Kapitel 29

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Francescas Sicht

Mit unserer Flucht hatten wir jedes noch so kleines Fünkchen Hoffnung auf Glück verloren. Wenn sie uns finden-und das werden sie eines Tages, dann werden wir alle bestraft. Ludmila wird so oder so Felipe heiraten müssen'; Fede landet wieder in Idris und Diego und ich werden bestimmt wegen Hilfe zur Flucht einen Prozess vom Rat am Hals haben. So oder so können wir also nur verlieren. >>Aus diesem Schlamassel gibt es keinen Ausweg.<< hatte Clarissa Fairchild gesagt und uns aus dem Institut geschmissen. Also waren wir jetzt vollkommen hilflos in New York unterwegs. Ohne Unterkunft, ohne Hilfe und ohne Orientierung. Es mag ja sein, dass man in Buenos Aires schnell durcheinander kommt und sich ab und zu verläuft. Aber das ist nichts im Vergleich zu New York City. Jede noch so verdammte Straße sieht gleich aus und hätten wir nicht einen kleinen Cofeeshop gefunden, der Stadtpläne verkauft, würden wir immer noch durch die Gegend irren. So hatten wir immerhin eine Pension in Brooklyn gefunden, die bereit war uns aufzunehmen', ohne groß Fragen zu stellen, wieso wir so extrem tätowiert waren oder wieso wir alleine reisten. >>Clarissa ist ein Miststück!<< knurrte Ludmi und schmiss sich auf das knarzende Bett, das nicht so aussah, als würde es noch lange stehen. >>Sie ist eine Heldin!<< widersprach ich  und setzte sich neben Diegos kleine Schwester. >>Ohne sie wären wir alle tot.<< Ludmila lachte nur bitter. >>Das mag sein, aber das hat sie wahrscheinlich nur getan, um ihren eigenen Hintern zu retten.<< Keiner war in der Lage, ihr zu widersprechen.  Federico schlug die Hände vors Gesicht und wurde immer und immer nervöser. Es wirkte so, als müsste er enorm mit sich ringen, um nicht jeden Moment aufzuspringen und um sich zu schlagen. Doch anstatt auszurasten stand er seelenruhig auf schlenderte Richtung Tür und sagte geduldig: >>Ich gehe etwas frische Luft schnappen.<< Und dann verschwand er. Ich wollte ihm nachgehen, doch Diego hielt mich auf. Noch bevor er mir  erklären konnte, wieso er das getan hat, begriff ich es schon von allein. Ludmila stürmte Fede hinterher und schlug die Tür hinter sich zu. >>Ich muss dir etwas sagen.<< meinte Diego nun und zog mich näher an sich heran. >>Bevor sie uns rausgeschmissen hat, hat Clarissa mir erzählt, wie ich meine Schwester retten könnte.<< Allein an der Art, wie er diese Worte ausdrückt, hätte ich mir denken können, dass es um etwas verdammt schlimmes gehen sollte. Verunsichert nickte ich. >>Okay.<< Er lächelte matt. >>Ich liebe Ludmila über alles. Sie ist meine Schwester-mein eigen Fleisch und Blut. Ich würde alles dafür tun, dass sie glücklich werden kann und diesen schrecklichen Typen nicht heiraten muss.<< Okay,  spätestens jetzt hätte mir auffallen sollen, dass irgendetwas nicht stimmt. >>Clarissa meinte, dass es nur einen einzigen Weg gibt, der erzielt, dass  Federico und Ludmila gemeinsam als Schattenjäger glücklich werden. Und dafür muss ich Felipe umbringen.<< Ich sah ihn entgeistert an und musste mir die Hand vor den Mund halten, um nicht sofort laut loszuschreien. >>Das kannst du nicht machen!<< sagte ich leise, aber vollkommen ernst. >>Sie werden dir dafür schrecklich Dinge antun.<< Diego lächelte sanft. >>Ja. Genau darum geht es ja. Wenn ich Felipe umbringe, wird die Bindung zwischen ihm und Ludmila brechen und sie könne Fede heiraten. Und mich wird man auch nicht töten. Stattdessen wird man mich entrunen und aus der Gesellschaft der Schattenjäger verstoßen.<< Mir wollte einfach nicht bewusst werden, wie er so etwas nur sagen konnte. >>Wieso willst du mir das antun? Ich kann nicht mehr ohne dich leben Diego! Und ich will es auch nicht! Wenn man dich verstoßen sollte, werde ich mich dir unter jeden Umständen anschließen.<< Diego schüttelte den Kopf. >>Nein. Du solltest das Leben führen, das du verdient hast. Ein Leben, in dem du nicht mit irgend so einem Schattenjäger-Looser in der Bibliothek rumhängst und dich aller zwei Tage mit seiner Schwester anlegen musst, die in fünf Jahren bestimmt immer noch genauso nervig sein wird wie jetzt. Ich will doch nur, dass du glücklich bist.<<  Ich seufzte und strich Diego mit dem Handrücken über die Wange. >>Aber ich bin glücklich. Wieso verstehst du das den nicht? Ich könnte niemals ohne dich glücklich werden. Also versuch gar nicht erst, mich loszuwerden. Und wenn ich mich an dein Bein ketten muss, damit du mich mitnimmst: Ich lasse dich das nicht alleine durchziehen!<<

Fedemila und Diecesca-Schattenjäger LiebeskampfWhere stories live. Discover now