Kapitel 12

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Francescas Sicht

Ich war gerade auf den Weg in mein Zimmer, als mir Ludmila entgegen kam. Sie rannte an mir vorbei, weiter den Gang entlang und knallte dann eine Tür  hinter sich zu, von der ich nicht wusste, wohin sie führte.  >>Hey. Was hat Ludmila denn?<< fragte Diego, der aus seinem Zimmer kam und mich anlächelte. >>Keine Ahnung, sie ist einfach an mir vorbei gestürmt.<< Er zuckte die Schultern. >>Wahrscheinlich ist sie auf dem Dachboden.<< Diego wandte sich zum Gehen, doch dann blieb er plötzlich wieder stehen. >>Hast du vielleicht Lust mir beim Kochen zu Helfen?<< fragte er grinsend. Ich lachte. >>Du kannst Kochen?<< fragte ich belustigt. Diego nickte. >>Kochen, Stricken und Wäsche waschen. All die Dinge, auf die Ludmila keine Lust hatte, hab ich für sie gemacht, damit Mutter nicht enttäuscht von ihr ist. Dafür hat sie mir in anderen Situationen ausgeholfen.<< Gemeinsam liefen wir die Treppe runter. >>Ihr steht euch echt nah, oder?<< Ich hatte nie Geschwister gehabt. Federico war zwar wie ein Bruder für mich, aber wir waren uns nie so vertraut gewesen, weil er immer distanzierter wurde, als seine Familie umkam. >>Ja. Sie bedeutet mir sehr viel. Wenn ich jetzt daran denke, das an sie in spätestens zwei Jahren von mir trennen wird, dreht es mir den Magen um.<< Er seufzte. Die Küche war leer und wirkte so, als wäre sie noch brandneu. >>Meine Mutter liebt es, alles neu zu dekorieren und umzugestalten. Einmal im Jahr kauft sie komplett neue Möbel. Wenn du mich fragst, ist sie verrückt.<< Er lachte und öffnete dann den Kühlschrank. Dieser war allerdings nicht besonders gut gefüllt. Es war lediglich eine Packung Käse vorhanden. >>Im Regal müssten noch Nudeln und Tomatensauce sein.<< sagte Diego gedankenverloren und schloss den Kühlschrank wieder. >>Und was ist mit deinen Eltern? Also wenn wir gerade bei Familienmitgliedern sind.<< sagte er und kramte in einem der Regale nach einer Packung Nudeln. >>Meine Mutter ist die typische, wilde Schattenjägerin. Sie ist so ein Energiebündel, das man schon außer Atem kommt, wenn man ihr zusieht, wie sie durch die Gegend rennt. Ich schätze, das liegt bei ihr in der Familie. Sie und Federicos  Vater waren Geschwister. Es war ein schwerer Schock für sie, als ihr Bruder von einem Tag zum andere gestorben ist.<< sagte ich und warf die Nudeln in das mittlerweile blubbernde Wasser. >>Federico muss ziemlich am Ende gewesen sein, nachdem er seine Familie verloren hat.<< meinte Diego. Wir hatten uns an die Küchentheke gelehnt. Ich konnte den Blick einfach nicht von ihm abwenden. >>Du meintest vorhin, dass du Ludmila in zwei Jahren nicht mehr in deiner Nähe haben wirst. Wieso?<< Diego sah traurig zu Boden. >>Unsere Eltern werden sie verheiraten.<< Plötzlich kam Federico hereingeplatzt. >>Wie bitte?<< fragte er und stand plötzlich vor uns. >>Das ist schon lange so vereinbart. Mutter und Vater sind nicht nur wegen den Laichen in Idris. Sie suchen für sie einen potenziellen Ehemann. Allerdings weiß Ludmila davon noch nichts.<<  Federicos Gesicht verzog sich ins Undefinierbare. >>Weißt du wie er heißt?<< fragte er Diego mit zusammengebissenen Zähnen. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, wie er in diesem Moment mit sich rang. Diego und ich hatten beide bemerkt, dass zwischen ihm und Ludmila irgendetwas vorgefallen war. Es war die Stimmung, die in der Luft lag, die Unruhe die sich in den beiden breit machte. Die Eifersucht in Federicos Blick, die er mit Wut zu überdecken versuchte. >>Nein. Aber wenn unsere Eltern morgen zurück kehren, werden sie sicherlich eine Liste mit Namen darauf dabei haben. Namen, von denen einer nächstes Jahr auf der Verlobungseinladung und in zwei Jahren auf der Hochzeitseinladung neben dem meinem Schwester stehen wird.<<

Nicht alle Wunden heilt die Zeit, nicht alle Wunden heilt der Schlaf. Manche Wunden sind so tief, dass sie auch nach langer Zeit noch als Narben der Seele zurückbleiben werden. Und jene Wunden, die die Liebe schuf, heilen anscheinend nie. Der Schmerz ist so stark, das er fast schon berauschend erscheint. Ein Schmerz, von dem man sich einerseits wünscht, dass er endlich verschwindet und andererseits hofft, das er noch lange bleibt, um einen daran zu erinnern, wie schön die Zeit war, als der Schmerz noch nicht vorhanden war.

LG twins505

Fedemila und Diecesca-Schattenjäger LiebeskampfOnde histórias criam vida. Descubra agora