Das dritte Kind

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Ich beschloss die Augen zuschließen, wenn sie es taten, aber ich war wie paralysiert, als die Vampire in Position gingen. Nessie rührte sich nicht, ich hoffte sehnsüchtig, dass sie in eine tiefe, sehr tiefe Ohnmacht gefallen war … Dann nahm das Grauen seinen Lauf...

Mit weit aufgerissenen Augen sah ich zu, wie Carlisle sich vorbeugte, die Hände an ihren noch immer gewölbten Bauch legte und dann sah ich einige weiße Zähne aufblitzen, die sich langsam ihrer Haut näherten ...
Ein Teil von mir wollte los wüten und ihn von ihr fortstoßen, der Andere war nicht in der Lage sich zu bewegen, weil er viel zu geschockt war, nicht wusste, was er tun sollte und keinen klaren Kopf hatte, um irgendetwas noch zu entscheiden ... mein Kopf war so voll und doch so leer ...

Meine Hände hielten zitternd ihren geschwächten Körper fest... Carlisles Zähne berührten ihre nasse, blutverschmierte Haut ... - und dann waren sie plötzlich verschwunden.

Für einen Augenblick hatte ich das Gefühl eines Blackouts. Ich presste die Augen fest zusammen, dann öffnete ich sie wieder. Erschrocken sah ich mich im Raum um.

Zuerst hatte ich gedacht, der Teil der Nessie vor Carlisles Vampirzähnen retten wollte, sei unbewusst aufgesprungen und hätte das erledigt, dann erkannt ich, dass nicht ich ihn fortgestoßen hatte, sondern Edward. Er hatte blitzschnell reagiert und Carlisle weggeschoben, der jetzt hinten an der Kellerwand stand und Edward verwundert musterte. Er machte den Eindruck, als ob er trotz seiner verschärften Sinne nicht mitbekommen hatte, was eben passiert war.

„Edward, was zum-“, wollte Bella fragen, da drehte er sich schlagartig um. In seinem Arm lag ein Beutel und in einer Hand hielt er eine Schnabeltasse. Jetzt ging auch mir ein Licht auf ... eine Möglichkeit die wir gar nicht bedacht hatten ... wir alle nicht. Edward musterte uns mit zornigem Blick, dann ließ er Carlisle stehen und schritt an Bella vorbei zu mir. Ich konnte noch immer nichts sagen, geschweige denn mich bewegen. Er beugte sich etwas über den Rand, legte eine Hand an ihre Wange und schob ihr Gesicht zu ihm hinüber, dann klatschte er ihr ein paar Mal dagegen. „Nessie? Nessie? Komm zu dir...“

Dann rührte sie sich langsam wieder und öffnete zaghaft die Lider.

„Hallo Nessie…“, begrüßte ihr Vater sie mit einem leichten Lächeln.

„Daddy...“, brachte sie schwächlich hervor.

„Ich hab dir was mitgebracht...“, erklärte er kurz und reichte ihr dann die Tasse. Sie wusste sofort, was sich in der Tasse befand, aber das wunderte mich nicht mal halb so sehr, wie der Satz der von ihr daraufhin kam.

„Ich hab doch Jake versprochen, kein Menschenblut mehr zu trinken.“

„Ich weiß“, antwortete Edward. „Aber das ist eine Ausnahme ... du brauchst jede Kraft die du nur kriegen kannst und das ist genau der richtige Energiespender. Ich bin mir sicher, Jake wird damit einverstanden sein. Du stehst dafür eben einmal mehr nachts auf als er, um eure Babys zu wickeln ... da findet sich sicher was.“

Ein komischer Zeitpunkt für einen gekünstelten Witz, aber Nessie lachte leise und ich begann langsam wieder Hoffnung zu kriegen. Vielleicht klappte das ja wirklich?

Edward hob ihr die Tasse hin und innerhalb kürzester Zeit hatte sie sie geleert. Sofort wurde nach geschenkt und wenige Minuten später war der Beutel leer. Obwohl das Licht hier unten nicht das Beste war, konnte ich sehen, dass ihr Gesicht nun eine andere Farbe hatte und auch sonst wirkte sie nicht mehr so schwach. Zu sehen, wie es ihr von Minute zu Minute besser ging, sorgte bei mir ebenfalls dafür, dass ich wieder zu Kräften kam.

Es dauerte keine zehn Minuten, bis unser zweiter Sohn das Licht der Welt erblickte. Carlisle hob ihn aus dem Wasser und gab ihn sofort mir. Er war nass und blutverschmiert, aber abgesehen von seinen Geschwistern war ich mir sicher, noch nie ein hübscheres Baby gesehen zu haben. Seine Nabelschnur konnte diesmal wieder ich durchschneiden, danach reichte man mir eine Decke, in die ich den Kleinen einwickelte. Ich beugte mich mit ihm zu Nessie herab, die noch immer im Pool saß. Sie drehte ihren Kopf etwas in unsere Richtung und gab ihrem Kind einen sanften Kuss auf die Stirn ....

Rising Sun - Biss das Licht der Sonne erstrahlt (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt