Kapitel 2~

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Mit Kopfschmerzen machte ich mich auch an diesem Morgen wieder zur Schule. Mein Gedächtnis war wie benebelt, ich konnte kaum noch klar denken dank des Mannes vom Vortag. Nach unserem -recht kurzen, aber dennoch intensivem- Gespräch, ertappte ich mich dabei an nichts anderes, als an ihn und seine Worte zu denken.

Seine mysteriöse Aura, die Art wie er sprach und wie er mich mit seinen dunklen Augen ansah.

Um ehrlich zu sein fand ich ihn gruselig, aber zu gleich auch eigenartig anziehend. Er wusste, wo ich mich die letzten Wochen befand -auf dem Dach- und das machte mir mehr als Angst. Die ganze Nacht fragte ich mich, ob er mich beobachtet hatte oder bloß ein verdammtes Genie war. Oder beides. Er hatte diese arrogante selbstsichere Masche an sich, die mich verunsicherte. Die Tatsache, dass ich nicht mal seinen Namen kannte machte mir nicht mal was aus.

Ich wollte es mir zwar nicht eingestehen, aber auf dem ganzen Weg zur Schule musste ich an ihn denken.

Wir werden uns morgen sehen.

Warum freute ich mich so sehr auf unser Wiedersehen?

Ob er wohl wusste, wo ich zur Schule ging fragte ich mich und fühlte ein kleines bisschen Hoffnung in mir aufsteigen, welches ich sofort verdrängte. Es war sinnlos, einen Typen anzuschmachten, dessen Namen ich nicht einmal kannte. Das wäre das dümmste und unglaublichste, was ich je gemacht hätte. Nein, ich würde mein Herz nicht aufs Spiel setzen.

Ich seufzte, als ich meinen Spind öffnete. Ich war so hoffnungslos.

"Evi!"

Ich drehte mich um und sah Len auf mich zukommen, während er -wie immer- mich angrinste. Er stoppte am Spind neben mir und lehnte dagegen.

"Was brauchst du, Len?"

"Oh, bitte?", sagte er und guckte gespielt traurig.

"Warum denkst du dir immer das schlimmste von Leuten?", schmollte er.

"Vielleicht, weil ich dich kenne," sagte ich unbeeindruckt "und das ist das 37 Mal dieses Jahr, dass du zu mir kommst und zum siebenunddreißigsten mal ich bin nicht an jüngeren Typen interessiert.", erklärte ich ihm.

"Autsch," lachte er, "Das ist grausam, Evi."

"Nimm's auf, wie du willst, Len."

Wieder lachte er und richtete sich auf. "Wie auch immer, deswegen bin ich nicht hier. Hast du die Listen gesehen?"

"Nein", antwortete ich. Mir war ganz und gar bewusst, von welchen Listen er sprach.

Die Tutoren Liste, ein Programm an dieser Schule, in der jeder Schüler an seinem letzten Jahr der Tutor eines Neuling zu sein hatte, ob er das nun wollte oder nicht. Ehrlich gesagt, niemand nahm diese Liste wahr oder ernst und Len war der letzte auf Erden, der dies tat. Soweit ich wusste, nahm er nichts ernst- nicht mal seine Lehrer oder Geschäftsfrauen in ihrer Mittagspause.

"Gut, rate, wen du am Hals hast?", sagte er und lachte.

"Warum?! Das kann doch nicht deren ernst sein. Du bist die schlimmste Wahl, Len! Warum kannst du nicht mit Hanna oder so diesen Mist machen?"

Wütend stöhnte ich auf und schlug meinen Spind zu.

"Hey, das ist nicht mein Verdienst. Dein Name war nun mal neben meinem eingetragen.", grinste er und machte sich auf den Weg zu seinen Klassen. Er schaute über seine Schulter und rief mir nach, „außerdem, macht es mir nichts aus dich als Tutorin zu haben! Macht sicher Spaß."

Verwundert sah ich ihm nach. Spaß? Was würde denn Spaß mit ihm machen? Mal abgesehen davon, dass dieser Junge nie wusste, wann er still zu sein hatte. Ständig versuchte er sein Glück an Frauen, die älter als er waren. Dafür war er bereits berühmt und war nun nicht mal ein Jahr an der Schule. Diese Schule war ein Wahnsinnigen Haus.

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