27.Kapitel

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Cole

Angespannt sah ich zu Kyla hinüber. Francesco? Das war doch nicht zu fassen. Kyla sah ebenfalls sorgenvoll in meine Richtung. Ihre Stimme hatte sich, trotz der Reaktion  ihres Körpers, ziemlich gefasst angehört. Sie war eine gute Schauspielerin, dass musste ich ihr lassen. Doch das half nicht gegen Francesco, welcher jetzt zu sprechen begann.

<Schön das du fragst. Ich habe mir noch nicht ganz überlegt, was ich tun soll. Vielleicht hast du ja eine Anregung für mich?>

Kyla starrte wütend auf ihr Handy hinab und sah aus, als würde sie gleich ausrasten. Sie musste ihren Onkel wirklich hassen. Vorsichtig trat ich neben sie und fasste nach ihrer Hand. Meine Finger begannen fast sofort zu kribbeln und ein warmes Gefühl machte sich in mir breit, welches ich jedoch gekonnt ignorierte. Beruhigend fuhr ich mit dem Daumen über ihren Handrücken. Sie drückte meine Hand und meinte dann, nicht mehr ganz so wütend:

<Wie wäre es damit: Ich bezahle dir das ganze Geld, welches ich mir genommen habe. Von mir aus verdoppel ich es auch. Dafür lässt du aber Cesar frei und uns alle in Ruhe.>

Für mich hörte sich das nach einem ganz passablen Angebot an. Wäre ich an Francescos Stelle würde ich den Deal annehmen. Doch besagter Mafioso schien nicht meiner Meinung zu sein. Am anderen Ende der Leitung hörte ich ein abfälliges Schnauben.

<Es geht mir nicht ums Geld, nicht nur. Du hast mich vor allen anderen blamiert, erst durch dieses Geplänkel mit dem Kleinen von Antonio, dann mit dem Diebstahl und deinem verschwinden und zum Schluss noch damit, dass du meinen Leuten neulich entwischt bist. Dafür wirst du büßen, Kleines. Du kannst dir bis übermorgen überlegen was du mir anbietest. Bis dahin unterhalte ich mich noch etwas mit meinem Sohn.>

Dann legte er auf. Wir starrten beide ein paar Minuten sprachlos auf das Smartphone, beide zu geschockt um etwas anderes tun. Denn uns war klar, dass er sich nicht nur mit seinem Sohn unterhalten würde. Kyla löste sich zuerst aus der Starre. Sie schnappte sich ihr Handy und legte ebenfalls auf. Dann begann sie unruhig auf und ab zu gehen. Ich sah ihr einige Zeit lang dabei zu und versuchte aus ihrer Mimik zu lesen. Schwer war das nicht. Sie schien wütend zu sein, doch sah ich auch weitere Gefühle dicht unter der Oberfläche brodeln. Hass, Sorge, Angst. Ihr Gesicht war ausdrucksvoller wie je zuvor, die Stirn gerunzelt als würde sie nachdenken. Ich wollte sie nicht stören, also legte ich mich auf die Couch und sah an die Decke. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der meine einzige Beschäftigung die Gedanken an das, was Francesco seinem Sohn antun könnte, war, brach Kyla schließlich das bedrückende Schweigen.

<Ich lasse mich mit Cesar austauschen.>

Ich hob ruckartig den Kopf und stützte mich auf meinen Unterarmen ab. Mein Blick schoss zu ihr. Das konnte sie nicht so meinen.

<Bist du irre? Francesco legt dich um, nachdem er was weiss ich nicht alles mit dir gemacht hat. Das ist dein sicherer Tod.>

Kyla sah zu mir herüber. Ihr Blick wirkte leicht unsicher.

<Aber was soll ich denn sonst machen? Francesco wird sonst nichts anderes akzeptieren und Cesar ist mir zu wichtig als das ich ihn bei meinem Onkel lassen könnte.>

Ich legte den Kopf in den Nacken, während sich Verzweiflung in mir breitmachte. Ich konnte Kyla einerseits nicht auf so eine Selbstmordaktion schicken, andererseits fiel mir auch nichts besseres ein um Cesar zu retten.

<Wir sollten bis morgen warten. Vielleicht fällt ja noch jemandem etwas ein, bevor Francesco anruft.>

Kyla nickte, dann verließ sie das Wohnzimmer. Im Türrahmen blieb sie nochmal stehen und meinte leise:

Das Schweigen der Gebrochenen *Pausiert*Where stories live. Discover now