Kapitel 8

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Francescas Sicht

Ich saß in meinem Zimmer und las in einem der Romane, die ich mir aus Italien mitgebracht hatte. Die argentinische Literatur sprach mich einfach nicht an. Als es an der Tür klopfte zuckte ich nervös zusammen. Ich setzte mich auf, strich mir das Haar zurück und setzte ein höfliches Lächeln auf. >>Ja, bitte?<< Wie sich herausstellte war es Diego, der Sohn der Ferros. Er hatte ein Tablette auf dem Arm und stellte es vorsichtig auf dem Schreibtisch ab, der am anderen Ende des Zimmers stand und lächelte mir dann zu. >>Du bist nicht zum Frühstück gekommen, da dachte ich mir, das du vielleicht lieber hier essen willst.<< Er setzte sich mir gegenüber und für einen Moment herrschte ein unangenehmes Schweigen. >>Äh...Danke.<< Er lächelte entschuldigend. >>Meine kleine Schwester kann manchmal etwas kompliziert sein, aber sie meint es meistens nicht so, wenn sie etwas falsches sagt. Also nimm es ihr nicht übel, wenn sie sich falsch verhält.<< Er erhob sich und ich sprang ebenfalls auf. >>Nein, es liegt nicht an Ludmila. Es ist nur so...Ach vergiss es einfach. Danke, dass du mir das Essen hochgebracht hast.<< Er betrachte mich nachdenklich. >>Wenn du willst kann ich dir heute die Stadt zeigen. Also die schönen Plätze und so, nicht die Unterwelt.<< Überrascht, über den Vorschlag rief ich: >>Ja, das wäre super.<< Ich erwiderte sein Lächeln. >>Okay. Treffen wir uns in einer halben Stunde an der Eingangstür?<< Als ich zustimmend nickte, verlies er den Raum und ich lies mich lächelnd auf das Bett fallen. Vielleicht ist hier doch nicht alles so schlimm, wie ich dachte.

>>Also, wie ist es so, um die ganze Welt zu Reisen und den ganzen Tag zu nur ans Kämpfen zu denken. << Nach dem wir uns einige Sehenswürdigkeiten der Stadt angesehen hatten, liefen wir nun durch die Innenstadt von Buenos Aires. >>Ganz ehrlich? Es ist furchtbar!<< Diego blieb stehen und seine Stirn legte sich in Falten. >>Und wieso empfindest du so?<< Ich wusste nicht, ob es an der Sanftheit seiner Stimme lag oder einfach an der Frage, die mir sonst noch niemand zuvor gestellt hatte, aber ich hatte das Gefühl, das ich ihm auf jeden Fall vertrauen konnte. >>Ich habe das Gefühl, als ob ich nicht wirklich in diese Welt gehöre. Ich kann nicht glücklich sein, wenn ich auf diese Weise leben muss. Ich wäre so viel lieber ein ganz normaler Irdischer.<< Seltsam. Ich hatte noch nie zuvor mit jemanden so direkt über meine Gefühle gesprochen. Schattenjäger waren generell nicht sehr gesprächig. Wir waren viel zu sehr damit beschäftigt, Pläne für den nächsten Kampf zu erstellen und unsere Waffen zu polieren. >>Was ist den besser an der Mundiwelt? Normale Menschen sind so hilflos.<< Seine Frage klang nicht entsetzt oder schockiert, eher neugierig. >>Aber genau das ist ja gute an der Mundiwelt. Sie sind hilflos. Aber auch ahnungslos. Sie wissen nichts von der ganzen Unterwelt und das erleichtert ihnen das Leben ungemein.<< Diego nickte verständlich. >>Ja, du hast Recht. Aber vielleicht siehst du unsere Welt auch als schlimmer, als sie eigentlich ist. Klar, Schattenjäger sind blutrünstig und leichtsinnig und total lebensmüde. Aber sie sind auch die Guten. Schatttenjäger töten zwar Dämonen, aber nur um die irdischen zu schützen. Und ich für meinen Teil bin gerne der Retter der Irdischen.<< Als Diego lächelte, wurde mir klar, dass er ganz anders war, als die Schattenjäger, die ich kannte. >>So habe ich das noch gar nicht gesehen.<< sagte ich leise und in dem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als hier in Argentinien bleiben zu können. Bei jemanden, der mir ähnlicher ist, als ich gedacht hatte. 


Fedemila und Diecesca-Schattenjäger LiebeskampfWhere stories live. Discover now