Das erste Gespräch

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Als ich hörte, dass die Stimmen immer lauter wurden, traute ich mich hoch zu schauen. An der Einfahrt liefen drei Jungen vorbei. Gott sei dank sahen sie mich aber nicht. Als ich meinen Blick gerade wieder zu meinem Stock wenden wollte, kam noch ein Junge vorbei gelaufen. Er schaute auf den Boden, natürlich sah er ganz zufällig zu mir... Er blieb stehen und lächelte mich an. Warte... Das Lächeln kenne ich doch...

Er schaute kurz seinen Freunden hinterher, entschied sich dann aber doch zu mir zu kommen. Er kam die Einfahrt hoch und lächelte weiter. Er setzte sich einfach neben mich auf MEINE Bank. Hey... Das ist doch Marcus. Oder Martinus? Ach keine Ahnung, ich kann die nicht auseinander halten.

"Hey, du bist die Neue oder?", riss er mich aus meinen Überlegungen. "Äh ja.. die Neue...", sagte ich sarkastisch. "Ich bin Martinus, dein Nachbar", lächelte er und streckte die Hand raus. Ich schaute die Hand kritisch an und gab ihm meine schließlich. "Hi", flüsterte ich misstrauisch. Ich wendete mich wieder meinem Stock zu und pulte die Rinde ab. "Und wie heißt du?", fragte Martinus. Ich holte tief Luft und drehte mich schließlich zu ihm: "Anika. Und ja ich bin aus Deutschland." Er schüttelte lächelnd den Kopf. "Was?", fragte ich verwirrt. "Es ist mir doch egal, wo du her kommst, ich wollte nur mal Hallo zu meiner neuen Nachbarin sagen", erklärte er. Eine kurze Zeit schwiegen wir und ich dachte, er würde jede Sekunde gehen, aber er wollte dann doch noch was wissen. "Warum sitzt du eigentlich hier draußen?". "Tja... Ich war so schlau und dachte, ich könnte mir ja mal die Gegend anschauen, nur mein Schlüssel liegt noch da drinnen", sagte ich, während ich auf das Haus zeigte. Martinus drehte sich um und fing an zu schmunzeln. "Ha Ha Ha, sehr witzig", murmelte ich beleidigt und verschränkte meine Arme vor der Brust. Er hörte einfach nicht auf zu lachen. Dann musste ich auch anfangen zu lachen. "Man, das ist voll nicht lustig", sagte ich traurig. "Mir wird langsam echt kalt und ich bin am verhungern", fügte ich noch hinzu. "Awww Armes...", schmunzelte Martinus. Ich setzte meinen Schmollmund auf und verschränkte meine Arme wieder vor der Brust. Er stupste mich am Oberarm an und meinte "Du kannst ja mit zu mir kommen". "Klar, wo dein Bruder mit den Freunden ist... ", sagte ich und verdrehte die Augen. "Die sind zum Fußballplatz gegangen, also komm!", befahl er mir. Ich stand hektisch auf und stellte mich neben ihn. "Ich bin kein Hund", flüsterte ich. Eigentlich wollte ich das ganz episch in sein Ohr flüstern, nur war er ein ganzes Stück größer als ich, da habe ich das nicht so hinbekommen.

Er wohnte nur ein paar Häuser weiter. Er schloss die Tür auf, ging ein Schritt zur Seite und verbeugte sich ganz komisch und sagte dabei "Herein die Dame". Also ging ich rein. Ich war auf einmal nervös, es war mein erster Tag in Norwegen und gleich schon bei wem anders zu Hause. Er zog sich die Schuhe aus und drängelte sich durch den Flur. "Hallo?", brüllte er dabei einmal durchs Haus. Es blieb still. "Mh, dann sind wir halt alleine", sagte er Schulter zuckend.

Ist das der Weg ins Glück?Where stories live. Discover now