28.Kapitel+Info am Ende

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Kyla

Ich atmete nochmal kurz durch. Dann sagte ich leise:

<Hey Alex. Ich bins, Kyla. Ich brauche deine Hilfe.>

Am anderen Ende der Leitung wurde es still. Ich warf einen Blick zu Cole, welcher beruhigend lächelte und meine Hände drückte. Die Berührung war unglaublich sanft und ich wünschte mir in diesem Moment einfach nur, dass wir nicht in dieser blöden Situation waren. Bevor ich aber zu sehr darüber nachdenken konnte hörte ich wieder Alex' Stimme.

<Kyla? Wo warst du so lange? Seid wann redest du? Und wobei brauchst du meine Hilfe?>

Ich lächelte leicht über den überraschten und freudigen Tonfall seiner Stimme. Er war mir anscheinend nicht sauer, dass ich einfach so verschwunden war. Zum Glück. Das hätte die ganze Situation nur verkompliziert. Ich überlegte mir kurz, was ich zu ihm sagen sollte, dann antwortete ich:

<Ich habe mich etwas dumm angestellt und die Behörden haben mich geschnappt. Dann bin ich in eine Pflegefamilie gekommen. Reden tue ich schon seit ein paar Wochen wieder. Und was die Sache mit der Hilfe angeht, nun, das ist etwas kompliziert.>

Am anderen Ende der Leitung hörte ich Alex langsam fragen:

<Inwiefern kompliziert?>

Ich verzog das Gesicht, nicht sicher, was ich sagen sollte. Cole hatte die Stirn in Falten gelegt, dann beugte er sich zu mir herunter und meinte leise:

<Sag ihm, dass es um Cesar geht, dann das dein Onkel etwas damit zu tun hat. Danach am Besten, dass du Cesar da raus holen musst, da Francesco ihm noch wer weiß was antut. Lass das Geld und mich erstmal raus. Okay?>

Ich nickte, dankbar für die Anregung.

<Es ist so, Cesar ist weg. Ich habe mich neulich mit ihm getroffen und habe ein paar Sachen mit ihm unternommen und dann, heute, habe ich einen Anruf von Francesco bekommen. Er meinte, dass ich mir bis morgen etwas zum Tausch ausdenken soll, sonst tut er Cesar weh. Meine Frage war jetzt, ob...>

<...ob ich dir bei der Befreiung deines Cousins helfen kann.>

Unterbrach mich Alex. Ich nickte, doch dann fiel mir auf das er das ja gar nicht sehen konnte, also bejahte ich vorsichtig. Am anderen Ende der Leitung blieb es eine längere Zeit lang still und langsam bekam ich Angst, dass Alex mir sagen würde, dass ich mich zum Teufel scheren könnte. Ich meine, Übel nehmen könnte ich es ihm nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit antwortete er dann endlich.

<Du weißt, Kyla, dass Francesco ein verdammt starker Gegner ist. Wenn er es darauf anlegt könnte er meine und Dads gesamte Arbeit zerstören. Wir haben weder Zeit noch Mittel, um uns mit deinem Onkel anzulegen.>

Ich erstarrte und atmete heftig durch. Dann sah ich zu Cole. Ich musste mich wirklich zusammen reiße, sonst würde ich noch schreien. Cole beugte sich zu mir herüber und verdeckte mit einer Hand das Mikrophon des Handys. Dann murmelte er:

<Sag ihm, dass du die Mittel hast seine Leute gut auszurüsten. Sag aber nicht wie viel Geld du ihm geben könntest.>

Ich nickte, wieder mal froh, dass ich Cole hatte. Er war ein ziemlich guter Verhandlungspartner. Ohne ihn wäre ich schon längst durchgedreht. Diese Erkenntnis überraschte mich und machte mir, ich gab es zu, etwas Angst. Ich war es nicht gewohnt mich auf andere zu stützen, von anderen Abhängig zu sein. Mein Vater hatte mich schließlich als eigenständige, starke Frau erzogen und nicht als das kleine Mädchen, dass nichts ohne andere konnte. Schnell verdrängte ich, wie in letzter Zeit schon so oft, meine Gedanken. Stattdessen sagte ich langsam, als würde ich überlegen:

<Die Mittel hätte ich, die Zeit kann ich dir leider nicht geben.>

Diesen Satz ließ ich zwischen uns stehen, während ich mir vorstellte, wie sich die Räder in Alex' Kopf drehten. Ich wusste, dass Alex immer an erster Stelle an das Geld dachte. Ich hatte das selbst erfahren. Doch ich hatte kein Problem damit. Es war seine Art, er musste selbst wissen, was für ihn wichtig war.

<Wie meinst du das, die Mittel dafür?>

Ich schmunzelte und warf einen Blick zu Cole. Ich hatte es gewusst. Auch Cole wirkte mehr oder minder zufrieden.

<Mit die Mittel meine ich, dass ich dich und deine Leute finanziell unterstützen könnte. Eine Art Zuschuss, Bezahlung, wie auch immer du es nennen willst.>

<Warum sagst du das erst jetzt?>

Kurz machte Alex eine Pause.

<Hat es etwas mit der Person zu tun, die dir eben gesagt hat, wie du vorgehen sollst?>

Überrascht runzelte ich die Stirn und warf den gefühlt tausendsten Blick zu Cole. Die Idee, mich wie eine selbstständige, junge Frau zu benehmen, verwarf ich für den Moment. Es ging schließlich gerade auch um Cole. Dieser nickte mir kurz zu. Gut, ich konnte etwas über ihn sagen.

<Die Person ist ein Freund von mir, Cole. Er war in letzter Zeit mit mir und Cesar unterwegs.>

Wieder blieb es am anderen Ende der Leitung still, dann antwortete Alex:

<Schon einmal daran gedacht, dass dieser Freund, Cole, mit Francesco unter einer Decke hängt?> 

Ich sah das Handy ungläubig an. Alex traute mir ja viel zu. Cole stieß mich leicht an, die Lippen zu einem frechen Grinsen verzogen. Dann deutete er auf das Handy. Ich nickte, ein freudiges und vielleicht auch nervöses Kribbeln machte sich in mir breit. Was hatte er vor? Cole schnappte sich das Handy und meinte dann locker zu Alex:

<Höre ich da etwa Eifersucht? Keine Sorge, zwischen uns läuft nichts. Naja, kommen wir auf deine Frage zurück. Ich weiß nicht was du von mir denkst, aber ich würde niemals mit oder für jemanden arbeiten, der meine Familie oder mich bedroht. Abgesehen davon könnte Kyla dich jetzt gar nicht mehr erreichen wenn ich für Francesco arbeiten würde, weil ich sie schon längst zu ihrem Onkel geschleppt hätte. Reicht dir die Antwort?>

Am anderen Ende der Leitung blieb es kurz still, dann kam die Antwort.

<Ja, die Antwort reicht mir.>

Ich hielt die Luft an, als Cole schließlich die Frage der Fragen stellte:

<Hilfst du uns dann bei der Rettung von Cesar?>

<Ja.>

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  So, ein neues Kapitel. Bevor jetzt alle denken, ach scheiß doch auf das was die hier schreibt, würde ich euch bitten noch ganz kurz das hier zu lesen. Das Ende der Geschichte ist jetzt nicht mehr so weit weg und, wie manche bereits gesehen haben, hat Das Schweigen der Gebrochenen  fast 1k reads. Deswegen plane ich als kleines Special eine Lesenacht. Diese Lesenacht würde dann irgendwann zwischen Anfang bis Mitte Dezember stattfinden. Ich weiß, dass dauert noch recht lange, aber ich habe in nächster Zeit noch richtig viel zu tun, wie für Arbeiten lernen, Konfifilmnacht, mehrtätige Chorproben plus Konzerte, Geburtstag und, und, und. Aber genug, ich würde mich sehr freuen wenn ihr mir in die Kommentare schreibt, was ihr von meiner Idee haltet.

Eure juli29022

Das Schweigen der Gebrochenen *Pausiert*Where stories live. Discover now