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Samstag, 26. Juni 2016, Miami/Camp

P.o.V. Grace

"Du musst eindeutig shoppen gehen", stellte Beth fest, als sie in unser Zimmer kam und ich auf meinem Betz sitzte und an den braunen Fleck an der Wand starrte, der mir vorher noch nie aufgefallen ist.

Ich hob meinen Blick und sah Beth an.

"Komm schon, du brauchst Ablenkung."

"Danke, aber ich habe keine Lust."

"Du hast auf gar nichts mehr Lust", sagte sie und verschränkte die Arme.

Ich zuckte mit den Schultern. "Passiert."

"Passiert? Ist das dein Ernst? Du kommst heute mit. Ich ertrag es nicht noch drei Tage so zu sehen."
Damit verschwand sie wieder und ließ mich zurück.

Ich seufzte. Ich bin Jake die letzten drei Tage aus dem Weg gegangen. Ich konnte ihn nicht sehen un ich wollte es auch nicht.

Aber es fiel mir schwerer als gedacht. Sobald ich ihn sah, klebte mein Blick auf ihm und konnte ihn nicht mehr abwenden.

Und es tat weh, ihn so zu sehen. Er sah verdammt scheiße aus. Tiefe Augenringe schmückten sein sonst so scharf geschnittenes Gesicht und ließen ihn älter wirken.

Lou habe ich gar nicht mehr gesehen, denn sie wurde aus dem Camp geschmissen, da sie anscheinend schon länger etwas mit Drogen am Hut hatte.
Sie wurde in eine Entzugsklinik geschickt, die nicht weit von hier entfernt war.

"Graaace", brummte Beth von draußen, "Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit."

"Ich komme schon", rief ich, schnappte mir meine Tasche und ging raus zu Beth, die mit Zoe wartete.

-

"Nein", sagte ich und schüttelte den Kopf, während ich mir einen weiteren Löffel Eis in den Mund steckte.

Zoe stöhnte genervt auf und verschwand mit ihrem Kleid wieder in der Umkleidekabine.

Beth kam aus der Umkleidekabine neben Zoe mit einem schwarzen Rock und einem weißen Top raus.

"Sieht gut aus", sagte ich.

"Wirklich? Ist das nicht etwas zu kurz?", fragte sie verunsichert.

"Absolut nicht. Das ist wirklich hübsch."

"Okay", sagte sie grinsend und und verschwand wieder.

Ich war nicht so in Shoppinglaune. Eher in Esslaune. Inzwischen hatte ich schon mein viertes Eis verputzt.

Zoe kam normal angezogen und mit einem deprimiertem Gesichtsausdruck wieder aus der Umkleidekabine raus.

"Nichts gefunden?", fragte ich verwirrt, da sie vorher mit einem riesen Stapel Anziehsachen angekommen ist.

Sie schüttelte den Kopf und schmiss ihren Kleiderhaufen auf den Ständer.

Auch Beth kam nach zwei Minuten aus der Umkleide und hatte sich für ein Kleid und den Rock mit dem Top entschieden.

Sie bezahlte schnell und schon standen wir wieder in Mitten der Menschenmengen.

"Wo wollt ihr jetzt hin?", fragte ich die beiden.

"Ich bin fertig", sagte Beth und Zoe nickte. "Ich auch. Willst du noch irgendwo hin?"

"Eis essen?"

Die beiden sahen mich sprachlos an.

Ich ließ die Schultern hängen und sah sie unschuldig an.

"Okay, überzeugt", sagten beide gleichzeitig und ich grinste wieder, wenn auch ein bisschen aufgesetzt.

Wir setzten uns in das nächstbeste Café und ich bestellte mir einen Eisbecher mit vier Kugeln Eis, Sahne und Streuseln.

"Warum wird die eigentlich nicht fett?", hörte ich Beth verzweifelt Zoe fragen.

Ich blickte zu den beiden auf und sah sie an.

Zoe zuckte mit den Schultern. "Ich weiß auch nicht. Die Welt ist fies."

Beth nickte zustimmend.

"Ich geh mal auf's Klo", sagte ich und stand auf.

Ich ging durch das Café hindurch zur Damentoilette.

Den ganzen Tag hatte ich kaum an Jake gedacht, doch jetzt, als ich wieder alleine war, kamen die Gedanken wieder hoch.

Ich stützte mich am Waschbecken ab und sah in den Spiegel.
Meine Augenringe waren noch fetter, als ich dachte, meine Haut war bleich und meine Haare eine einzige Katastrophe. Ich verkannte mich kaum wieder.

Plötzlich ging die Tür auf und ein Mann trat hinein.

"Entschuldigen Sie, dass hier ist die Damentoilette", sagte ich und drehte mich um.

Der Blick des Mannes flog zu mir und er fing an zu grinsen.

Mein Herz pochte mir gegen die Brust, als mir klar wurde, dass er sich gar nicht in der Tür geirrt hatte.

Die Tür wurde ein weiteres Mal geöffnet und als ich sah, wer da rein kam, riss ich meine Augen auf.

Sergio.

"Hallo Grace", sagte er grinsend.

Ich brachte kein Wort raus und ich konnte mich keinen Zentimeter bewegen.

"Komm schon, tu nicht so überrascht, dass du mich hier siehst", sagte er und machte einen Schritt auf mich zu.

Mein Griff um das Waschbecken wurde fester und ich verkrampfte mich mit jeder Sekunde mehr.
Und dennoch brachte ein einen anständigen Satz raus. "W-was wollen sie von mir?"

Meine Stimme zitterte mehr, als gewollt.

"Ich will dich", sagte er, als er bei mir angekommen ist und streicht mir einmal über die Wange.

Wir vom Blitz getroffen, sprang ich zurück.

"Na, na, na, Kleine. Warum denn so schüchtern?", fragte er und der andere Kerl da drüben lachte.

"Lass mich", versuchte ich stark zu klingen, was mir allerdings nicht gelang, denn schon die erste Träne lief mir über die Wange.

Sergio lachte erst, doch dann verstummte er.

Eine Gänsehaut jagte mir über den Körper, als ich seinen dunklen Blick sah.

Bevor ich reagieren konnte, hob er die Hand und schlug meinen Kopf gegen die Wand hinter mir.

Mir wurde kurz schwarz vor Augen, dann abwechselnd heiß und kalt.
Ich merkte, wie ich langsam das Gleichgewicht verlor und meine Beine unter mir nachgaben.

Bevor ich auf dem Boden aufkam, schlug mein Kopf noch einmal gegen das Waschbecken und dann wurde alles vollkommen schwarz.

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2/5

Ein sehr kurzes Kapitel, aber das war so ein Übergangs-Lückenfüller-Kapitel 😅

Ich weiß, es war auch nicht ganz so spannend zum Anfang, aber jetzt geht's richtig los 😊

Eure Jojo~

My Own SummerWhere stories live. Discover now