Déjà-Vu

Kapitel 15

"Scheiße!" entfuhr es Marry. Damit meinte sie beides.

Einmal die Tatsache, das jetzt überall an ihr Kaffeepulver hing, dass wahrscheinlich ziemlich schlecht rausging und sie alles sauber machen musste.

Und die Tatsache, dass Eric an ihrem Stammtisch saß.

Und zwar nicht alleine.

Sondern mit Alina.

Alina.

ALINA!

"Marry? Alles okay?" Josy kam gerade auf sie zu.

Marry schüttelte verwirrt den Kopf.

Nein. NEIN, es war ÜBERHAUPT NICHTS okay! Der Junge, der gestern noch ein Date mit ihr gehabt hatte, saß zusammen mit ihrer ärgsten Feindin an ihrem Stammplatz!

Tränen stiegen ihr in die Augen.

Warum?

Marry knallte die Cola auf den Tresen, stieß Josy zur Seite und rannte aus dem Coffeeshop. Draußen angekommen, setzte sie sich auf die Treppe.

Zum Glück war niemand weit und breit zu sehen und sie konnte ihren Tränen freien Lauf lassen.

Zum Glück kam Josy ihr nicht nach. Sie wusste einfach, dass Marry jetzt niemanden bei sich haben wollte.

Nach einiger Zeit auf der Treppe stand sie auf und vertrat sich ein bisschen die Füße, indem sie die Straße hinunter ging.

Warum? Warum war er mit Alina hier?

Sie konnte es ihm aber auch nicht verbieten. Schließlich waren sie nicht einmal zusammen.

Er konnte sich treffen mit wem er wollte.

Aber trotzdem gefiel ihr es nicht.

Sie beschloss zurück zu gehen, schließlich musste sie arbeiten und Julian würde sich bestimmt schon fragen, wo sie war.

Sie ging die Straße wieder hinauf, aber plötzlich blieb sie stehen.

Aus dem Coffeeshop traten zwei Personen.

Eric und Alina.

Schnell versteckte sich Marry hinter einer Hecke.

Sie beobachtete die beiden durch das Laubwerk und konnte beobachten, wie die zwei sich unterhielten. Leider verstand Marry nicht, worum es ging.

Dann verabschiedeten sich die zwei und Alina drückte Eric einen Kuss auf die Wange.

Wie konnte sie es wagen!?

In Marry brodelte es, aber als sie bemerkte, dass Eric, alleine, in ihre Richtung kam, presste sie sich gegen die Hecke.

Auf keinen Fall sollte er sie hier bemerken!

Er lief an ihr vorbei und erst als er nicht mehr zu sehen war, stand Marry auf und ging in den Coffeeshop hinein.

"Marry! Wo bist du gewesen? Ist alles okay?" empfing Josy sie: "Ich hab Julian gesagt, dir sei schlecht. Er ist nicht sauer. Ich durfte allerdings das Kaffeepulver aufwischen. Man, Marry, du kannst doch nicht einfach weglaufen!"

Marry setzte ein Lächeln auf, das ihr sogar einigermaßen gelang: "Es ist nichts. Wirklich."

Josy schaute sie noch einmal skeptisch an, sagte aber nichts und wandte sich dem nächsten Kunden zu. Da die Schokoriegel immer noch nicht aus dem Lager geholt worden waren, ging Marry wieder zurück ins Lager, um diese dort zu suchen. Im Lager fand sie Julian, der offensichtlich auch nach den Riegeln suchte.

"Hey! Hast du die Riegel gefunden?" fragte Marry ihn.

"Nee... irgendwie... Eigentlich müssten die hier irgendwo sein! Geht es dir wieder besser? Wenn nicht, dann geh besser nach Hause!" sagte Julian und schaute nun von dem Regal vor sich auf.

"Nein nein! Mir geht’s wieder gut. Ich brauchte nur ein bisschen frische Luft. Jetzt geht es mir aber wirklich wieder gut!" antwortete Marry und widmete sich einem anderen Regal. Sie verschob ein paar Kakao- und Kaffeepackungen, um dahinter zu schauen. Doch auch dort waren keine Schokoriegel.

"Achso, na dann...Aah, hier sind sie! Hinter dem Toastbrot vermutet man aber auch keine Schokoriegel!" rief er aus und holte eine Palette mit Schokoriegeln hervor.

"Würde mich interessieren, wer die da hingestellt hat... Naja, jetzt haben wir sie ja gefunden. Erinnerst du mich gleich noch einmal dran, dass ich auf die Lieferliste 'Schokoriegel' schreibe?" fragte Julian Marry. Diese nickte und zusammen verließen sie das Lager.

Als Marry den Verkaufsraum betrat, war keiner mehr zu sehen. Auch Josy war nicht mehr dort.

"Josy? Josy, wo bist du?" rief Marry. Plötzlich hörte sie ein leises Schluchzen. Es kam von der Palme. Marry verließ den Tresen und ging zu ihrem und Josy's Stammplatz. Und das, was sie dort fand verschlug ihr die Sprache.