57. Verzweiflung Kommt Vor Dem Untergang

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Kapitel 57 - Verzweiflung Kommt Vor Dem Untergang

Leuteeeeee, das ist einfach Mal das vorletzte Kapitel...und das ist irgendwie schon aufregend!!!!
Sorry, das stimmt mich irgendwie leicht nervös
Aber viel Spaß beim lesen

Lillys Sicht

Mein Weg führte mich weit nach Thal hinein, doch dadurch, dass ich versuchte den meisten Kämpfen aus dem Weg zu gehen, kam ich nur äußerst schleppend voran. Auch dass ich alle paar Meter über irgendwelche Leichen steigen musste war weder erleichternd noch angenehm. Doch man lernte es auszublenden...zumindest für den Moment. Man lernte nicht in ihre Gesichter zu sehen, die noch die letzten Sekunden des Lebens mit einem Ausdruck des Schreckens und der Verzweiflung zeigten, man lernte sein Gemüt sorgfältig wegzupacken und zu verschließen...und das musste man, wenn man nicht an der Grausamkeit dieses Geschehens zerbrechen wollte. Ich konzentrierte mich auf mein Ziel und versuchte den ganzen Rest auszublenden. Ich wusste, dass Thorin nicht mehr im Berg war. Ich hatte das zerstörte Tor gesehen. Aber ich wusste, auch, dass Gandalf hier irgendwo in Thal sein musste, zumindest hatte er sich am Anfang der Schlacht hierher zurückgezogen. Der Zauberer wusste sicher wo sich Thorin gerade aufhielt. Mein Blick glitt hektisch über das Geschehen, doch ich konnte nirgendwo den hohen, grauen Spitzhut ausmachen.
„Verdammt", fluchte ich und raufte mir verzweifelt die Haare. „Das kann doch nicht sein"
Ich hörte ein Kreischen oder ein Knurren, je nachdem, wie man die Geräusche, die die Orks von sich gaben beschrieb.
„Warum zum Teufel muss immer alles so verdammt scheiße laufen?", brachte ich hervor, während ich mich nach einem geeignetem Versteck umsah, doch hier war nichts, außer die Leiter, die hoch zu der Brüstung der Stadt führte. Ich fluchte erneut, als ich die modernde Leiter sah und testete vorsichtig die unterste Sprosse. Es knarzte bedenklich, doch das Trampeln des Orktrupps wurde immer lauter. Fahrend klemmte ich mir meinen Dolch zwischen die Zähne, damit ich die Hände frei hatte, und hofft nun einfach das Beste, während ich mich Sprosse für Sprosse nach oben zog. Doch das morsche Teil hielt meinem Gewicht tatsächlich stand, denn ich kam unbeschadet oben an. Sobald ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, warf ich mich flach auf den Bauch und kauerte mich zwischen Dreck und Trümmer. Keine Sekunde zu spät, denn schon konnte ich beobachten, wie circa ein Dutzend Orks durch die Straßen stürmten. Der Anführer war ein besonders hässlicher, der mit einem zerdrückten Gesicht seinem Gefolge irgendetwas zugrunzte, bevor sie weiterrannten. Erleichtert atmete ich aus und wartete noch ein paar Sekunden, bevor ich mich wieder erhob. Zitternd atmete ich ein, versuchte die enge in meiner Brust loszuwerden, doch die ganze Situation, sie ließ mich fast schon hyperventilieren. Erneut schlug ich das Buch auf. Blätterte zu dem Bild, welches den blutgetränkten Boden rund um Thorin zeigte.
„Wie zum Teufel soll ich nur zu ihm kommen?" Ich umklammerte das Buch und sank mit ihm haltlos schluchzend auf den schmutzig, kalten Boden. Sah verschwommen, wie meine Tränen das edle Pergament benässte, doch es war mir egal. Genau dieses Buch hatte mich in diese schlimme Situation gebracht. Ich schloss die Augen. Hätte ich das Buch genommen, wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukam? Im Moment hatte ich keine Antwort auf diese Frage, zu sehr war ich mit meinem Schmerz, dem Gefühl meiner eigenen Hilflosigkeit beschäftigt. Meine Tränen versiegten. Vielleicht hatte ich keine mehr, vielleicht war ich auch nur zu erschöpft um weiter zu weinen. Ich ekelte mich vor mir selbst, wie hatte ich so schnell aufgeben können? Matt öffnete ich die Augen, starrte trüb auf die schrecklichen Seiten, die mit meinen Tränen benässt und schon halbwegs durchgeweicht waren, ehe ich die Hand hob und über die Bilder strich. Was sollte ich noch alles tun? Was hatte ich nicht schon alles getan? Ich schniefte auf, ehe ich stutzte. Ich hatte etwas gesehen. Irgendetwas hatte sich verändert, der und des Bildes leuchtete golden auf. Verwirrt rieb ich mir mit meiner Hand die Tränen aus den Augen und besah mir das Bild genauer. Ich stieß mit dem Finger vorsichtig auf den goldenen Schein, doch als ich ihn zurückziehen wollte blieb er kleben. Ich blinzelte überrascht, doch dann ließ sich mein Finger wieder von der Seite lösen. Verdutzt sah ich auch, wie das goldene leuchten weg war. Ich drehte die Seiten im Buch um, doch es war nirgendwo zu sehen. Was war das gewesen?
„Ich versteh die Welt nicht mehr", murmelte ich, klappte das Buch zu und stopfte es zurück in die kaputte Tasche, ehe ich wieder stutzte. Ich war nicht mehr auf der Brüstung, allgemein war hier der Kampfeslärm um einiges leiser. Wie hatte das Buch bitte...in nur eine Sekunde...und dann schwupp? Fassungslos sah ich mich um und dann setzte mein Herz einen Schlag aus, als ich den roten Schnee sah und die Gestalt, die in der Mitte des Blutes lag. Thorin! Ich vergaß meinen Schmerz über all das, was in letzter Zeit zwischen uns passiert war. War ich zu spät gekommen? Ich begann zu rennen, so schnell es mein abgehetzter Körper zuließ und warf mich ohne Rücksicht auf meine Knie neben ihm auf den harten Boden.
„Thorin", hauchte ich zitternd und außer Atem. Ich hob seinen Kopf an, lauschte verzweifelt nach einer Atmung, als ich die Wunde sah, die ihn so viel Blut gekostet hatte. „Oh mein Gott", flüsterte ich geschockt und begann verzweifelt mit der Hand auf seine Seite zu drücken, versuchte den Blutfluss zu stoppen, der sich aus der Kluft zwischen seinen Rippen ergoss. „Thorin", flüsterte ich noch einmal und eine Träne bahnte sich ihren Weg über meine Wange hinunter. „Komm schon du elender Mistkerl...du kannst doch nicht einfach abkratzen", ich schniefte und strich ihm bebend eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du wolltest mir ganz Mittelerde zeigen, weißt du noch?"
„Wie könnte ich das vergessen?" Die Stimme war dagewesen...ganz sicher. Seine Lippen hatten sich zwar kaum bewegt, doch er hatte unmissverständlich diese Worte gesagt.
„Oh Gott sei Dank" Ich ließ einen markerschütternden Schluchzer hören und warf mich auf seine Brust, ich würde ihn ganz sicher nicht noch einmal loslassen.
„Du bist es wirklich", hörte ich ihn in meine Haare murmeln ehe er zögerlich die Hand hob, sie aber sofort, als hätte er sich besonnen, wieder sinken ließ.
Ich schniefte und nickte, nahm sanft seine Hand und führte sie zu meinen Lippen.
„Lilly", hauchte er schon fast meinen Namen. „Warum bist du...du dürftest nicht hier sein", murmelte er schwach und ich bemerkte, dass er mir nicht in die Augen sah. „Lilly, bitte ich-"
Er wurde unterbrochen, als ein grausames Lachen zu uns herüber drang. „Ich hatte nicht gedacht, dass Thorin Eichenschild sich von einer Frau Unterstützung holt"
Ich fuhr herum und sah wie Azog über den gefrorenen See auf uns zugestapft kam. Tödlich seine blutverschmierte Klinge erhoben. Mein Herz begann schneller zu schlagen und die Angst kroch mir in die Knochen. Neben mir wollte sich Thorin erheben, doch er war zu sehr geschwächt. Mir rann erneut eine Träne über die Wange ehe ich mich an seiner statt erhob. Er konnte nicht mehr kämpfen, doch ich wusste auch, dass ich Azog nicht besiegen konnte.
„Und jetzt versteckt er sich auch noch hinter ihr", höhnte Azog und ich wusste, dass er gerade an den Kampf an der Felsklippe zurückdachte. Damals war ich ihm entkommen, knapp, mit viel Glück und durch Bilbos Hilfe...doch jetzt war kein Bilbo in der Nähe, der uns hätte aus der Patsche ziehen können.
„Lilly, nein..." Thorins Stimme war schwach und ich sah noch einmal wie er versuchte sich aufzurichten, doch krachte er zitternd zurück auf die Erde. „Tu das nicht, geh, das hier ist nicht dein Kampf...ich kann nicht mit ansehen, wie du-" Er brach ab und sah mich schwer atmend an. „Ich könnte mir nicht verzeihen, wenn du..." Seine Stimme verschluckte sich abermals, doch ich brachte trotz meinen Tränen ein leichtes Lächeln zustande.
„Ich habe noch nie darauf gehört was du mir gesagt hast", ein Schluchzen unterbrach mich und ich versuchte verzweifelt meine Gefühle zu ordnen. „Deswegen werde ich jetzt auch nicht damit anfangen"
Ich drehte mich von ihm weg, hörte nicht mehr auf die Sachen, die er mir zu sagen versuchte, und lief einfach auf Azog zu, meinen Dolch fest umklammert.
„Wie rührend", säuselte der weiße Ork und grinste hämisch. Er genoss unsere Verzweiflung. „Du weißt, dass du ihn nicht retten kannst?"
Ich sagte nichts sondern verdeckte meine Angst mit dem einzigen anderen Gefühl, das mir gerade einfiel. Trotz!
„Wenn du jetzt gehst, dann wird nur er sterben, doch wenn du bleibst, wirst du nachher neben ihm liegen" Er bleckte die Zähne. „Und ich werde Eure Köpfe als Trophäen von euren erkalteten Leichen schneiden"
Ich schluckte heftig und atmete zitternd tief ein, ehe ich ihm meine Worte mit dem ganzen Zorn entgegenschleuderte, den ich aufbringen konnte. „Fahr zur Hölle"
Azogs Grinsen wurde nur noch breiter. „Dort wurde ich geboren" Dann kam er auf mich zugestürmt. Ich bekämpfte den Instinkt mich einfach umzudrehen und davon zu laufen. „Er lebt", dachte ich mir nur und sah dem weißen Ork entegen. „Schau, dass es jetzt auch dabei bleibt!" Azogs erster Angriff kam so schnell, dass ich gar nicht erst reagieren konnte. Es war kein tödlicher Schlag, als er mir seinen Schwertknauf ins Gesicht rammte, sondern einer, mit dem er mir meine Unterlegenheit vor Augen führte. Er spielte nur mit mir, bevor er mich umbrachte. Ich taumelte zur Seite und spuckte einen Mund voll Blut in den weißen Schnee, mich hätte es auch nicht gewundert, wenn ein Zahn dabei gewesen wäre.
Doch hatte ich kaum Zeit um mich irgendwie auch nur zu sammeln, als das Zischen seiner Klinge ertönte. Instinktiv warf ich mich zu Boden, kniete keuchend auf der gefrorenen Erde und sah zu, wie feine Härchen auf mich niederrieselten...er hatte mich erwischt.
„Gibt's du endlich auf?" Ich konnte Azogs schwere Schritte hinter mir hören, die langsam und bedrohlich näher kamen. Wie in Trance sah ich zu meinen geflochtenen Zopf, der einen Meter neben mir auf dem Boden lag und tastete meinen Kopf ab. Meine Haare, die über die Reise kontinuierlich gewachsenen waren und eine Länge erreicht hatten, die mir bis unter die Brust, schon fast bis zur Taille gereicht hatten, waren nun kürzer als die Bards. Sie gingen mir bis zum Kinn. Und es war mir egal, tatsächlich fühlte ich mich sogar, aus einem unnennbaren Grund ein bisschen besser.
Ich stieß eine Faust in den Schnee und stemmte mich nach oben. „Nein, das werde ich nicht", erklärte ich trotzig und drehte mich um. Azog stand so nah, dass ich seinen fauligen Atem unangenehm auf meinem Gesicht spüren konnte.
Er verengte seine Augen und lächelte hämisch. „Was du nicht sagst?", es war eher eine Frage anstatt einer Antwort"
„Versuch es doch", zischte ich und hob meinen Dolch.
Azogs Lachen war Antwort genug, und so stieß ich so schnell ich konnte zu. Mein Dolch sauste durch die Luft, doch Azog hob seinen Arm und packte grob mein Handgelenk.
„Ich dachte du hättest aus unserer letzten Begegnung etwas gelernt", knurrte er und drückte mein Gelenk so stark, das ich vor Schmerz die Zähne zusammen biss, bevor mir der Dolch aus den Händen viel. „Lerne erst zu kämpfen" Belustigt drehte er mein Handgelenk noch etwas.
Doch zu meiner eigenen Überraschung musste ich selbst lächeln. „Und ich dachte, dass du etwas gelernt hast", zischte ich ihn an. „Denn wenn du richtig aufgepasst hättest wüsstest du, dass meine Waffe nicht die Klinge ist!" Mit einer schnellen Bewegung erhob ich meine noch freie Hand. Ließ kleine züngelnde Flammen in meiner Handfläche kreisen. „Du solltest mich nicht unterschätzen", murmelte ich grimmig und sah wie Azogs Lächeln erlosch.
Ein Schrei ertönte und Azog ging zu Boden. Der Ork brüllte, eher vor Zorn als vor Schmerz, doch mir war die Genugtuung ins Gesicht geschrieben. Ich hatte ihn erwischt, das war mehr als ich zu erreichen gedacht hatte. Der weiße Ork hob den Kopf und ich konnte sehen, wie gut ich gezielt hatte, denn dort wo vorher seine Auge gewesen war, war nun offene, verbrannt Haut.
Ich wollte mich gerade abwenden, als ich plötzlich unter dem brüllen des Orks ein grausames Lachen heraushörte. Wie versteinert blieb ich stehen und sah hinunter zu der sich windenden Gestalt.
„Respekt" Der Hass in seinem letzten verbleibenden Auge loderte auf. „Doch wende dich niemals von einem Gegner ab, den du gerade zornig gemacht hast"
Verwirrt sah ich ihn an, doch dann erfolgte eine schnelle Bewegung, die ich nicht hatte kommen sehen. Azog warf sich mit seinem ganzen Gewicht über die gefrorene Erde, direkt auf mich zu. Ein unschönes Knacken ertönte und mir wurde schlagartig schlecht. Er hatte mir das Bein gebrochen. Vor meinen Augen tanzten schwarze Sterne und ich nahm nur am Rande war, wie sich Azog erhob. Er bleckte die Zähne und das nächste was folgte war ein schmerzhaftes Brennen auf meiner linken Gesichtshälfte. Irgendwo im Hintergrund hörte ich Thorin schreien, was Azog dazu veranlasste kurz die Augen zu schließen und das selbst verursachte Leid zu genießen. Diese paar Sekunden retteten mir das Leben, denn mein Sichtfeld, kurz davor mit schwarzen Punkten übersäht klärte sich langsam auf. Ich konnte Azog nun klar erkennen, wie er sein Schwert erhob und niedersausen ließ. Ohne auf mein geschundenes Bein zu achten rollte ich mich zur Seite weg und hörte die Klinge splitternd in den Boden krachen, dort wo gerade eben noch mein Kopf gewesen war. Azog lachte leise. Meine Angst schien ihn zu amüsieren „Du kannst nicht entkommen", säuselte er und machte einen Schritt auf mich zu, ehe er die Klinge wieder auf mich zuschnellen ließ. Dieses Mal war ich nicht schnell genug gewesen und ich spürte, wie mir das Metall an der Hüfte ins Fleisch schnitt. Ich warf den Kopf zurück und schrei auf, als mich ein heftiger Schwindel ergriff.
„Dein Blut riecht nach Angst", murmelte Azog und fuhr mit dem Finger über seine rötliche Klinge und roch genüsslich daran. „Der schönste Geruch der Welt"
Er machte einen Schritt auf mich zu, dann noch einen und noch einen...das Schwert erhoben, bereit mir den tödlichen Schlag zu versetzen.
Panisch rutschte ich rückwärts durch den Schnee von ihm weg, die Hände auf meine Hüfte gepresst, wo kontinuierlich das Blut heraussprudelte und mir heiß das Bein hinunterlief. Die Schmerzen trübten meine Wahrnehmung und nur das grausame Wissen eines tödlichen Feindes ließ mein Bewusstsein nicht schwinden.
Ich drehte mich zu Thorin und sah das schwache Flattern seiner Augenlieder, ehe er die Hand ausstreckte und sie mir auf die Wunde legte. Ich sah, wie sich seine Züge kurz entspannten. Meine Wunde schien nicht so schlimm zu sein, wie ich befürchtet hatte.
„Was hast du getan?" Seine Stimme war rau und kratzig und in seinen Augen spiegelten sich meine Gefühle wieder.
„Versucht dich aus dem Grab zu hieven und mir dabei mein eigenes geschaufelt", erklärte ich und lachte trocken auf, spürte, wie heißes Blut in meinen Mund quoll, bis mein Lachen in einem Husten endete. Die Schmerzen vorher noch von dem ganzen Adrenalin gedämpft, schlugen nun alle gleichzeitig auf mich ein.
„Du sollst doch leben", hauchte Thorin mir zu und ich lächelte matt.
„Ohne dich?"
Thorin starrte mich ungläubig an. „Aber ich habe dich doch-"
„Ich hoffe ihr habt eure Zweisamkeit genossen", Azogs Stimme unterbrach Thorins heißere Worte. „Es wird eure Letzte gewesen sein"
„Ich schätze wie wir sterben ist jetzt sowieso egal, oder?", fragte ich und spürte wie sich meine Tränen mit Schweiß und Blut vermischten. Ich wollte noch nicht sterben. „Wir können nichts tun um es zu verhindern"
Thorin schüttelte leicht den Kopf und sah mich liebevoll an. „Du schon", erklärte er schwach und deutete erst auf meine Hände und dann auf seine klaffende Wunde. Verwirrt sah ich ihn an, ehe ich begriff was er meinte.
„Bist du dir sicher?"
Thorin nickte und schloss die Augen. Ich warf einen schnellen Blick zu Azog, der unser Leiden sichtlich genießend langsam auf uns zuschritt.
„Ok", meinte ich grimmig. Es war nur ein kleiner Lichtblick, eine winzig kleine Chance, doch es war mehr als ich zu hoffen gewagt hatte. So schnell es meine eigene Wunde zuließ packte ich meinen Dolch und schnitt mein Oberteil in Streifen, die ich mir, gefüllt mit viel Eis, so fest es ging um meine Hüfte band, in der Hoffnung es würde die Blutung unterdrücken, die momentan einzige Gefahr meiner Verletzung, denn sie schien zwar tief zu sein, hatte aber keine Organe erwischt...Eigentlich war mein improvisierter Verband so gut wie aussichtslos, aber es musste ja auch nur ein paar Minuten halten.
„Ok", murmelte ich mir noch einmal selber zu und legte die Hand auf Thorins Wunde. „Bist du bereit?" Thorin nickte noch einmal und ich gab ihm den letzten Streifen Stoff den ich hatte. „Beiß hier drauf"
Ich warf noch einmal einen Blick zu Azog. Dieser war wieder stehen geblieben und schien amüsiert über unseren Versuch am Leben zu bleiben. Der sollte sich noch wundern.
„Es tut mir wirklich leid", murmelte ich Thorin zu, ehe ich meine Hand erhitzte. Ich spürte, wie sich Thorin anspannte, doch als meine Hand anfing zu glühen und die Flammen aufstoben zerriss sein Schrei die Luft um uns herum. Ich biss die Zähne zusammen und hoffte der Schmerz würde ihn nicht um sein Bewusstsein bringen, doch als ich meine Hand zurückzog, lag Thorin zwar verschwitz und zitternd, mit flachem, keuchendem Atem vor mir, doch die Wunde war geschlossen. Das Ausbrennen hatte gewirkt.
„Geht's dir gut", keuchte ich leicht und sah nur sein schwaches Nicken. Doch das reichte mir. Mit einer noch nie dagewesenen Genugtuung sah ich zu Azog. Wir würden es ihm nicht so einfach machen, wie er gehofft hatte.
Ich biss vor Schmerz die Zähne zusammen, als ich erst mein gesundes Bein in den Schnee stemmte und dann ächzend mein gebrochenes nachzog, während ich trotzig Azogs gemeinem Grinsen entgegen sah. Ich konnte ihn nicht besiegen, das war mir bewusst. Zu schwach waren meine Muskeln, zu unerfahren war ich im Kampf und vor allem...zu stark waren meine Wunden...doch nun war ich nicht mehr allein. Thorin konnte es, trotz seiner Verletzungen war er immer noch stark. Mein leicht von Schmerz und Anstrengung vernebelter Blick glitt zu ihm hinunter. Er sah geschunden und geplättet auf. Mit heftigen Stößen hob und senkte sich seine Brust, doch als er die Augen aufschlug loderte sein Blick.
Ich trat, oder besser gesagt humpelte vor ihn hin und streckte die Hand aus. „Zusammen?", fragte ich leise und spürte wie Blut von meinem Kinn in den Schnee tropfte und dort eine rote Spur hinterließ.
Thorin sah mich an und in seinen Augen erkannte ich einen grimmigen Schwur, einen Eid, der entweder sein oder Azogs Leben fördern würde.
„Zusammen", wiederholte er und packte meine schmutzige, Blut verschmierte Hand.
Ich lächelte leicht. Es war ein grimmiges Lächeln, wusste ich doch, dass es aus dieser Situation wohl kein Entrinnen gab. Wir würden sterben, früher oder später, mittlerweile war es mir egal. Ob Azog uns nun den tödlichen Schlag verpassen würde, oder wir an unseren Wunden erliegen würden...so oder so kam es zum Ende.

(3 105 Wörter)

Eine Reise Zum Erebor Where stories live. Discover now