Mein Werwolf

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In der Leiste auf der rechten Seite findet ihr das Lied, das ich beim Schreiben hörte als YouTube-Video. 

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Wassertröpfchen. Es waren meine Tränen, die vom Luftzug davon geweht wurden. Ich folgte Jacobs wohlriechendem Duft durch den Wald und blieb dabei so gut wie nie stehen, trotzdem hatte ich das Gefühl zu spät zu kommen. In meinem Kopf ließ ich Geschehenes Revue passieren ... 

Nachdem ich mit Dave mein Zuhause verlassen hatte, brauchte er erst mal eine Weile, um mich aufzuheitern. Ich hatte mich so schlecht gefühlt und wünschte Jacob hätte mir eine für mein Verhalten geklatscht, aber ich wusste, er würde mir nie wehtun. Ich hatte ihm wehgetan und das mit voller Absicht.

„Ach komm schon, was auch immer du getan hast, deine Leute werden dir verzeihen, Ren“, versuchte Dave mich zu beruhigen. „Komm.. vergiss das. Heute ist immerhin ein besonderer Tag.“

Ich nickte immer noch geistesabwesend und ließ mich einfach von David irgendwo hin fahren. Mir war es egal wohin er mit mir fuhr. Hauptsache ich konnte Jake nicht mehr wehtun. Von mir aus konnte er mit mir nach Australien ins Outback fahren, es war mir egal.

Doch er parkte schon nach einigen Minuten, öffnete meine Tür und hielt mir die Hand hin. Wie ein Gentleman, half er mir aus dem Wagen. Ich hoffte, er würde nicht schon wieder in ein Restaurant mit mir gehen, denn ich sah sicher elend aus und war auch nicht für diesen Anlass gekleidet.

Ich war fast erleichtert, als ich das Gebäude betrat in das er mich führte. Über die ganze Länge des Raumes waren an der Seite Bowlingbahnen und an einigen Bahnen jubelten Teams über ihre gefallenen Kegel. Mir war unbegreiflich, warum er mich hier her gebracht hatte, besonders romantisch wirkte das Ambiente hier nicht auf mich, auch wenn man es hier mit einigen zusätzlichen Blumen und hier und da kleinen Tauben-Figuren, die über den Bahnen hingen, versucht hatte.

An der letzten Bahn erblickte ich nun bekannte Gesichter. Hannah und einige Klassenkameraden waren dort.

„Na endlich seid ihr Beiden auch mal da“, sagte sie heiter zu uns, als wir näher gekommen waren. „Der Austin hat uns ja extra früher gehen lassen, weil er uns ja soooo „lieb“ hat. Na ja, immerhin hat er uns die freien Stunden geschenkt, damit wir hier ein bisschen Spaß haben können.“

Ich setzte ein Lächeln auf, dann widmeten wir uns alle dem Spiel.
Bowling war glücklicherweise eine jener Sportarten, die ich noch am ehesten ausführen konnte, ohne aufzufallen. Alle Gaben, die mir in die Wiege gelegt worden waren, halfen mir nicht dabei, die Kugel wirklich gezielt mit wenigen Würfen alle Kegel umwerfen zu lassen. Ich war zwar sehr gut, aber nicht auffällig gut. Hannah bezeichnete es als „Anfängerglück“. Ich musste an sich nur darauf achten, die Kugel nicht zu heftig auf die Bahn zu schubsen, da sie andernfalls vielleicht sogar durch die gegenüberliegende Wand fliegen konnte.

Alles in allem machte es mir aber Spaß und es tat gut die Anderen ausgelassen neben mir lachen zu hören. Ich wusste das David lieber mit mir allein gewesen wäre, aber offenbar hielt er es für klüger, mir erst mal das schreckliche Gefühl zu nehmen, das zu Hause in mir aufgekommen war.

Am Ende hatte ich sogar das Spiel gewonnen und durfte einen kleinen Pokal aus Plastik entgegennehmen. Er war kaum größer als ein normales Glas und mit einer Folie überzogen, die ihn aussehen ließ als wäre er aus echtem Silber. Meine Sorgen hatte ich inzwischen fast komplett ganz weit nach hinten verbannt.

Es war schon dunkel, als Dave mit mir über den Waldweg fuhr und an der Lichtung Halt machte. Etwas verunsichert trat ich mit ihm auf die Wiese. Nur das fahle Mondlicht bot eine Lichtquelle, doch ich sah trotzdem alles sehr gut.

Rising Sun - Biss das Licht der Sonne erstrahlt (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt