34. Könige Sind Arschlöcher

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Kapitel 34 - Könige Sind Arschlöcher

Lillys Sicht

Trübsinnig blickte ich in meinen Bierkrug, den ich mir aus Frustration hatte geben lassen und jedes Mal wenn ich einen Schluck nahm wurde es mir zunehmens übler. Unter lautem Jubelgeheul waren wir in das große Rathaus geführt worden, wo jetzt sowohl Zwerge, als auch Menschen ausgelassen feierten. Doch ich hatte nicht die geringste Lust zu feiern. Das was ich tat nannte sich eher 'Frsutsaufen' und das mit dem ekelhaftesten Gesöff, dass es in dieser Welt gab. Bier! Sarah neben mir hatte sich ebenfalls dem Bier gütlich getan, doch in viel größerem Maße. Sie wurde aber nicht fröhlich, so wie die anderen, sondern eher das Gegenteil. Sie starrte die ganze Zeit Kíli an, der sich trotz seiner Beinverletzung, nicht daran hindern ließ seinen Bierkrug ein ums andere Mal zu leeren und eifrig mitzufeiern.
„Wa'um is eer nu' so gemeinn gewordn?", lallte sie und sah frustriert und mit einem sehr übertrieben traurigem Gesichtsausdruck zu Kíli hinüber. „Iich vestehee dasss nich'"
Och Gott, wenn sie nicht einmal mehr normal reden konnte, dann hatte sie tatsächlich schon einiges intus.
„Ich auch nicht", erwiderte ich ihr nur knapp und gab mir Mühe nicht zu Thorin hinüber zu schauen, der ebenfalls eifrig feierte. Ihm schien das Schweigen zwischen uns wohl nichts auszumachen.
„Aachh ws sollls? Ee iss hald gemeinn un egostisch", sagte sie und stand wankend auf um sich nachschenken zu lassen.
„Du meintest wohl 'egoistisch'", verbesserte ich sie und stützte sie schnell unterm Arm, damit sie nicht kippte.
„Jaa ja! Dss is hald ds große Geheimns de Männe", murmelte sie und hielt sich an meiner Stuhllehne fest.
„Bleib einfach sitzen", wies ich sie lustlos an ohne auf ihre Bemerkung einzugehen. „Du kannst dich ja kaum noch auf den Beinen halten"
„Wss auchh imeer! Iich haabb jezz keie Lusst meehr'", rief Sarah und mir wehte ihre Fahne mitten ins Gesicht.
„Igitt", murmelte ich und nahm ihr verdrießlich vor mich hin schimpfend den Krug aus der Hand.
„Heeeeee, nein wate, hab noch Dust!", rief sie und wollte ihn mir wieder wegnehmen, was ihr aber nicht so recht gelang und sie vorn über mit der Nase auf die Tischplatte knallte.
„Zwissen Leberr un Milz passt nochn Plis!", meinte sie ernst und versuchte wieder aufzustehen, was ihr aber nicht so recht gelang und sie erneut auf die Nase flog.
„Nein das glaube ich bei dir weniger", sagte ich und hievte sie auf ihre Beine, bevor ich sie wieder auf ihren Stuhl buxierte.
„Lsst euch nich lumpen, hoch mitm Humpen!", rief Sarah und griff nach meinem Bierkrug, bei dem sie schon die Hälfte ausschüttete, bevor sie es schaffte ihn an die Lippen zu setzten.
„Ja klar und irgendwann säufst du dich noch ins Koma", sagte ich nun völlig genervt und nahm ihr erneut den Bierkrug weg.
„Neee nu' in Schlaf!", meinte sie und wedelte mit ihrem Finger vor meiner Nase herum.
Ich stöhnte und nickte. Schlimm genug, dass ich mittlerweile so frustriert war, dass ich auf keinen Menschen oder besser gesagt Zwerg mehr Lust hatte, da musste ich mich auch noch um eine strunzbesoffene Sara kümmern. Die würde sich heute Nacht noch die Seele aus dem Leib reiern.
„Geh einfach ins Bett", wies ich sie an und versuchte nicht allzu flehend zu klingen, doch Sara zeigte sich überraschend einsichtig, vor allem für eine Betrunkene, sah sich mich verständnisvoll an.
„Naaa gud, wnn du meinsd", brabbelte sie los und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Dann bleib hald allein mid deine Männerprobblem", murmelte sich und schlürfte wankend und an jeden anstoßend, an dem sie vorbei kam, los.
Ich seufzte und sah ihr nach. Hoffentlich kam sie heil im Zimmer an. Wenn sie es überhaupt fand.
„Na? Du schaust immer noch genauso mürrisch wie vor einer halben Stunde, wo ich dich zurückgelassen habe", meinte plötzlich eine andere Stimme direkt hinter mir und ich erkannte Sam der sich mit einem neckischem Grinsen neben mich setzte. „Wo ist eigentlich Sarah?"
„Auf ihrem Zimmer, oder auf dem Weg dahin. Zumindest glaub ich das, ich weiß nicht ob sie es findet", antwortete ich ihm, ohne auf seine erste Frage einzugehen. „Ich hab sie ins Bett geschickt um ihren Rausch auszuschlafen"
„Und willst du da nicht auch hin? Morgen wird ein anstrengender Tag und hier macht es dir ja auch keinen Spaß", fragte Sam und nahm sich ebenfalls ein Bier.
„Anstrengend wird morgen nichts!", antwortete ich ihm und meine Stimmung ging, wenn überhaupt möglich, noch weiter runter.
„Ach dann zieht er das also wirklich durch, oder?", fragte Sam leise
„Ja Sam. Er zieht das wirklich durch", pampte ich ihn wütend an. „Du hast es erfasst. Bist du hier um mir das ein um das andere Mal vorzuhalten?"
Sam schüttelte leicht den Kopf. „Nein, ich wollte nur wissen wie es dir geht", murmelte er meinen unfreundlichen Ton vollkommend ignorierend.
„Wie es mir geht?", hakte ich verdrießlich nach und setzte den Bierkrug wieder an meine Lippen. „Beschissen" Dann nahm ich einen großen Schluck und unterdrückte ein Würgegeräusch, ehe ich den Krug mit einem lauten Knall wieder auf dem hölzernen Tisch abstellte.
„Das tut mir Leid", murmelte er und in seiner Stimme war eine Spur von Mitgefühl vorhanden.
Skeptisch und überrascht zugleich hob ich eine Augenbraue an. „Ist wirklich der Tag gekommen an dem der glorreiche Samuel Miller endlich einmal feinfühlig ist?"
Sam zog eine Fratze. „Du weißt dass ich den Namen Samuel hasse", meinte er beleidigt.
Ich zuckte nur gleichgültig mit den Schultern, als Sam beleidigt die Arme vor der Brust verschränkte. „Und außerdem kann ich auch mitfühlend sein"
„Ach ja? Ist ja ganz was Neues", meinte Mia die sich gerade neben Sam auf die Bank fallen ließ.
Sam warf ihr einen Blick zu und machte den Mund auf um etwas zu sagen, schien es sich dann aber wieder anders zu überlegen und griff hastig nach seinem Bierkrug um einen großen Schluck zu nehmen.
„Sag mal bist du krank?", fragte Mia aufgebracht und hob seine Hand an seine Stirn um die Temperatur zu messen.
„Nee, warum?", fragte Sam verdutzt und hob eine Augenbraue.
„Komisch...Weil du verständnisvoll bist und mit keinen blöden Kommentaren um dich schmeißt", erklärte sie dramatisch und zuckte gespielt verwirrt mit den Schultern. „So kenn ich dich ja gar nicht"
„Ich weiß auch nicht, wahrscheinlich ist er verrückt geworden", murrte ich und zog verbittert die Nase kraus.
Sam runzelte wütend die String, ehe er sich mit solchem Schwung erhob, dass sein Stuhl umkippte und auf den Boden kippte. „Ach lasst mich halt", rief er sauer, ehe er abdampfte auf um sich bei einer Traube von Zwergen nieder zu lassen, dort streckte er den Arm aus um sich einen neuen Krug zu angeln und ihn ohne zu zögern wieder an die Lippen setzte.
„Was hat er denn?", fragte Mia verdutzt, die den Blonden immer noch mit schief gelegtem Kopf beobachtete. „Hab ich irgendetwas Falsches gesagt?"
„Du schnallst es echt nicht, oder?", fragte ich und verschränkte die Are vor der Brust.
„Was? Dass du eine vollkommen miese Grundeinstellung hast? Oder du mit deiner schlechten Laune jeden mit runter ziehst? Oder noch besser, dass man mit dir nicht einmal einen normalen Wortwechsel austauschen kann, ohne dass du beleidigend wirst?", fauchte mich Mia an und ich hob überrascht den Blick.
„Ja, sowas in der Art", murmelte ich kleinlaut und auch etwas eingeschnappt, wusste ich doch irgendwie, dass sie Recht hatte.
Mia gab nur ein leises Schnauben von sich, ehe sie wieder zu Sam sah. „Aber jetzt mal ehrlich, hab ich was verpasst?"
Ich zuckte nur die Schultern und schwieg. Es lag nicht an mir sie aufzuklären.
„Du würdest es mir doch sagen, wenn ich ihn irgendwie verletzt hätte, oder?"
Ich seufzte und nickte, während ich mich erhob. „Weißt du, es ist nichts was du getan hast, viel mehr, was du nicht getan hast", murmelte ich und sah sie mitfühlend an.
„Was soll das denn jetzt heißen", hakte Mia entgeistert nach. „Das schnall ich nicht"
„Sag ich doch" Und trotz meiner miesen Stimmung musste ich jetzt grinsen, während ich mich umdrehte und langsam aus dem Raum schlurfte. Ich wollte jetzt einfach nur noch ins Bett, mich in den Kissen vergraben und darüber nachsinnieren wie unfair die Welt doch war.
„Jetzt lach nicht so blöd", rief Mia mir noch hinterher. „Und lauf nicht weg wenn ich mit dir rede, wohin willst du überhaupt?"
Ich antwortete ihr nicht mehr, sondern hob nur noch die Hand zum Abschiedsgruß, ehe ich durch die Tür verschwand.
Als ich im Zimmer ankam ließ ich mich rücklings in mein Bett fallen. Es knarzte und einen kurzen Moment befürchtete ich es würde zusammenbrechen. Der Vollmond schien klar und hell durch das offene Fenster herein und durchflutete das ganze Zimmer mit seinem silbrig hellen Licht. Eigentlich schön, aber nervtötend, wenn man eigentlich schlafen will und die Mitbewohnerin so laut schnarcht, dass es unmöglich ist, das Sägen auszublenden. Sarah hatte es nämlich tatsächlich in ihr Bett geschafft und schlief nun auch, wie ich es ihr befohlen hatte, ihren Rausch aus. Doch leider tat sie das ziemlich laut und zwar mit den unterschiedlichsten Grunznuancen, die ich jemals gehört hatte. Meine Güte wie konnte eine so zierliche Person nur solche Laute von sich geben? Genervt drehte ich mich unruhig auf meiner Matratze hin und her und stülpte mir mein Kissen über den Kopf, doch brachte das auch nicht viel. Sarahs durchdringende Schnarchlaute ließen mir keine ruhige Minute. Schließlich stand ich wieder auf, schnappte mir Kissen und Bettzeug und zog vor die Tür. Als ich wieder im dunklen Flur angekommen war die einzige Lichtquelle der Vollmond der groß und hell am Himmel stand. Naja, besser als nichts...immerhin war es hier ruhig.
Ich zog die Tür hinter mir zu und wollte es mir gerade bequem machen, als ich mit voller Wucht in jemanden hineinlief. „Autsch, sag mal hast du keine Augen im Kopf?", keifte ich und ließ mein Bettzeug zu Boden fallen. Eigentlich war es nicht schlimm gewesen doch ich machte meiner ganzen Wut und Frustration Luft, indem ich sie an jemand anderem ausließ.
Ein leises Hüsteln ertönte und ich erkannte zu spät, dass die Person, die mit mir zusammengestoßen war, niemand anders als der Grund für meine schlechte Laune war.
„Oh", entfuhr es mir leise und ich setzte mich entschlossen, ihn ignorierend auf den Boden und legte mir mein Bettzeug zurecht. Warum hatte ich gerade das Gefühl eines Déjà-vus?
„Was tust du denn da?", fragte Thorin und runzelte die Stirn, als er mich beobachtete.
„Nach was sieht's denn aus?"
„Du willst doch nicht etwa hier auf dem Flur schlafen?!", fragte Thorin entgeistert.
„Warum? Was willst du dagegen tun? Lass mich überlegen...verbieten kannst du es mir nicht mehr, weggestoßen hast du mich auch schon...hmmm...ich glaube du hast deine Trümpfe alle ausgespielt" Ich schenkte ihm noch ein sehr sarkastisches Lächeln, bevor ich ihn wieder zu ignorieren begann und mich entschlossen auf den Boden setzte und die Decke über mich zog. „Nun gute Nacht, ich will jetzt schlafen"
„Lilly", setzte Thorin an und ging in die Hocke. „Ich würde gerne mit dir sprech-"
„Gute Nacht", unterbrach ich ihn energisch und drehte mich demonstrativ von ihm weg. Ich wollte partout nichts von ihm hören, nicht weil ich mich in meinem Stolz verletzt fühlte oder irgendwie so etwas, sondern weil es einfach unglaublich weh tat ihm zuzuhören und es war mir allemal lieber allein in mein Kissen zu schluchzen, als es vor ihm zu tun.
Ich hörte wie er sich erhob und dann Schritte, die sich entfernten. Verletzt schloss ich die Augen, wenn er nur wüsste, wie schwer er es mir machte. Doch bevor ich gänzlich in Selbstmitleid, Frustration und Traurigkeit versinken konnte, spürte ich wie ich gepackt wurde.
„Thorin, lass mich sofort runter", kreischte ich vollkommen überfordert, als er mich über seine Schulter schmiss. Doch der Zwerg ignorierte mich und so begann ich mit den Fäusten auf seinen Rücken zu hämmern, doch auch das schien ihn nicht zu stören. „Sag mal spinnst du? Du kannst mich doch nicht einfach packen und verschleppen. Das ist strafbar, hörst du, du unsensibler egoistischer Zwerg. Du kannst doch nicht einfach das tun und lassen was du willst" Ich hielt in meiner Schimpftarade inne. Erstens, weil ich keine Luft mehr zum Schreien hatte. Nicht, dass ich schon fertig war, doch ich lag relativ unbequem mit dem Kopf nach unten auf seiner Schulter und so war das Atmen nicht gerade einfach. Und zweitens, weil er mich gerade abgesetzt hatte...und zwar draußen, vor dem Haus, auf einem Steg genau am Wasser. Wenn die Situation eine andere gewesen wäre würde ich schon fast sagen es sei romantisch.
„Bist du fertig?"
Ich schüttelte den Kopf. „Oh nein, das bin ich nicht, ich hab dir noch einiges zu sagen", ich verschränkte die Arme vor der Brust, bevor ich zerknirscht auf den Boden sah und beschämt murmelte: „Aber im Moment habe ich den Faden verloren"
Thorin schmunzelte leicht, doch als ich ihn wütend ansah, ließ er es bleiben.
„Also?", fragte ich nun etwas ruhiger und sah Thorin erwartungsvoll an. „Warum zum Teufel hast du mich hier raus geschleppt? Um mich zu ertränken? Meine Leiche im Wasser, die langsam versinkt, dass fällt nicht weiter auf, ich meine für die anderen wäre ich einfach urplötzlich verschwunden, daran ist nichts verdächtiges und auß-"
„Ich wollte mich entschuldigen", unterbrach Thorin meinen Redeschwall.
Ungläubig starrte ich ihn an. „Du willst was?"
„Mich entschuldigen", wiederholte Thorin geduldig.
„Dich entschuldigen?", echote ich seine Worte noch einmal nach. Wollte der mich jetzt verarschen, oder meinte er das ernst? Es entstand eine peinliche Stille in der ich ihn genau musterte. Irgendwie schien er nervös zu sein, denn er sah mich an, dann aber auch wieder nicht, versuchte sich krampfhaft nichts anmerken zu lassen...er war auf eine komische Art und Weise unsicher. Und wer Thorin Eichenschild kennt weiß, dass dieser Mann einfach nicht unsicher war...da stimmte etwas nicht.
„Ok, spuck's einfach aus", ich stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn vorwurfsvoll an. „Egal was es ist, du willst dich garantiert nicht entschuldigen"
„Lilly, ich...", er schien sich nicht in Worte fassen zu können.
„OK, ich hab's verstanden", fauchte ich ihn an und drehte mich zur Tür. Doch weit kam ich nicht, als er sich mir in den Weg stellte. „Was zur Hölle willst du denn?" Wütend blitzte ich ihn an. „Ich hoffe es ist was Wichtiges und dass du endlich mit der Sprache heraus rückst denn du stiehlst mir nicht nur meinen Schlaf sondern auch meine Nerven und ich muss dir ja wohl kaum sagen, dass ich wirklich wenig Lust habe mich weiter mit dir zu unterhalten. Mit einem bescheuerten, egoistischen, unsensiblen, selbstverliebten, schrecklichen Idioten, der-"
„Ich kann dich nicht verlieren", durchbrach Thorin meinen Redeschwall und er schien nun fast mit den Nerven am Ende zu sein. Er sah mich nicht an, sondern starrte auf irgendeinen Punkt neben meinem Kopf.
Mein Kopf schien wie leer gefegt, als ich ihn betrachtete. „Was??", brachte ich völlig überfordert heraus.
Ich hörte wie Thorin tief Luft holte. „Ich...", er räusperte sich. „Ich kann's einfach nicht"
Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit. Eines, das eigentlich gar nicht in diese Situation passte. Ich lächelte leicht und trat einen Schritt auf ihn zu, nahm seine Hand, die er leicht zitternd zu einer Faust geballt hatte und strich sanft über seinen Handrücken.
„Hast du das eigentlich ernst gemeint?", fragte Thorin nun leise und endlich sah er mich an.
„Das was ich zum Bürgermeister gesagte habe?"
Er nickte und ich zögerte, bevor ich ebenfalls mit dem Kopf nickte. „Ja, jedes Wort"
Nun lächelte auch er und ich spürte, wie er seine Finger mit meinen verflocht, spürte die Wärme die er ausstrahlte und spürte nun plötzlich auch wie nah er mir gekommen war.
„Bleib bitte hier in der Seestadt, bleib fern vom Berge", sagte er ruhig und die Wärme verschwand auf einen Schlag.
„Du bist so ein Idiot", murmelte ich erstickt und ließ seine Hand so abrupt los, als hätte ich mich verbrannt, während ich gleichzeitig einen Schritt von ihm weg tat.
Doch Thorin verringerte entschlossen den Abstand zwischen uns, den ich gerade hatte entstehen lassen. „Lass mich ausreden", verlangte er und hörte sich dabei irgendwie atemlos an.
„Was gibt's denn noch zu sagen?" Verletzt schlang ich die Arme um meinen Oberkörper. „Ich gehe daran kaputt Thorin. Entscheide dich ob du dich auf mich einlässt oder mich von dir wegschiebst"
Thorin schüttelte leicht den Kopf, hob seine Hand und legte sie mir an die Wange. Ich schloss die Augen. Seine Berührung schmerzte. Wusste er nicht was er mir da antat oder war es ihm nur egal?
„Ich wollte dich nicht verletzten", murmelte er. „Aber du machst mich wahnsinnig. Du bist die größte Kratzbürste die ich jemals getroffen habe, doch wenn ich dich verliere, wenn du nicht mit zum Berg kannst, dann verliere ich dich lieber, als dich tot in meinen Armen zu sehen" Seine Worte rührten und verletzten mich zu gleich.
„Du bist so ein Trottel", murmelte ich, während mir eine Träne über die Wange rollte.
Thorin lächelte sanft und strich sie mit dem Daumen weg. „Du ahnst gar nicht wie schwer du es mir machst", sagte er heiser. „Seit Beginn unserer Reise habe ich mich ständig gefragt, wie eine so zarte Person nur eine solche Schönheit und Ausstrahlung haben kann und gleichzeitig so ein vorlautes, freches und unverschämtes Mundwerk besitzt" Er lächelte und mir rollte erneut eine Träne übers Gesicht, während die Wärme zurückkam und ein angenehmes Kribbeln mitbrachte.
Thorin sah zu mir herunter und ich spürte meinen Puls deutlicher als je zuvor, hoffte...nein betete, dass er ihn nicht hörte.
Thorin schüttelte den Kopf und sah mir direkt in die Augen, bevor er plötzlich sagte. „Verdammt, ich halt's nicht mehr aus"
Verwirrt blinzelte ich ihn an, als er auch schon seine zweite Hand hob und mich zu sich heran zog, während er sich zu mir hinunterbeugte. Seine Lippen pressten sich auf meine und ich brauchte erst einmal um den Stromstoß, der durch meine Adern fuhr zu verarbeiten. Seine Lippen waren nicht weich, doch sie bewegten sich sanft gegen meine. Er hatte den Arm um mich gelegt strich mir sanft über meinen Rücken, während er die andere Hand in meinem Haar vergraben hatte. Ich schloss die Augen und ließ mich in den Kuss fallen, legte beide Arme um Thorins Nacken und erwiderte den Kuss. Ich spürte, wie Thorin an meinen Lippen zu lächeln begann und ich tat es ihm gleich.
Als er sich von mir löste schnappte ich nach Luft.
„Wow", brachte ich nur heraus und sah zu Thorin auf, der ebenfalls schwer atmend dicht vor mir stand.
Dieser nickte nur. „Du weißt gar nicht wie lange ich das schon tun wollte", murmelte er und blickte mir erwartungsvoll in die Augen. „Ich hatte noch nie Probleme damit eine Frau zu umwerben...naja, bis du kamst", erklärte er mit einem Lächeln und mein Herz schien immer lauter zu pochen.
Etwas betreten schlug ich die Augen nieder. „Umwerben?", fragte ich dann doch grinsend, und gleichzeitig erstickt vor lauter Gefühlen die auf einen Schlag aufgewirbelt wurden.
„Mhm", machte Thorin nur und ich spürte wie er seine Arme so fest um mich schlang, dass er mir fast die Luft abdrückte.
„Ach komm schon", lachte ich und stupste ihm gegen seine breite Brust. „So schlimm bin ich nicht"
„Nein, das Problem ist, dass du dich mir nicht an den Hals geworfen hast, als ich dich bloß angesehen habe, das unterschiedet dich von den anderen und macht dich besonders"
Ich lachte erneut auf und fuhr mir leicht verlegen durch die Haare. „Nun ja, im Moment hänge ich ja an deinem Hals, oder?"
Thorin schmunzelte und nickte. „Das hoffe ich doch", sagte er ganz leise, beinahe ein flüstern, ehe er sich zu mir hinunterbeugte und mich noch einmal küsste. Dieses Mal viel intensiver, als beim ersten Mal. Doch eines war gleich geblieben, das Schmetterlingsrauschen in meinem Bauch und die elektrisierende Spannung. Als er sich wieder sanft von mir löste und seine Stirn auf meine legte sah er urplötzlich wieder ernst aus.
„Lilly, ich kann dir im Moment nicht mehr geben als das hier, bis ich den Berg, den Thron und das Gold habe", flüsterte er und ich spürte, wie sich seine Hand um meine schloss. „Also bitte bleib bei mir"
Verwirrt sah ich ihn an. „Ich brauche nichts von dir", erklärte ich ihm fest und drückte leicht seine Hand. „Kein Berg, keinen Thron und kein Gold. Ich will nur an deiner Seite sein"

(3 368 Wörter)

Eine Reise Zum Erebor Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu