Das Blumenmeer

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Wenige Minuten starrte der verblüffte Charlie auf die drei kleinen Kinder, mit denen ich nun in seinem Wohnzimmer stand.

Er brauchte nicht lange, um zu begreifen. Williams Haarfarbe, die meiner und der meines Vaters gleich kam und Mariellas braune lange Locken, gepaart mit ihren schokoladenbraunen Augen sprachen Bände.

Dass die Kleinen so plötzlich da waren und schon so groß, schien ihn, angesichts der Tatsache, dass es bei mir fast genauso gewesen war, nicht sonderlich zu wundern. Viel erstaunter war er wohl, dass es gleich drei waren.

Einen Moment verharrten wir noch so, dann brachte er es endlich über sich, eine Frage zu stellen.

„Darf ich?“, sagte er und sah William an, den ich im Arm hatte.

„Natürlich“, antwortete ich und gab ihn Charlie.

„Hey.“, sagte Großvater dann leise zu Will und lächelte ihn an. William dagegen sah ihn etwas verwundert an, wusste er doch nicht, wen er da vor sich hatte.

„Sein Name ist William Edward“, klärte ich Charlie auf. „Wir haben ihn nach seinen beiden Opas benannt.“

„Das ist toll.“, meinte Charlie und strich ihm durchs Haar. „Er ist sehr hübsch. Und er hat deine Haare.“

Ich lächelte. Am liebsten hätte ich geantwortet, dass er eher aussah wie mein Vater, aber das Wort „Vampir“ hatten wir in Charlies Gegenwart noch nie benutzt, also war die Sache mit der Augenfarbe auch fremd für ihn und so ließ ich ihn in dem Glauben.

Als Nächstes legte er den Kleinen Sue in den Arm, die direkt mit ihm verschwand und ihm wahrscheinlich was zu naschen geben wollte.

Großvater kniete sich nun fast auf den Boden, vor die anderen Zwei, die sich jeweils links und rechts von mir etwas skeptisch mit jeweils einer Hand an meiner Hose festhielten.

„Und wer ist das kleine Fräulein?“

Ich nahm die Hand meiner Tochter von meiner Hose und ließ sie ein paar Schritte vor mich laufen. „Das ist Mariella-Sarah.“

„Isabella Marie...“, flüsterte Charlie strahlend. Er hatte es sofort verstanden. „Marie war der Name von Bellas Großmutter.“, klärte er mich auf.

„Hallo, Mariella.“

Charlie nahm die Hand der Kleinen und schüttelte sie sanft.

„Hallo.“, antwortete Mariella mit ihrer Glockenstimme.

„Sie ist mindestens so süß wie du.“, sagte Charlie dann.

„Ich finde sie viel süßer.“, antwortete ich und strich ihr durchs Haar.

Charlie lachte.

„Und wen haben wir hier?“, fragte er zu guter Letzt und musterte Ani, der Charlie immer noch etwas missmutig ansah.

„Anthony Ephraim.“

„Er hat Jakes dunkles Haar, aber deine helle Haut.“, stellte Charlie fest. „Das macht ihn irgendwie noch bleicher. Ein bisschen unheimlich... Aber er ist genauso hübsch, wie die Anderen.“

Anthony? Unheimlich? Das hatte noch niemand über den Kleinen gesagt.

„Danke.“, antwortete ich gespielt freundlich. Innerlich war ich jedoch ein klein wenig beleidigt.

Ich nahm Ani auf den Arm und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Du bist nicht unheimlich, nicht wahr, mein Spatz? Du bist lieb und brav.“

Ani antwortete nichts, sondern legte die Arme an meine Schultern und legte seinen Kopf unter meinen Hals, dann knuddelte er sich an mich. Gut, vielleicht machte er einen seltsamen Eindruck, weil er sich so gar nicht wie ein Kleinkind verhielt, aber ich mochte ihn genauso wie er war. Es war einfach Ani.

Rising Sun - Biss das Licht der Sonne erstrahlt (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt