16.Kapitel

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Kyla

Nervös sah ich noch einmal in den Spiegel. Das Make-up saß, meine Haare hatte ich zu einem strengen Zopf zusammengebunden. Die verwaschene Jeans, die Tief auf meinen Hüften saß, passte gut zu dem schwarzen Oberteil, welches bis zur Taille aus einem dickeren Stoff und ab der Taille aus zwei durchsichtigen Teilen bestand, eins vorne und eins hinten. Das vordere hatte ich zusammengebunden. Bei diesen Look trug ich einfach, schwarze High Heels. Ich sah auf mein Handy. 18:15 Uhr. Gleich musste ich los. Ich war zweifach nervös. Auf der einen Seite war ich Nervös weil ich nicht ganz sicher war, ob die Sache mit dem Club so eine gute Idee gewesen war, andererseits befürchtete ich einen Anruf von Cesar, in dem er mir mitteilte, dass es Probleme gab. Seufzend schnappte ich mir eine kleine schwarze Clutch und verließ meine, schon gesicherte, Wohnung. Dann machte ich mich mit meinem Mini auf den Weg. Aus dem Radio dudelte Imagination von Shawn Mendes, eines meines Lieblingslieder. Um 18:58 Uhr erreichte ich das Starlight. Es lag etwas näher an der Innenstadt und war mit Kameras ausgestattet, doch durch einen kleinen Zufall waren diese heute Nachmittag ausgefallen. Und durch einen noch größeren Zufall hatte die Securityfirma, die den Club betreute, ebenfalls ein kleines Problem mit der Technik. Mit fließenden Bewegungen verließ ich meinen Wagen und machte mich daran, Luci zu suchen. Schnell fand ich sie etwas abseits vom Eingang, vor dem sich schon eine Schlange gebildet hatte. Bei Luci standen drei weitere Personen. Eine Frau und zwei Typen. Die Frau war groß und hatte lange braune Haare und ebenso braune Augen. Sie trug ein kurzes, schwarzes Kleid und farblich passende High Heels. Luci trug ein enges, Rückenfreies Kleid im selben Farbton wie ihre Haare und schwarze High Heels. Einer der Typen, der kleinere, hatte weißblonde Haare und anscheinend grüne Augen und trug ein dunkles Shirt und eine ebenso dunkle Hose. Der andere Typ war wohl der Auffälligste von allen. Er hatte weiße Haare mit dunkelgrünen Spitzen, grüne Augen mit Bernsteinfarbenen Spritzern, ein Unterlippen Piercing und ein weiteres in der Augenbraue und einen Tunnel im linken Ohr. Dazu trug er ein weißes Hemd und eine verwaschene Jeans. Luci bemerkte mich, als ich nur noch ein paar Meter von ihr und ihren Freunden entfernt war. Sie winkte mich zu sich und umarmte mich fröhlich. Okay, dass war ich nicht gewohnt. Sie zog mich neben sich und stellte mich vor.

<Leute, dass ist Keira. Kei, das sind meine besten Freunde. Das andere Mädchen hier ist Sky, der Typ in schwarz ist Kyle und der etwas ausgefallenere in unserer Runde ist mein Zwillingsbruder Blake.>

Überrascht musterte ich Blake nochmal. Er hatte eine entfernte Ähnlichkeit mit Luci, wie ein Cousin oder so, aber nicht wie ein Zwilling. Ich schüttelte meinen Kopf um meine Überlegungen loszuwerden und meinte dann zu den anderen, die mich alle schon kurz begrüßt hatten:

<Hey, schön euch kennenzulernen. Ihr könnt mich Kei nennen.>

Die anderen nickten und wir machten uns auf den Weg in den Club. Da Sky die Verlobte des Türstehers war konnten wir den Club sofort betreten. Wir schlängelten uns zur Bar. Dort setzten wir uns auf die Hocker und bestellten etwas. Sky, Luci und ich wählten einen Cocktail, die Jungs nahmen beide einen Whisky. Ich saß zwischen Blake und Luci. Luci redete die ganze Zeit mit Sky über irgendeinen neuen Schönheitssalon und ich quatschte mit Kyle, der auf der anderen Seite von Blake saß. Wir unterhielten uns über Autos, als Lucis Zwilling, der bisher nur in sein noch immer volles Glas gestarrt hatte, unser Gespräch unterbrach.

<Deine Stimme hört sich irgendwie so an, als hättest du Probleme zu reden. Warum, wenn ich fragen darf, ist das so?>

Überrascht blinzelte ich. Er hatte eine sehr gute Beobachtungsgabe. Im moment war das ein Problem, aber sonst sicherlich ganz nützlich. Schnell suchte ich nach einer Ausrede, die glaubhaft klang. Da ich eine gute Lügnerin war viel mir schnell eine ein.

<Vor ein paar Jahren gab es in meinem Elternhaus einen Brand, dabei hab ich Rauch eingeatmet und der hat meinen Stimmbändern geschadet.>

Blake wirkte nicht überzeugt, fragte aber nicht weiter nach. Da nun eine etwas peinliche Stille eintrat, suchte ich nach einem neuen Thema. Schließlich fiel mir etwas ein.

<Du, Blake, hast du dir deine Haare selbst gefärbt oder hast du sie dir färben lassen?>

Blake ging auf meinen Themenwechsel ein, er schien sogar ziemlich froh darüber zu sein.

<Beim ersten Mal hat Luci mir die Haare so gefärbt und mir erklärt wie das geht. Danach konnte ich das selbst.>

Das war gut zu wissen. Vielleicht würde ich das ja irgendwann mal brauchen. Wieder trat Stille ein, doch dieses Mal war es Blake, der unseren kläglichen Abklatsch eines Gespräches weiterführte.

<Du hast ein echt cooles Auto. Das muss teuer gewesen sein. Wie kannst du dir, wenn ich das fragen darf, so etwas leisten?>

Dieses mal musste ich mir nichts ausdenken, da ich mir dafür schon eine Antwort zurechtgelegt hatte.

<Ich hab geerbt, von meiner Oma. Sie hat mir nen ziemlichen Batzen Geld dagelassen.>

Blake blinzelte und schien dann genau zu überlegen, was er als nächstes sagen sollte.

<Das mit deiner Oma tut mir leid. Aber weshalb arbeitest du in so einem kleinen Laden, wenn du doch so viel geerbt hast?>

Blake war klug, doch nicht klug genug um mich bei einer Lüge zu erwischen. Denn auch auf diese Frage hatte ich eine Antwort.

<Ich möchte auf eigenen Beinen stehen, auch wenn das mit meinem momentanen Job schwer ist. Ich möchte für mein Studium sparen, welches ich nächstes Jahr anfangen möchte.>

Blake nickte, dann fragte er weiter:

<Du bist 18, richtig?>

Auf mein zustimmendes Nicken hin meinte er:

<Du wirkst mir gar nicht so alt. Eher 16, so um den dreh rum.>

Ich lachte leise. Er war wirklich interessant. Er versuchte mit subtilen Mitteln berauszufinden, ob ich wirklich die war für die ich mich ausgab.

<Das sagen die Leute oft. Aber sag mal, als was arbeitest du eigentlich?>

Blake schien zu überlegen, dann antwortete er gelassen:

<Ich arbeite als Mechaniker in einer Werkstatt hier in der Nähe. Warum?>

Wieder lachte ich kurz auf. Das war ein ziemlicher unterschied zu dem, was er die ganze Zeit bei mir gemacht hatte.

<Ich hab mich das einfach nur gefragt, weil du mich die ganze Zeit so mit Fragen durchlöchert hast.>

Jetzt grinste Blake entschuldigend. Er schien sich gerade Entschuldigen zu wollen, als eine eingehende Nachricht mein Smartphone zum summen brachte. Während ich mit einem entschuldigenden Blick zu Blake mein Handy herauskramte, begann mein Herz wie wild zu klopfen. Ein Blick auf das kleine Gerät bescherte mir eine halben Herzstillstand. Ich klickte die Nachricht an. Es war eine kurze SMS.

Wir haben ein Problem, Kleines.

Ich starrte kurz auf mein Handy, dann nahm ich Blake das Getränk, aus dem er gerade hatte trinken wollen, aus der Hand. Ich trank den Whisky in wenigen Schlucken. Er brannte leicht in meiner Kehle, doch ansonsten hatte er eine Beruhigende Wirkung. Sobald ich das Getränk runtergestürzt hatte ließ ich meinen Kopf mit einem leisen Knall auf den Tresen fallen.

<Scheiße...>

Das Schweigen der Gebrochenen *Pausiert*Where stories live. Discover now