Kälte

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Playlist: Das Lied, das ich beim Schreiben dieses Kapitels hörte, findet ihr als YouTube-Video rechts neben dem Kapitel. =)


Als ich wieder zu mir kam, erblickte ich als erstes eine dunkle Holzdecke. Ich blinzelte einige Male, bis mein Blick einigermaßen klar wurde, dann spürte ich den kalten Lappen auf meinem Kopf. Langsam setzte ich mich auf, woraufhin der Lappen langsam von meinem Gesicht rutschte und in meinem Schoß landete. Sofort kam Emily herüber geeilt, legte ihre Hand an meine Schulter und wollte mich wieder zum Hinlegen bewegen.

„Oh, Renesmee. Endlich bist du aufgewacht. Leg dich doch bitte wieder hin.“

Etwas widerwillig gab ich letztlich nach und ließ mich wieder langsam in mein Kissen sinken. Wenn ich das richtig sah, befand ich mich in einem Doppelbett in einem Schlafzimmer. Ich drehte meinen Kopf zur Seite doch der Platz dort war leer, dann sah ich wieder zu Emily.

„Was ist passiert?“

Emily schien kurz abzuwägen, was sie mir am ehesten sagen konnte oder sollte.

„Na ja.. du bist ohnmächtig geworden.. nachdem -“

Ich ließ sie nicht ausreden und setzte mich ruckartig wieder auf.

„Renesmee!“, rief sie sofort erschrocken, doch ich ignorierte sie einfach, rückte an den Bettrand und ließ meine Füße sinken bis sie den Boden berührten. Emily sagte nichts und hatte es wohl auch aufgegeben mich aufzuhalten. Jetzt starrte sie mich einfach mit offenem Mund an, wie ich da in ihrem Schlafzimmer stand, mein blaues Shirt anhob und über meinen nackten Bauch strich.

Ich spürte keinen Stupser mehr, aber ich hatte den Gedanken, dass es vielleicht Einbildung gewesen sein könnte, schon wieder fallen gelassen. Diese Wölbung war ganz sicher nicht von zu vielem Essen entstanden und dass ich so naiv gewesen und das angenommen hatte, kam mir jetzt albern vor. Allerdings war es fast so, als wäre der Bauch jetzt etwas dicker als unter der Dusche. Oder aber es kam mir jetzt nur so vor, weil ich wusste, dass es kein Fett war. Nein, ganz sicher nicht. Was da jetzt drin war, das war Leben. Und es machte mir irgendwie auch Angst, denn wenn ich eines wusste, dann dass es nicht menschlich war.

Neun Monate, Wehen und eine normale Geburt, das war alles so abwegig wie ein Sechser im Lotto. Ich war der lebende Beweis, dass es anders laufen konnte. Statt neun Monaten nur Einen. Statt 17 Jahren lediglich sieben. Und bei meiner Geburt hatte ich meine Mutter sozusagen unfreiwillig gebissen und umgebracht, nachdem ich sie in den einen Monaten fast zerrissen hätte.

Ich wusste diese Dinge, weil ich so verbissen danach gefragt hatte und meine Eltern im Gegensatz zu dem Geheimnis mit der Prägung, weniger vehement Stillschweigen bewahrt hatten. Vielleicht hatten sie aber auch von Anfang an vorgehabt, mir davon zu erzählen, wenn ich alt genug war um es zu verstehen.

Und wie ich es verstand. So sehr, dass ich jetzt Panik bekam. Ich könnte höchstens in der dritten Woche sein, doch spürte ich schon ganz deutlich eine Wölbung, die man durchaus auch sehen konnte. Wenn es nun so lief wie bei meiner Mutter würde ich in nicht einmal einem Monat Mutter sein. Allerdings gab es bei mir die Option mit der Verwandlung nicht. Wenn es Komplikationen gäbe, würde ich wahrscheinlich sterben. Aber meine Mutter war ein Mensch gewesen und ich war immerhin zur Hälfte ein Vampir und damit robuster und stärker als ich aussah und vor allem als sie es damals war. Vielleicht reichte das aus um alles zu überstehen.

Dies lag aber alles noch eher in der Ferne als eine weitere Sache die mich beschäftigte: wie sollte ich es Jacob sagen? Und wie meiner Familie? Wie würden sie reagieren? Was wenn sie das Kind nicht leben lassen wollten? Was wenn sie es als Gefahr sahen?

Ich schüttelte für mich selbst den Kopf. Nein, dass würden sie nicht tun und selbst wenn, es war noch immer meine Entscheidung, so wie es mein Leben und mein Bauch war.

Rising Sun - Biss das Licht der Sonne erstrahlt (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt