Die Flucht

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Playlist wie immer rechts als YouTube-Video. Leider ist das Lied das ich eigentlich beim schreiben hörte ("Run Free") als offensichtlich einziger Song des Soundtracks in Deutschland nicht verfügbar, aber das verlinkte Lied enthält wenigstens Teile daraus. =)

Ich hatte gar keine Zeit, lange darüber nachzudenken, was da gerade passiert war oder mich darüber aufzuregen, dass er damit uns alle in Gefahr brachte. Andererseits war die Gefahr die ganze Zeit da gewesen und sie hatte ihn erst dazu gebracht sich zu verwandeln. Ich verstand ihn auch. Wenn ich könnte würde ich inzwischen alles tun um meine Kinder zu beschützen und das Einzige, was ihm da wohl instinktiv in dem Sinn kam, um gegen eine Horde Vampire zu bestehen, war eine Verwandlung.

Ich brauchte jedoch einige Sekunden um zu begreifen, dass er nicht vorhatte seine Gegner zu attackieren. Zuerst dachte ich er würde zum Sprung ansetzen, als seine großen Pfoten den Rückwärtsgang einlegten und ich sein Fell fast berühren konnte. Auch das er sich etwas zum Boden hin bückte, deutete im ersten Moment auf einen Sprung hin, doch letztlich schaltete ich doch: er wollte weglaufen. Er würde nicht ohne mich gehen und er würde sich auch nicht zurückverwandeln. Wenn er also nicht ging, würde er notgedrungen kämpfen müssen und diesen Kampf konnte er nicht gewinnen.

Ich tat das was ich tat ,also in diesen Sekunden, nicht wirklich für meine Kinder und auch nicht für mich. Es war viel mehr, der verzweifelte Versuch nun Jake zu retten, als ich in Windeseile auf seinen gewaltigen Rücken kletterte. Ich vernahm noch die Rufe meiner Familie, als Jake mit einem Satz zur Seite, von den Vampiren vor ihm weg sprang. Dann drehte er sich um und spurtete durch das große Tor davon.

Glücklicherweise bauten die Italiener, wegen der Hitze, immer sehr hohe Gebäude, so dass Jake mühelos durch die Gänge spurten konnte, ohne das ich mit dem Kopf an der Decke vorbei strich. Ich hatte mich trotzdem so nah wie es mir möglich war, ohne meine Babys zu zerdrücken, an seinen Rücken gepresst und mich in seinem Fell festgekrallt. Die Augen hatte ich zeitweise zu, so dass ich nicht sah wohin er lief. Der Weg durch die langen verschlungenen Gänge kam mir endlos lang vor. Bei den immer wiederkehrenden Treppenstufen nahm er oft fast alle auf einmal. Wenn Vampire uns entgegenkamen, waren die meistens so überrascht, dass sie zuerst gar nicht reagierten. Sie hatten nur eine Abwehrhaltung eingenommen, aber wenn Jake dann ungehindert auf sie zu rannte machten sie doch Platz. Wahrscheinlich war der Befehl, uns aufzuhalten, noch nicht zu ihnen durchgedrungen.

Wenn eine Tür im Weg war, stieß Jake sie mit seinen gewaltigen Pranken oder seinem Kopf einfach auf. Und irgendwann spürte ich dann wie frischer kühler Wind an meinem Gesicht vorbei strich und Regentropfen meine Haut benetzten: wir waren draußen.

Jake war es vollkommen gleichgültig ob uns jemand sah. Er spurtete durch die Gassen wie ein wild gewordener Eber. Es war dunkel, die Straßenlaternen warfen nur ein fahles Licht auf die Wege. Wenn uns doch Jemand sah, konnte es auch sein, dass er uns gar nicht so recht wahrnahm.

Der rostrote Wolf sah nie nach hinten. Wahrscheinlich brauchte er das auch gar nicht und wusste genau wenn uns ein Vampir auf den Fersen war. Ich hingegen konnte nicht anders, als alle paar Sekunden nach hinten zu schauen.

Als wir an einer Gasse vorbei stürmten und ich dann plötzlich am anderen Ende ebenfalls etwas sehr schnelles vorbeihuschen sah, griff ich fester in Jakes Fell und begann noch schneller zu atmen. Ich drückte mich sogleich enger an meinen Freund, legte mich fast seitlich auf seinem Rücken nieder und legte mein Gesicht auf sein kuscheliges Fell, dass nun immer nasser wurde. Aber das Wasser interessierte eigentlich weder ihn noch mich. Mit einer Hand langte ich etwas weiter nach vorn, streichelte ihm kurz über die Ohren und legte sie dann an sein Gesicht.

Ich war mir eigentlich relativ sicher, dass er die Gestalt auch bemerkt hatte, trotzdem projizierte ich das was ich gesehen hatte in seinen Kopf. Allerdings war ich in der Aufregung nicht in der Lage meine Gedanken zu filtern, so dass er auch die Ängste mitbekam.

Rising Sun - Biss das Licht der Sonne erstrahlt (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt