Hallo Sirius,
ich weiß, dass es schon lange her ist, seit ich weg bin. Es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, und um ehrlich zu sein, darf ich dir eigentlich immer noch nicht schreiben, aber ich will einfach, dass du weißt, dass es mir gut geht. Mache dir keine Sorgen. Ich habe dafür gesorgt, dass es nichts bringt, die Eule zurückzuverfolgen, aber die nicht-zurückschreiben-Regel gilt leider immer noch.
Ich vermisse dich wirklich sehr und würde am liebsten sofort zurückkommen. Die Briefe habe ich im Laufe des letzten Monats geschrieben, durfte sie aber nicht abschicken. Da ich eh schon die Regeln breche, dachte ich, dass ich dir einfach alle schicke.
Kannst du auch den anderen sagen, dass ich sie liebe, und vergiss nicht, dass ich dich liebe.
Deine Prinzessin


„Ich soll euch grüßen."
„Du klingst enttäuscht."
„Sie wird nicht wieder zurückkommen. Wir dürfen ihr auch nicht schreiben. Sie hätte mir auch nicht schreiben dürfen. Ich bin draußen."
„Tätzchen?" James sah mich mitleidig an.
„James, lass den Blick."
„Aber du bist traurig –"
„Und ich will alleine sein. Wir sehen uns später."

Lilys P.o.V.:
James blick glitt zu mir. Er zog fragend eine Augenbraue hoch.
„Ich gehe ihm nach", murmelte ich seufzend.
„Ich komme mit."
„Da du in letzter Zeit immer so viel Erfolg dabei hattest, deinen besten Freund aufzumuntern." Er grinste breit.
„Deshalb will ich ja von dir lernen, Evans. Und wo wir schon dabei sind, kannst du mir noch ein paar andere Sachen beibringen." Das war doch nicht sein verdammter Ernst. Sein bester Freund leidet seit einem Monat, weil seine Freundin verschwunden war, und er hatte nichts Besseres zu tun, als mich zu nerven?
„Ich gehe alleine", bestimmte ich.
„Aber er ist mein bester Freund!"
„Und ich frage mich wieso." James verschränkte die Arme.
„Vielleicht weil ich schon für ihn da war, bevor eine Freundin von mir mit ihm zusammengekommen ist, oder weil ich ihn aufgenommen habe, als er nicht mehr wusste, wohin er sollte!" Ich biss mir auf die Lippe. Er hatte ja Recht. Ein bisschen jedenfalls. Auch wenn ich ihm, das nie sagen würde. Sein Ego war schon genug aufgebläht, da wollte ich es nicht noch mehr unterstützen. Ich stand wortlos auf, während James mich immer noch wütend anstarrte.
„Kommst du, Potter?", rief ich ihm zu, als ich schon an ihm vorbei und zwei Meter weiter war.
„Ich darf mit?" Er wirkte überrascht.
„Wenn du dich endlich mal in Bewegung setzt, ja." Er sprang sofort auf. Scheinbar war er ein wenig überrascht, dass ich ihn nicht wegschickte, sondern ihm erlaubte mitzukommen. Um ehrlich zu sein, es wunderte mich selber ein wenig. Wahrscheinlich nur, weil ich nicht für immer und ewig, Sirius Black trösten wollte. Das war schließlich eigentlich die Aufgabe von ihm. Er war sein bester Freund, also sollte er sich auch um ihn kümmern.

Wir folgten Sirius nach draußen, wo er nicht mehr zu sehen war. James schien trotzdem zu wissen, wohin er gehen musste. Noch ein Vorteil davon, dass ich den arroganten Quidditchspieler mitgenommen hatte. Er stapfte zielsicher weiter Richtung verbotenen Wald.
„Woher weißt du, wohin wir müssen?"
„Weißt du, wo Mary sich versteckt, wenn sie alleine sein möchte?"
„Klar weiß ich das."
„Und ich weiß es einfach bei Sirius." Ich nickte. Klar, ich hatte echt nur dumme Fragen auf Lager.
„Du kaust wieder auf deiner Unterlippe." Ich erstarrte in der Bewegung. Er hatte leider Recht. Ich kaute auf meiner Unterlippe herum.
„Warum bist du nervös?" Ich sah ihn überrascht an. Kein blöder Spruch? Kein gar nichts. Er sah nicht zu mir herüber, sondern starrte in Richtung peitschende Weide.
„Ich mache mir einfach Sorgen um Sirius und wie es mit ihm und Carolin weiter geht. Ist dir eigentlich klar, dass du das erste Mal, seit ich dich kenne, das Richtige gesagt hast?"
„Ich habe mich an Sirius Tipps gehalten." Ich musste anfangen zu lachen. Das nahm ich ihn wirklich nicht ab. Schließlich war Sirius Black nicht für seinen guten Umgang mit Frauen bekannt.
„Na ja, ich habe ehrlich gesagt, einen Teil weggelassen."
„Und welchen?"
„Das Flirten."
„Das hört sich nach Sirius an."

Wir kamen am verbotenen Wald an. Ohne zu zögern, betrat James diesen.
„Potter, spinnst du eigentlich?"
„Du wolltest mir mit Sirius helfen."
„Aber nicht in den verbotenen Wald."
„Aber da ist Sirius."
„Warum sollte er in den verbotenen Wald gehen?"
„Weil er ihn mag, und Carolin mochte ihn auch sehr gerne."
„Carolin war im verbotenen Wald?"
„Selten. Jetzt komm schon."
„Ich weiß nicht."
„Dann gehe ich alleine zu ihm. Sag mir einfach, was ich machen soll." Ich zögerte kurz. Vielleicht sollte ich ihn wirklich alleine gehen lassen. Darein wollte ich nicht noch einmal. Ich hatte da nie rein gewollt und am liebsten wollte ich dort auch nie wieder rein. Nicht, dass ich nicht neugierig auf den Wald wäre, aber ich konnte sehr gut darauf verzichten, eines der Tiere aus dem Wald zu treffen. Es war ihr Revier. Ich gehörte dort nicht hin. Wir gehörten dort nicht hin. Und eventuell hatte ich auch etwas Angst davor, dort hereinzugehen. Ich schob die Gedanken beiseite. Wenn Sirius darin saß, gab es nur ein Grund mehr, zu ihm zu gehen. Schließlich musste er schleunigst wieder aus dem Wald heraus.
„Dann mal los!" James sah mich verwirrt an, folgte mit aber weiter.

Hexagramm - VogelfreiWhere stories live. Discover now