Aber es war kein Traum

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Er fing an mit seinem Daumen meine Tränen von meiner Wange zu wischen. Ich spürte nur das Leder seiner schwarzen Handschuhe. Ich kniff die Augen zusammen, in der Hoffnung, dass das nur ein böser Traum war und ich gleich aufwachen würde.

Aber es war kein Traum.

"Wer bist du?", flüsterte ich mit zitternder Stimme.
Er platzierte sein Kopf neben meinem Ohr.
"Das wirst du noch früh genug heraus finden", flüsterte er mit einer rauen Stimme zurück.
Auf einmal spürte ich, wie er anfing, meinen Nacken zu küssen. Ich schluckte einmal nervös.
"Hör auf damit!", fauchte ich bedrohlich, immer noch mit Tränen in den Augen.
Er hörte auf und knurrte einmal.
"Du wirst es mit ihm noch bereuen", flüsterte er und betonte dabei das 'ihm' besonders.

Dann ließ er mich los. Er drehte sich sofort um und lief aus dem Haus. Mir kam eine neue Ladung von Tränen die Wangen runter. Ich ließ mich an der Wand runter rutschen, bis ich auf dem Boden saß. Zitternd und schluchzend zog ich mein Handy aus der Hosentasche und versuchte Martinus anzurufen.

"Komm schon, geh ran", flüsterte ich zu mir selbst zu.
"Bitte...", hauchte ich und kniff die Augen zusammen, während mir immer mehr Tränen in die Augen stiegen.

"Hallo?", kam es auf einmal, eher genervt, als ich gerade das Handy von meinem Ohr nehmen wollte.
"Martinus?", fragte ich mit zitternder Stimme.
"Anika? Was ist los?", fragte Martinus, diesmal mit klarer Stimme.
"Kann ich bei euch schlafen?", fragte ich zurück.
"Äh, ja klar...", antwortete er verwirrt.
"Hol mich bitte ab, ich weiß nicht, ob er noch da ist", befahl ich ihm und wieder stiegen mir die Tränen in die Augen.
"Wer?",fragte Martinus besorgt.
Doch ich antwortete nicht. Ich legte einfach auf. Ich legte mein Handy zur Seite. Ich zog meine Beine an den Körper, stützte meine Arme auf ihnen ab und meinen Kopf legte ich in meine Hände.
Ich konnte einfach nicht fassen, was gerade passiert war. Es spielte sich die ganze Zeit in meinem Kopf ab. Immer und immer wieder.
Plötzlich spürte ich, wie sich Arme um mich schlangen. Ich schreckte auf, weil ich dachte, dass der Kerl wieder da war. Ich riss mein Kopf hoch.
"Ich bin's nur", flüsterte Martinus sanft, während er sich neben mich hockte und mich zu sich zog.
Kurz hatte ich mich gefragt, wie er rein gekommen war, aber dann fiel mir wieder ein, dass der Typ ja die Tür offen gelassen hatte.
Ich atmete erleichtert auf und fiel Martinus um den Hals.
"Was ist passiert?", fragte er leise.
"Können wir bitte erstmal gehen?", bat ich ihn vorsichtig, während ich mich von ihm löste.
Martinus nickte und half mir hoch.
Ich schlüpfte schnell in meine Schuhe. Als wir von der Einfahrt runter waren, klammerte ich mich an Martinus Arm.
"Alles ist gut", flüsterte er mit motivierender Stimme, doch ich schüttelte nur kalt den Kopf.
Martinus schaute mich verwirrt an. Plötzlich blieb er stehen und drehte mich an meinen Schultern zu sich.
"Anika, was ist passiert?", fragte er besorgt.
Ich versuchte mich zu wehren, aber Martinus Griff war zu stark.
"Martinus, können wir bitte weiter gehen?", bat ich ihn mit zitternder Stimme, während ich mich panisch um sah.
"Ich erzähle es dir, wenn wir bei dir sind", versprach ich ihm.
Er nickte kritisch und wir gingen endlich weiter.

Wir hatten es fast geschafft, wir mussten nur noch einmal um die Kurve und dann die Straße runter. Ich war erleichtert, dass wir fast da waren. Da wusste ich allerdings noch nicht, dass wir meine schlimmste Befürchtung treffen würden.

Als wir um die Kurve liefen, blieb mir der Atem stehen.

Am Ende der Straße, also vor Martinus Haus, stand er.

Ich blieb sofort stehen.
"Was hast du?", fragte Martinus verwirrt und drehte sich zu mir um.
"Er ist da...", flüsterte ich und starrte den Typen an.
"Wer?", fragte Martinus noch verwirrter.
"Lass uns weiter gehen", sagte Martinus besorgt und versuchte mich mit zu ziehen.
Ich blieb stehen und schüttelte mit dem Kopf.
"Anika, bitte!", rief Martinus.

Als der Typ das hörte, drehte er sich um. Er kam langsam auf uns zu.
"Er kommt", sagte ich, während mir wieder Tränen in die Augen stiegen.
Martinus guckte mich mit gerunzelter Stirn an, drehte sich dann aber um. Er schob mich hinter sich.
Als der Typ bei uns angekommen war, schubste er Martinus einfach weg und kam auf mich zu. Er blieb vor mir stehen. Ich konnte seinen Blick durch seine große Sonnenbrille spüren. Ich starrte die ganze Zeit auf die Sonnenbrille.
"Hey!", rief Martinus und ging auf den Typen zu.
Bevor Martinus ihn erreichte, lief er weg. Martinus versicherte sich noch einmal, ob der Typ wirklich weg gegangen war und griff nach meiner Hand. Schnell zog er mich die Straße runter zum Haus.

"Anika, wer war das?!", fragte Martinus mich hysterisch, als ich mich auf sein Bett setzte.
"Ich weiß es nicht!", rief ich verzweifelt und fing an zu weinen.
Martinus setzte sich neben mich und legte seinen Arm um mich.
"Erzähl mir lieber erstmal, was überhaupt passiert ist", sagte Martinus beruhigend.
Ich nickte und fing an, ihm alles zu erzählen...

Wer ist der Typ bloß?😱

Weiter?🤷🏼‍♀️

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