13.Kapitel

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Kyla

Unauffällig schob ich mich durch die Tür des Mietshaus, in dem ich ab jetzt leben würde. Ich hatte schon vor ein paar Monaten dafür gesorgt, dass die Wohnung bezugsbereit war, sollte jemals ein Notfall eintreten. Die Wohnung war im dritten Stock, eine von insgesamt vier auf dieser Etage. Während ich die Tür öffnete sah ich mich um, jederzeit bereit zu verschwinden, sollte etwas nicht stimmen. Doch nichts passierte.

Natürlich passiert nichts, Kyla. Du hast doch dafür gesorgt, dass niemand dich hier finden kann.

Wow, meine innere Stimme sprach gut von mir. Ein Fortschritt. Ich schob die Tür auf und betrat den kleinen Flur mit der Gaderobe und dem Schuhregal. Beides war bereits mit Jacken und Schuhen gefüllt. Die Wände waren weiß gestrichen, der Boden mit gellgrauem Laminat belegt und von der Decke strahlten Einbauleuchten auf mich herab, während ich mich meiner Jacke und meiner Schuhe entledigte. Dann, sobald ich beides an den passenden Platz gestellt hatte, öffnete ich die erste der vier Türen, die in ein kleines, aber geräumiges, Bad führte. Das Bad hatte schwarze Wand-und Bodenfliesen, der Unterschrank sowie die Nebenschränke waren aus schwarzem Granit und auch die ebenerdige Dusche hatte einen schwarzen Boden und eine aus Glas bestehende Kabine rundete das Bild ab. Schnell räumte ich meine Badartikel in den Spiegelschrank über dem Waschbecken. Ich war ziemlich froh, dass ich nicht sauber machen musste, da ich eine Putzfrau engagiert hatte, um in meiner Abwesenheit alles ordentlich zu halten. Nachdem das Bad eingeräumt war machte ich mich auf den Weg in das kleine Schlafzimmer. In dem Zimmer stand an der Seite gegenüber der Tür ein großes, schwarzes Boxspringbett mit ebenso schwarzer Bettwäsche, daneben zwei kleine, schwarze Glasnachtschränke. An der Wand zur linken stand ein großer, schwarzer Hochglanzschrank und an der Wand diesem gegenüber war eine große Glasfront mit verspiegeltem Glas. Der Boden des Schlafzimmers war mit einem flauschigen, schwarzen hochfloorteppich bezogrn und Wände sowie Decke waren schwarz gestrichen. Ich steuerte als erstes auf das Bett zu und zog meinen Laptop aus der Tasche. Dann kniete ich mich neben das Bett und zog den Nachtschrank auf die Seite. Dahinter löste ich die Leiste und ein kleiner Touchscreen mit Zahlen erschien. Auf diesem gab ich den sechsstelligen Code 384920 ein und mit einem leisen Klicken schob sich das Metall, zu dem der Touchscreen gehörte, nach vorne. Der Metallene Hohlraum war gerade groß genug, damit ich meinen Laptop dort rein schieben konnte. Dann schob ich den Safe wieder zurück und sobald ein leises klicken verriet, dass mein Heiligtum sicher war, schob ich Leiste und Nachtschrank zurück an ihre Plätze. Danach machte ich mich mit meiner Tasche auf den Weg in das Wohnzimmer, welches ähnlich wie Bad und Schlafzimmer in schwarz gehalten war. Schwarzer Laminat, schwarze Wände, schwarze Decke, eine schwarze Couch mit einem hellgrauen hochfloorteppich davor, eine schwarze Wohnwand mit lila LED, einem großen Flatscreen und eine Wand voller schwarzer Bücherregale. Ich lief auf die Wohnwand zu und öffnete eines der unteren Fächer, in welches ich meine gesamten neuen Dokumente legte. Mein Handy legte ich auf die Couch. Dann machte ich mich auf den Weg in die Küche. Lediglich die Wände waren in diesem Raum weiß gestrichen, doch die Küchenzeile, der Küchentisch sowie die dazugehörigen Stühle und sogar sämtliche Küchengeräte waren dunkel gehalten. Als erstes öffnete ich den Kühlschrank und stellte erfreut fest, dass dieser gut gefüllt war. Als nächstes machte ich mir ein Brot mit Erdbeermarmelade. Währenddessen ging ich durch, was ich als nächstes machen musste. Dann, als ich mit essen fertig war, holte ich meinen Laptop aus seinem Versteck und begann, auf einem verschlüsselten Dokument, meine nächsten Schritte aufzulisten.

To-do Liste:
Job suchen
beginnen wieder zu sprechen
√ Alle Bilder und Videoaufnahmen auf meinem Reiseweg bearbeiten
√ Mit Nachbarn bekannt machen
√ Sicherheitsmaßnahmen treffen
Achtung: Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge

Nach dem abtippen schickte ich die Datei an mein Handy und verschlüsselte alle Zugänge dazu. Dann brachte ich meinen Schatz zurück in sein Versteck. Mittlerweile war es schon etwa 8 Uhr abends und ich beschloss, die meisten Punkte der Liste auf morgen zu verschieben. Doch einen Punkt sollte ich möglichst schnell beginnen. Ich atmete tief ein und lief dann festen Schrittes in mein Bad. Dort lehnte ich mich auf das Waschbecken und musterte mich im Spiegel. Ich hatte mich in den letzten beiden Tagen verändert. Mein Spiegelbild wirkte angespannt, irgendwie älter. Meine Augen hatten einen eiskalten Ausdruck angenommen, sie wirkten wie glatt polierte, graue Steine. Man konnte getrost annehmen, dass ich mindestens 18 Jahre alt war, obwohl das natürlich nicht der Fall war. Ich atmete nochmals tief ein. Jetzt oder nie. Mein Herz verkrampfte sich, als ich es hörte. Ein gekrächztes <Hallo> hatte meine Lippen verlassen. Trotz der Tatsache, dass man fast nichts verstanden hatte, hatte ich es wahrgenommen. Meine Stimme klang immer noch genauso wie früher. Genauso wie meine Mutter. Ich begann zu bedauern, dass ich mit vorgenommen hatte, zu reden, doch wo ich jetzt schon damit begonnen hatte gab es kein zurück mehr. Also starrte ich einen neuen Versuch.

So lief das etwa zwei Stunden lang, bis ich endlich deutlich verstand, was ich sagte. Wieder atmete ich tief ein und begann dann meinem Spiegelbild etwas über mein neues Ich zu erzählen.

<Hallo, mein Name ist Keira Smith, ich bin 18 Jahre alt und wurde am 12.05.1998 geboren. Ich lebe mein ganzes Leben lang schon in meiner Geburtsstadt. Meine Eltern hießen Sophia und Derek Smith und sind vor etwa zwei Jahren bei einem Autounfall gestorben. Ich bin Einzelkind. An meinem Achtzehnten Geburtstag bin ich bei meinen Pflegeeltern ausgezogen...>

Als ich fertig damit war mir meine Lebensgeschichte, die zu größten Teilen erdacht war, zu erzählen, machte ich mich fertig zum Bettgehen. Müde überprüfte ob alle Fenster und Türen verschlossen waren, dann glitt ich in einen tiefen erholsamrn Schlaf.

Das Schweigen der Gebrochenen *Pausiert*Where stories live. Discover now