40. Gesund und Munter

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Lillys Pov

Wir liefen schon seit Ewigkeiten durch den düsteren Berg. Es herrschte eine bedrückende Stille, da wir alle mit angespannten Nerven auf jedes kleinste Geräusch horchten. Mit der Zeit begannen mir meine Beine zu schmerzen, da ich mich auch noch nicht richtig von dem Zwischenfall mit dem Drachen erholt hatte, als Thorin plötzlich anhielt.

Er pirschte sich an der Wand entlang bevor er vorsichtig um die Ecke spähte. Wir standen gerade im Schutz eines überdachten Ganges, doch mussten wir, wenn wir weiter wollten, aus der Deckung kommen um über eine freigelegene Brücke zu gehen.

„Ich glaube wir haben den Drachen abgeschüttelt!", zischte Nori von hinten und sah sich aufmerksam um.

„Nein!", sagte Dwalin bestimmt und schüttelte den Kopf. „Dafür ist er zu gerissen!"

Ich stimmte Dwalin ausnahmsweise einmal zu, denn ich glaubte kaum, dass der Drache, da er nun wusste, dass wir uns hier im Berg befanden, so leicht aufgeben würde.

„Wohin gehen wir eigentlich?", fragte Bilbo und sah uns alle, nach der Reihe weg an.

„In die westliche Wachkammer!", gab Thorin ihm die Antwort und spähte noch einmal hinaus. „Dort gibt es vielleicht einen Ausgang!"

„Die liegt zu hoch!", warf Balin seine Bedenken kopfschüttelnd ein. „Das schaffen wir niemals!

„Das ist die einzige Möglichkeit!", wiedersprach ihm Thorin und trat aus dem Schutz der Deckung um  den Übergang der Brücke zu wagen. „Wir müssen es versuchen!"

Mir klopfte das Herz bis zum Hals als ich Thorin auf den Fersen folgte. So leise wir konnten schlichen wir uns zur Brücke, immer auf der Hut vor dem Drachen. Die Anspannung war deutlich zu spüren, als wir auf der dünnen Brücke standen. Würde der Drache uns jetzt entdecken, wäre die Chance lebend davon zu kommen noch kleiner als sie jetzt schon war.

Ein Klingeln ertönte genau vor meinen Füßen. Als ich nach unten blickte sah ich dass dort, genau vor meinem Schuh, eine silberne Münze lag. Verwirrt betrachtete ich das Stück. Ich hatte kein Geld dabei. Die einzigen Münzen die ich noch in der Tasche hatte waren ein paar Euros, die die lange Reise bis hierher irgendwie überstanden hatten.

Besorgt warf ich einen Blick zu Thorin, der bei dem Geräusch wie versteinert stehen geblieben war und sich nun langsam umdrehte. Alle sahen mich an und in ein paar Gesichtern konnte ich Wut herauslesen. Sie glaubten doch nicht allen Ernstes, dass ich diese Münze hatte mitgehen lassen? Gerade wollte ich den Mund aufmachen um zu protestieren, als mir Thorin blitzschnell die Hand auf dem Mund legte und nach oben deutete. Smaug war direkt über uns. Ich sah nichts anderes von ihm außer seinen riesigen Bauch. Der Drache bewegte sich, für so ein großes Tier, erschreckend  lautlos über unseren Köpfen hinfort und ich sah in seinem Panzer unzählige Gold- und Silbermünzen blinken. Wir hörten wie sich noch mehr Münzen lösten und laut klirrend auf den harten Steinboden prallten.

Leise schlichen wir uns weiter und ich war erleichtert als wir die andere Seite heil erreicht hatten. Danach nahem wir wieder verschiedene Treppen und Wege, die uns im Berg immer weiter nach oben und noch tiefer hinein zu führen schienen, bis wir schließlich den Wachturm erreichten und ein Bild des Grauens vor Augen hatten. In dem Raum lagen dutzende Zwergenskelette. Ich blieb zögernd am Eingang zu dem Raum stehen, denn ich wollte eigentlich keinen einzigen  Schritt hinein machen, doch überwand ich mich, als ich sah wie mitgenommen die Zwerge die letzten Überreste ihres einst so stolzen Volkes betrachteten.

 Was hatten diese Zwerge wohl  für ein Leid ertragen müssen? Welche Angst hatten sie wohl gehabt? Sie hatten bis zu ihrer letzten Minute mit dem Wissen gelebt, dass sie aus diesem Wachturm nie wieder herauskamen ohne von dem Drachen umgebracht zu werden. Ich stellte es mir schrecklich vor die letzten Tage in einem stickigen Raum zu verbringen mit erloschener Hoffnung und dem Wissen dem sicheren Tode ausgeliefert zu sein.

Eine Reise Zum Erebor Where stories live. Discover now