Am Morgen des Spiels waren die Quidditchspieler ein einziges Nervenbündel. Als Sirius und ich zusammen die große Halle betraten, ertönte kurz darauf lauter Applaus von allen Haustischen außer dem der Slytherins, die laut buhten und der Ravenclaws, die still blieben. Sirius ignorierte die Geräuschkulisse einfach. Er setzte sich neben James, der sein Team anmeckerte, dass sie essen sollten, während er selber kein Bissen zu sich nahm. Wir hatten uns kaum gesetzt, da wandte sich der Kapitän schon an Sirius.
„Du musst essen! Keine Widerrede!" Schwups war der Teller des Treibers auch schon voll. Der Frauenheld fing nur kommentarlos an zu essen.
„Willst du nichts essen?", fragte ich den Brillenträger.
„Sag mir nicht, was ich tun soll!"
„War nur eine Frage." Ich nippte an meinen Kakao.
„Nimm es ihm nicht übel. Er ist nicht zurechnungsfähig", gähnte der Sucher der Mannschaft.
„Ich bin voll und ganz zurechnungsfähig!"
„Merkt man", murmelte ich.
„Carolin! Du verstehst das nicht! Quidditch ist hier wichtig! Du kennst nicht einmal den Unterschied zwischen Quaffel und Klatscher." Da hatte er Recht. Ich wusste nur, dass die Klatscher Sirius Job waren.
„James, jetzt lass deine Nervosität nicht an Carolin aus. Sie hat dir nichts getan, sondern nur gesagt, dass du etwas essen solltest, wo ich ihr zustimme", ging Sirius dazwischen. Die beiden Rumtreiber lieferten sich ein Blickduell. Schließlich sah James weg und nahm sich schlecht gelaunt ein Toast. Auf diesem kaute er bestimmt zwanzig Minuten herum, bevor er auf seine Uhr sah. Er sprang erschrocken auf.
„Wir müssen zum Feld! Das Spiel fängt bald an und wir müssen noch einmal die Taktik durchgehen und uns umziehen! Los jetzt! Genug gegessen." Der Frauenheld schenkte mir ein gequältes Lächeln.
„Wir sehen uns nach dem Spiel. Der versprochene Pullover liegt im Zimmer. Frag am besten Remus."
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich wirklich einen bekomme."
„Mein Glücksbringer soll doch nicht frieren." Er zwinkerte mir noch einmal zu, dann sprang er auf, um den ungeduldigen Teamkapitän zu folgen. Ich aß noch schnell auf, bevor ich mich alleine auf den Weg nach oben machte.

„Wir sollten jetzt gleich mal los!" Lily kam aus dem Bad. Sie hatte in ihre roten Haare goldene Strähnen eingeflochten. Einen rot-goldener Schal hatte sie um und goldene Ohrenschützer in der Hand. Quidditch wurde hier auf jeden Fall zu ernst genommen. Mein ganzes Zimmer war in Rot und Gold gekleidet. Ich hatte mir meinen dicksten Pullover rausgesucht und den von Sirius auch noch übergezogen. Meine Jacke, sowie ein Schal, eine Mütze und Handschuhe lagen auf meinem Bett. Das Einzige was Rot und Gold war, war der Pullover von Sirius, der sich als Werbung für ihn herausgestellt hatte. Es war ein roter Kapuzenpullover, auf dem hinten dick und fett Sirius Black, seine Spielposition und seine Nummer drauf stand. Zumindest war er schön warm. Warum veranstaltet man eigentlich Quidditchspiele, wenn es schneit? Dafür ist es doch viel zu kalt.
„Jetzt komm endlich, Carolin. Sonst bekommen wir keine guten Plätze mehr." Marlene zog mich an der Hand raus. Ich schnappte mir im Vorbeigehen die Sachen. Ein Handschuh, der liegen blieb, wurde mir von Bubble nachgetragen, die hinter uns her stolperte.
„Wartet noch zwei Sekunden. Bubble stolpert sonst über meinen Handschuh, fällt die Treppe runter und tut sich ernsthaft weh!"
„Du und deine Katze." Meine beste Freundin blieb genau solange stehen, bis Bubble auf meinen Arm saß, dann wurde ich weiter gezogen.

Am Quidditchfeld angekommen setzten wir uns zu den Gryffindorjungen unseres Jahrgangs, die uns netterweise einen Platz freigehalten hatten. Der Wind pfiff hier oben auf der Tribüne ganz schön und der Schnee, der in dicken weißen Flocken vom Himmel fiel, machte das Ganze nicht angenehmer. Ich war froh, dass ich zwei dicke Pullover, ein T-Shirt und eine dicke Jacke an hatte.
„Wie lange sitzt ihr schon hier?" Ich sah fragend zu Remus.
„Etwa zwanzig Minuten."
„Ihr seid doch verrückt."
„Quidditch ist hier nun einmal sehr wichtig und wir haben dafür ziemlich gute Plätze."
„Und kalte."
„Da du doppelt so dick bist wie sonst, musst du doch mindestens vier Pullover anhaben."
„Es sind zwei und trotzdem ist es zu wenig."
„Du bist einfach eine kleine Frostbeule." Ich grinste schief.
„Wie lange dauert so ein Spiel?"
„Manchmal ein paar Minuten und manchmal Tage."
„Ich bleibe hier nicht, tagelang sitzen!"
„Meistens dauern sie nur ein paar Stunden", versuchte Remus, mich wieder zu beruhigen.
„Das sie länger als einen Tag dauern ist sehr selten." Marlene grinste mich mit ihrem Engelsgrinsen an. Wenigstens eine gute Nachricht. Bubble auf meinen Schoß kuschelte sich ganz fest an mich. Ihr war es wohl auch zu kalt. Konnte ich verstehen.

Hexagramm - VogelfreiWhere stories live. Discover now