mir Leid, aber der hat gerade mit mir zu tun." Alina wollte die Tür wieder schließen, aber Josy stellte ihren Fuß dazwischen, packte Alina am Arm und zog diese aus dem Haus hinaus.

Josy ließ Alina los und trat in das Haus hinein. Dann schloss sie die Tür, während Alina sie anstarrte und erst, als die Tür ins Schloss fiel, bemerkte, dass sie nun ausgesperrt war.

***

Marry wälzte sich auf ihrem Bett hin und her. Ihr war langweilig. Todlangweilig.

Und Josy konnte sie auch nicht erreichen. Was die wohl wieder trieb?

Marry seufzte. Josy war in letzter Zeit öfters nicht zu erreichen. Das lag meistens daran, dass sie mit Julian telefonierte. Julian.

Sie freute sich für Josy, aber trotzdem verspürte sie einen Stich, wenn Josy von ihm sprach.

Aber es war nicht, weil sie Josy für sich haben wollte. Nein. Es war, weil sie eifersüchtig war. Auf Josy's Glück.

Sie wollte auch glücklich sein. Mit ihm.

Mit Eric.

Und mit niemand anderem.

***

"Alina?" rief seine Stimme von oben herunter.

Josy sah sich um. Sie stand in dem langen weißen Hausflur, von dem nach rechts und links Türen abgingen und gleich als erstes, ging rechts eine Wendeltreppe hoch.

Von dort kam auch Eric's Stimme. Hinter ihr klopfte es. Wahrscheinlich wollte Alina hinein, aber Josy ignorierte es.

"Nein! Ich bin nicht Alina! Aber du bist ein Arsch und wirst eben diesen jetzt hier herunter bewegen!" schrie sie. Auf einmal brannte in ihrer Brust die Wut. Der Typ schnallte ja mal wirklich gar nichts. Und er traf sich wirklich noch mit der.

Schritte ertönten und Eric kam die Treppe herunter gestolpert. Er kam kurz vor ihr zum Stehen. Hinter ihr klopfte es immer noch.

"Josy, was machst du denn hier?" fragte er etwas außer Atem und sein Blick glitt zur Tür. Anscheinend hatte er das Klopfen von dort bemerkt.

"Können wir eventuell wo anders hingehen? Wo wir nicht von Tussen gestört werden?"

"Ähm... ja?" Eric nickte und sie gingen in sein Zimmer. Hier und dort standen noch Umzugskartons, aber ansonsten war das Zimmer groß und weiß gestrichen.

"Ich wollte mal so einiges klar stellen. Wegen Marry. Weißt du, du machst sie echt fertig. Mit jedem Tag, an dem ihr nicht miteinander sprecht, wird sie blasser. An jedem Tag, wo sie dich mit Alina sieht, wird sie stiller. Als ich gestern bei ihr vorbei gekommen bin, hatte sie gerötete Augen. So war sie noch nie. Erst seit du hier bist, ist sie so anders."

Mit jedem ihrer Worte zuckte er mehr zusammen und obwohl er ein ganzes Stückchen größer war als sie, machte sie ihm Angst. So hatte er Josy noch nie erlebt.

"Aber... aber... aber warum hat sie dann nichts gesagt?"

"Bist du wirklich so blind!?" schrie Josy ihm ins Gesicht. Eric zuckte zusammen.

"Was denn? Ich... ich versteh sie einfach nicht. Ich meinr, warum ist sie in Bezug auf Alina so empfindlich? Alina ist immer so nett und meinte auch, sie würde gerne mit Marry befreundet sein, aber Marry stellt sich immer quer. Alina ist gar nicht so schlimm." Josy starrte aus dem Fenster, es hatte angefangen zu regnen. Hoffentlich stand Alina jetzt immer noch draußen und wurde so richtig schön nass. Dann wandte sich Josy wieder Eric zu.

"Oh man, Eric! Du bist wirklich total blöd! Weißt du was Alina Marry für ein Ansage gemacht hat, nachdem du in die Klasse kamst? 'Er gehört mir.' Siehst du jetzt was Alina für eine falsche Schlange ist?"

Eric starrte Josy ungläubig an und um dieses Blick zu bestätigen, sagte er dann auch noch: "Ich glaube dir das nicht."

Josy schnaubte. Jungs. "Okay, glaub mir, oder glaub mir nicht. Wenn du nicht bald mit Marry sprichst, hast du sie verloren. Ich werde jetzt gehen." Josy drehte sich um und ging die Treppe hinunter.

"Josy, warte! Aber was soll ich jetzt machen?"

"REDE mit ihr. Geht zusammen auf die Party. MACH SIE GLÜCKLICH! Oder du kriegst es mit mir zu tun. Denn sie mag dich. Vielleicht weiß sie es selbst noch nicht, aber sie mag dich. Sehr sogar."

Josy riss die Tür auf und stand einer komplett durchnässten Alina gegenüber. Ihre Wimperntusche war verlaufen, weil ihr der Regen ins Gesicht getropft war und es gab auch weit und breit keine Möglichkeit sich unterzustellen.

Josy lächelte triumphierend und murmelte Alina noch ein: "Blöde Kuh" zu, setzte sich ihre Kapuze auf und ging hinaus in den Regen.

***

Mittlerweile lag Marry nicht mehr auf ihrem Bett, sondern auf den Sofa im Wohnzimmer und schaute TV. Nur leider lief nichts Vernünftiges und sie langweilte sich genau so, wie auf ihrem Bett.

Plötzlich vibrierte ihr Handy und eine Naricht von Josy traf ein.

'Halt dein Handy und dein Telefon bereit!'

Was sollte denn das? Warum....?

Doch da klingelte ihr Handy schon wieder und Eric's Nummer erschien auf dem Bildschirm.

Was wollte denn der von Marry? Sollte sie rangehen? Ihr Finger schwebte schon über der Ablehntaste, als sie sich doch anders entschied.

Was wenn... Vielleicht... Ein kleiner Hoffnungsschimmer bildete sich in Marry's Herz und sie nahm das Gespräch an.

"Eehm... Hi?" sie räusperte sich und die Zweifel kamen zurück. Was, wenn er ihr nur eine Abfuhr erteilen wollte?

"Eehm... Hi, Marry! Ich bin's."

"Ich weiß."

"Jaa...naja... also ich wollte mit dir reden!"

"Das tust du doch schon!" erwiderte Marry.

"Jaa...naja...boah Marry! Musst du es mir so schwer machen?"

"Was denn?"

"Marry... Es tut mir Leid! Ich weiß zwar nicht, was mir genau Leid tun soll, aber ich will wieder mit dir reden können. Ich will nicht, dass du noch länger auf mich sauer bist! Ich will, dass du mit mir zur Party gehst! Ich will nicht mit Alina gehen! Wenn es wirklich stimmt, was Josy erzählt hat, dann... dann kann ich verstehen, warum du Alina nicht magst, aber ich kenne sie nun einmal nicht anders und kann deswegen nicht darüber urteilen und um ehrlich zu sein, interessiert mich nicht, wenn ihr Beiden euch nicht mögt, nur will ich einfach wieder mit dir reden können!" sagte Eric und wurde mit jedem Wort lauter und verzweifelter.

Marry schluckte. Was sollte sie darauf nur antworten? Nach einem zweiten Schlucken fasste sie einen Entschluss.

Déjà-VuWhere stories live. Discover now