Kapitel 40

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Nicht alle Wunden heilt die Zeit. Nicht alle Wunden heilt der Schlaf. Manche Wunden sind so tief, dass sie auch nach langer Zeit noch als Narben der Seele zurückbleiben werden. Und jene Wunden, die die Liebe schuf, heilen anscheinend nie. Der Schmerz ist so stark, dass er fast schon berauschend erscheint. Ein Schmerz, von dem man sich einerseits wünscht, dass er endlich verschwindet und andererseits hofft, dass er noch lange bliebt, um einen daran zu erinnern, wie schön die Zeit war, als der Schmerz noch nicht vorhanden war. Doch ist es falsch, sich so zu fühlen? Ist es falsch, an dem Schmerz festzuhalten und ihn nicht mehr loslassen zu wollen? Wer weiß das schon? Denn ich erleide lieber Tag für Tag den gleichen, bedrückenden, berauschenden Schmerz, als ihn in Vergessenheit geraten zu lassen. Als ihn aus meinem Herz verschwinden zu lassen.

Ludmilas Sicht.

Blut. Überall Blut. An meinen Händen, auf meinem Kleid. Einfach überall! Ich knie neben ihm. Sein Kopf ruht auf meinem Schoss. Ganz sanft versucht Felipe mich von ihm fortzuziehen. Doch ich will nicht. Ich kann ihn nicht allein lassen. Also schlage ich um mich und treffe Felipe mit dem Ellbogen im Gesicht und er stolperte zurück. Doch das Blut ist nicht das einzige, was mir zufiel wird. Auch die Stimmen sind überall. Die entsetzten Aufschreie der Hochzeitsgäste. Francescas niedergeschlagenes Gewimmer, Diegos verzweifelte, entschuldigende Worte und Mutters aufgeregtes Geplapper. >> Seit still! Seit einfach alle still und geht!<< schreie ich. Das Gerede hört auf und alle sehen mich an. >>Ich habe gesagt, ihr sollt gehen!!! Verschwindet!<< kreische ich, ehe meine Stimme versagt. Ich weiß, dass das egoistisch von mir ist. Sie sollen auch trauern dürfen. Aber es ist mir egal. Ich halte es einfach nicht mehr aus. Ich spüre den besorgten Blick meiner Mutter auf mir, die dann stumm, aber energisch alle vertreibt. Bis ich ganz allein mit ihm bin. Ich lege meine blutigen Hände auf Federicos Gesicht. Meine Tränen tropfen auf seine Wangen. Ich wusste, dass er tot war, tief in meinem Inneren wusste ich. Aber es zu wissen und es akzeptieren sind zwei völlig verschiedene Dinge. Ich weiß genau, ob ich wütend bin oder einfach nur unendlich traurig, aber ich schreie ihn an.  Ich sage ihm, er solle doch endlich die Augen aufmachen und mich ansehen. Doch das wird er wohl nie wieder tun. ALs ich das begreife, fühle ich mich wie gelähmt. Ich komme aus diesem unerträglichen Schmerz nicht mehr raus. Dieser grausame Schmerz erstickt mich fast. Er ist wie Rauch, der sich auf meine Lungen legt. Er ist wie Feuer, dass sich scheinbar für immer durch mein Herz brennt und wie ein Schneesturm, der so eisig ist, dass ich befürchte, jeden Moment zu erfrieren. Es ist so einfach, sich zu verlieben. Ein Blick, ein Lächeln, ein Herzschlag, ein Kuss und schon ist es mit einem passiert. Doch was passiert, wenn einem diese Liebe wieder genommen wird? Mit einem einzigen Schuss? Plötzlich wird mir klar, dass egal wie schnell man sich verlieben kann, es gibt immer etwas, dass diese Liebe viel schneller vernichten kann.  Und nun knie ich hier, in einer Blutlache und halte den Kopf meiner großen Liebe in den Händen. Meine Finger versuchen  immer noch seinen Pulsschlag zu finden. Doch da ist rein gar nichts mehr. Nur noch Stille. Einsame, verlorene, beängstigende Stille. Irgendwann höre ich auf zu weinen. Wahrscheinlich kann man irgendwann nicht mehr weiter weinen. Ich fühle mich ausgetrocknet. Doch das interessiert mich nicht weiter. Das einzige, was jetzt wichtig ist, ist die unglaubliche Leere in meinem Inneren. Die Leere in meinem Herzen. Ich fühle mich so, als hätte man mir ein großes Stück meiner Seele entrissen-und das wird wahrscheinlich für immer so bleiben.

Hallo ihr Lieben. Ich möchte noch einmal etwas zu der ganzen: Federico ist tot-Sache sagen. Vor allem möchte ich erklären, wieso er sterben musste. Seit mehreren Wochen habe ich immer und immer wieder den gleichen Traum, in dem jemand, der mir wirklich sehr viel bedeutet stirbt. Und das wirklichen jeden Tag. Ich dachte, dass wenn ich aufschreiben würde, was ich in diesem Traum fühle, dass ich das dann nicht immer träumen würde. Also ich mach das hier nicht, weil ich euch gerne weinen sehen will oder so, sondern nur, weil ich mir damit selbst helfen will. Ich hoffe, dass ist kein Grund die Geschichte nicht weiterzulesen. Aber trotzdem sorry. LG twins505

Fedemila und Diecesca-Schattenjäger LiebeskampfWhere stories live. Discover now