Ein Blick auf das Display meines Handys verriet mir, dass die Stunde bald zu Ende sein würde und so wählte ich mich zur SMS-Funktion durch und schrieb eine rasche Nachricht an meinen Freund: „Komme heute etwas später. Hab noch was zu erledigen (Überraschung ;) ). Brauchst also nicht vor der Schule auf mich warten. Deine Nessie <3“

Kurz darauf ertönte dann auch schon das Läuten der Schulglocke und alle Schüler verließen fluchtartig das Gebäude. Ich war mir sicher, wäre ein Feuer ausgebrochen, wären sie wahrscheinlich langsamer gewesen als jetzt.

Ich wollte gerade um die nächste Ecke im Schulflur biegen, als ich fast mit Hannah zusammenstieß.

„Uups!“, kam es kurz von ihr, dann grinste sie mich verstohlen an.

„Schon okay“, sagte ich und wollte gerade weitergehen, als sie mich am Arm nahm.

„Warte, Ren“, bat sie mich. „Hast du nicht Lust mitzukommen? Wir gehen zum See. Bei dem Wetter gibt es nichts besseres als im Wasser zu schwimmen.“
Einen kurzen Moment starrte ich sie an, hoffend, dass aus meinem Kopf kein Qualm kam so fieberhaft suchte ich nach einer Ausrede, bis ich letztlich wieder das Einfachste nahm, was mir einfiel: „Tut mir Leid“, sagte ich, bemüht auch wirklich einen leidenden Tonfall zu haben. „Aber baden ist nicht so mein Ding.“

Ihr Grinsen verschwand schlagartig.

„Aber Ren, das macht wirklich total Spaß.“

„Mag sein, aber ich hab einfach keine Lust drauf.“

„Vor was hast du denn Angst? Das dir einer was wegguckt? Das sie dich auslachen? Ren schau dich an! Du hast die perfekte Figur, du könntest problemlos modeln gehen!“
Jetzt rollte ich mit den Augen.

„Danke, aber das ist nicht das Problem. Ich hab einfach keine Lust, Hannah.“
Mein Gegenüber bekam einen Schmollmund. „Dann halt nicht“, seufzte sie. „Schönen Tag noch.“
Dann trottete sie davon, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen. Irgendwie war es ja ganz nett, dass sie mich fragte ob ich mit wollte, aber ich fühlte mich einfach unwohl bei so was. Außerdem hatte ich noch viel zu tun und wollte zudem meine Zeit lieber mit Jake verbringen, zumal wir uns bald eine Weile nicht mehr sehen würden. Bei dem Gedanken wurde mir etwas mulmig und ich machte mich auf den Weg in die Innenstadt, in der Hoffnung so nicht an diese Tatsache denken zu müssen.

Shoppen tat ich normalerweise nur mit einer meiner Tanten oder mit meiner Mutter.

Allein war ich eigentlich nie losgezogen. Dies war quasi das erste Mal. Knapp eine Viertelstunde später stand ich dann also in dem kleinen Klamottenladen in unserer Einkaufspassage. Er besaß eine Klimaanlage und war total angesagt bei den Jugendlichen hier in Acworth. Ich war mir sicher, wenn sie nicht alle schon im See planschen gewesen wären, hätten sie im Laden fast gezeltet nur um nicht in ihren warmen Häusern mit den kleinen Ventilatoren hocken zu müssen.

Zu meinem Glück war der Laden heute aber wie ausgestorben.
Mit einem übermenschlichen Wahrnehmungsvermögen hatte ich die Verkäuferin, die im hintersten Eck etwas gelangweilt gelbe und rote Shirts zusammen legte und sortierte, schnell ausgemacht und hoffte, dass sie noch eine Weile dafür brauchen würde. Ich bezweifelte, dass sie mich schon bemerkt hatte und lief einfach mal in die Ecke mit der Unterwäsche und den Badeanzügen und den Bikinis.
Bei den Regalen und Wühlkisten hier, wurde mir schon wieder flau.

Selbst zu entscheiden was gut aussah, dass hatte man mir nicht wirklich beigebracht. Es war ein Wunder, wenn ich meine Größe wusste, aber wenn ich so daran dachte, kam sie mir nicht in den Sinn. Ich würde das per Augenmaß machen müssen und wohl oder übel selbst erkennen was gut und was schlecht aussah.

Rising Sun - Biss das Licht der Sonne erstrahlt (Fanfiction)Where stories live. Discover now