45. Im Goldfieber

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Sarahs Pov

Als wir uns endlich dem Land näherten graute schon der Morgen und es herrschte ein hektisches Treiben am Ufer. Überall schleppten sich die Überlebenden an Land und es wurde so viel gerettet wie nur ging. Nahrung, Kleider, einfach alles was noch zu gebrauchen war, wurde von den Menschen die noch halbwegs bei Kräften waren, geborgen und an Land gezogen.

Sobald unser Boot im seichten Gewässer war sprang Tauriel in das Wasser und zog es an Land, bevor sie auch Sigrid und Tilda beim Aussteigen half. Beide standen durchnässt und erschöpft vor uns, während sie sich fest umklammerten um sich etwas aufzuwärmen. Auch mir war es kalt, doch war das im Moment nicht wichtig. Erst einmal sollten wir Bard und Bain finden. Ich stieg ebenfalls aus dem Boot, das schon kurz vor dem versinken war und stützte Kili, der noch immer Schwierigkeiten seinem verletztem Bein hatte. Er hatte Schmerzen, große Schmerzen, auch wenn er versuchte sie nicht zu zeigen, so war es doch offensichtlich. Dankend sah er mich an, als ich den Griff um seine Schulter verstärkte und ihn so gut stützte wie ich konnte.

„Vater!", schrien Tilda und Sigrid nach Bard und versuchten die Schreie der anderen Menschen zu übertönen, was nicht so einfach war. Diese riefen ebenfalls nach fehlenden Verwandten, Bekannten oder Freunden und suchten hektisch das Ufer ab. Andere schrien nach Hilfe und versuchten sich aus dem kalten Wasser zu ziehen. Mein Blick ruhte auf einer Gestalt die ans Ufer geschwemmt wurde. Es war ein Mann mittleren Alters. Ich wollte schon zu ihm laufen und ihm helfen, als ich sah, dass der Blick des Mannes glasig war und er sich nicht mehr bewegte. Er war tot! Ob er wohl Familie gehabt hatte? Ob sie es überlebt hatte? Wie angewurzelt starrte ich ihn an. Er hatte es nicht mehr rechtzeitig an Land geschafft. Wie viele hatten wohl das gleiche Schicksal gehabt?

„Sieh nicht hin!", hörte ich plötzlich Kilis leise Stimme an meinem Ohr. „Das macht es nicht besser, aber leichter!"

Mit einem dicken Kloß im Hals nickte ich und ließ mich von ihm fortziehen. Doch ich sah den Mann immer noch vor mir liegen, als hätte sich dieses Bild in mein geistiges Auge eingebrannt. Leblos und fahl, die Augen regungslos zum Himmel starrend. Dies so wie auch die vielen anderen Bilder spielte sich in meinem Kopf wie bei einer Diashow ab. Die brennenden Häuser, die Angstschreie der vielen Menschen, die Verzweiflung. Ob ich diese Bilder jemals wieder aus meinem Kopf bekam? Und ich wusste, dass das nicht die letzten grauenhaften Bilder waren, die ich wohl zu Gesicht bekommen würde. Nicht wenn eine Schlacht fast unumgänglich war. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich fragte, ob ich nicht doch in Bilbos warmer Höhle hätte bleiben sollen. Fern ab von diesem ganzen Elend hier...doch so sehr ich es mir auch wünschte nicht mitgekommen zu sein, so konnte ich nicht umhin es nicht zu bereuen. Ich drückte einmal kurz Kilis Hand, der mich leicht anlächelte. Egal was passieren würde, er würde hinter mir stehen!

„Kili, Sarah, Mia, Sam...kommt ihr?"

Ich drehte mich um und sah wie Bofur uns zuwinkte. Sie hatten tatsächlich ein noch intaktes Boot auftreiben können. „Komm schon!", murmelte Kili und zog mich leicht in die Richtung der anderen Zwerge. „Lass uns von hier verschwinden!"

Ich nickte, als mich eine Hand am Ellenbogen packte. Sam sah mich ernst an und ich nickte Kili zu, zum Zeichen, dass er schon einmal vorgehen sollte. „Was gibt's?", fragte ich und sah meinen Freund erwartend an.

„Mia und ich bleiben hier!", sagte er kurz angebunden und es fühlte sich an, als ob etwas in mir abbrach. Unsere Gruppe spaltete sich immer noch mehr. Ich nickte nur benommen und umarmte ihn. Auch Mia drückte ich kurz, die Tilda an der Hand hatte. Das kleine Mädchen klammerte sich fest an den Arm meiner Freundin und schien nicht im Begriff sie in der nächsten Zeit loszulassen.

„He schau nicht so. Es ist ja nicht für immer!", sagte Mia leise und sah mich mitleidig an. „Wir halten es nur für schlauer hier zu bleiben. Du und Lilly könnt oben auf dem Berg versuchen, die Dinge etwas zu lenken und Sam und ich warten hier unten auf die Ankunft Gandalfs! Außerdem können wir ein bisschen den Menschen hier helfen!"

Eine Reise Zum Erebor Where stories live. Discover now