Kapitel 22

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Diegos Sicht

>>Diegito?<< Ich hörte die Stimme meiner Schwester durch das Haus hallen und legte das Buch zur Seite,  in dem ich bis eben noch gelesen hatte. Heute würde meine kleine Schwester also ihre Verlobung bekannt geben. Ich seufzte und sah sie ihn. >>Was ist den los?<< Sie war den Tränen nahe und machte mir in diesem Moment mehr Angst, als wenn man mir eine Pistole an den Kopf gedrückt hätte. >>Meine Schuhe. Hast du sie gesehen?<< Sie sah sich suchend um. Mit einer Mischung aus Wut und Fassungslosigkeit betrachtete ich die neue Ludmila, die sich früher nie darum geschert hatte, ob ihre Schuhe da waren oder nicht. Die alte Ludmila hätte einfach irgendein anderes Paar angezogen. Es waren diese kleinen Dinge, an denen ich bemerkte, dass sie nicht mehr die rebellische Tochter war, die für den Kampf gelebt hatte, sondern eine junge Frau, die durch die Liebe zerstört wurde und nun keine Lebensfreude mehr hatte. Sie erinnerte mich auf eine gewisse Weise an Anne Boleyn. Eine englische Königin, aus dem 16.Jahrhundert, die ihren Kopf verloren hatte, weil sie ihren Mann zu sehr liebte. Nur das Ludmila nicht ihren Kopf verloren hatte, sondern ihr Herz. >>Nein. Tut mir leid.<< -war das einzige, was ich in diesem Moment erwidern konnte. Sie zuckte nur mit den  Schultern und ging. Ich schätze, das war der Augenblick, in dem mir bewusst wurde, dass ich dringend etwas unternehmen sollte. Sonst würde die Schwester, die ich so sehr vermisste, ganz verschwinden.

Meine Mutter war natürlich sehr entzückt von dem jungen Mann, der bald ihr Schwiegersohn sein würde. Wieso auch nicht? Felipe war der Inbegriff von Perfektion. Er hielt sich an alle Gesetze des Rates, hatte eine ausgezeichnete Kampfausbildung genossen und war ein intelligenter Charmeur, der jedes Mädchen um den Finger wickeln konnte. Er war gut zu Ludmila, dass wusste ich, aber dennoch war er nicht der Richtige für sie. Meine Schwester mochte Felipe. Si hörte ihm gern zu und lachte über seine Witze, aber sie würde ihn niemals lieben können. Sie würde niemals das für ihn empfinden, was sie für Federico empfand. Das war einfach nicht möglich. Und wir wussten alle, wie diese Geschichte enden würde. Sie würde genauso enden, wie die Geschichte meiner Eltern. Auch ihren Ehe war arrangiert. Auch sie hatten sich nie geliebt. Ich war mich sicher, dass sie mittlerweile miteinander auskamen, aber dennoch waren sie nicht glücklich. Vielleicht war es ja dumm von mir, die Feier einfach zu verlassen, aber ich hatte dringend etwas zu tun.

Mit der Schnelligkeitsrune konnte ich flink wie ein Wiesel durch die Straßen und Gassen flitzen. Ich wusste, wo ich hin musste. Diesen Weg hatte ich früher so oft entlanggerannt, um meine Schwester aus einem Schlamassel zu befreien, in das sie sich selbstständig hineingeritten hatte. Und dieser Weg führte direkt zum Pandemonium Club. Ich platzte zur Tür hinein und ignorierte die Werwölfin, mit den schwarzen Locken, die ich umgerannt hatte. Was sich als nicht besonders klug erwies, den diese verstand offensichtlich keine Scherze. Sie verwandelte sich noch während sie sich auf mich stürzte in einen Wolf und versuchte mir die Kehle durchzubeißen. >>Beim Erzengel! Geh von mir runter, du verdammter Köter, oder du hast echte Probleme.<< knurrte ich und versuchte diesen zu groß geratenen Hund von mir weg zu schupsen . >>Naty!<< rief ein Junge, der kaum älter als ich zu sein schien, von dem anderen Ende des Clubs zu uns rüber. Die Schattenwesen hatten aufgehört zu tanzen sahen nun alle in unsere Richtung. Der Schattenjäger, der sich in einen Club getraute, in dem er deutlich in der Unterzahl war, wollten alle begutachten. Immerhin passierte das nicht alle Tage-zumindest nicht mehr seit Federicos Verschwinden und Ludmilas Veränderung. Der Junge kam auf uns zu gerannt und man merkte gleich, das er trotz seiner schmächtigen Figur und der lässigen Art der Leitwolf war. Das Mädchen kuschte sofort und ordnete sich ihm unter. Ich hatte davon gehört, das ein anderer Wolf den alten Alpha besiegt hat, aber ich hatte nicht erwartet, das so ein kleiner Nichtsnutz nun auf der Rangliste der Wölfe ganz oben stand. Allerdings begriff er immerhin, dass es besser war, seine Hunde unter Kontrolle zu haben, bevor sie irgendeine Dummheit anstellen. Die Wölfin wurde wieder zum Mensch, doch sie fletschte immer noch die Zähne.  >>Hört mal, ich habe keine Zeit mich mit euch rumzuärgern, also werde ich jetzt einfach gehen.<< Ich dreht ihnen den Rücken zu, doch Little Alpha hielt mich zurück. >>Hey! Warte! Du bist Diego Ferro, oder?<< Ich nickte seufzend. >>Ja, und ich muss dringend zum Hexenmeister, also hört auf mich zu nerven...<< Der Junge lachte. >>Glaub mir, ein paar Minuten wirst du Zeit haben.<< Er deutete dem Mädchen an, zu verschwinden und lächelte mich dann matt an. >>Mein Name ist Maximilliano und ich bin seit 2 Monaten der Anführer des Wolfsrudels von Buenos Aires. So ein Schattenjäger-Federico-hier der glaub ich. Hat sich gestern Abend mit mir in Verbindung gesetzt, und meinte, dass er aufklären kann, wieso vier meiner Leute tot aufgefunden worden. Er will dafür nur, dass ich Ihnen diese Nachricht überreiche.<<Er zog einen Zettel aus seiner Jackentasche und überreichte ihn mir. Darauf standen in kritzeliger Schrift einige, kleine Wörter geschrieben, die ich nur schwer entziffern konnte, da die Tinte verwischt war.:

Diego, treffe mich 18;00Uhr im Park;  Fede



Fedemila und Diecesca-Schattenjäger LiebeskampfTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang